Rheinische Post Hilden

Live-Übertragun­g eines Mordes

- VON KATHARINA MEHLES

Das Dresdner „Tatort“-Team ermittelt in seinem spannenden dritten Fall in der Youtuber-Szene, in der Klicks alles sind.

DRESDEN Am Sonntag löst das neue Tatort-Team aus Dresden zwar erst seinen dritten Fall, doch die Oberkommis­sarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) mit ihrem Chef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) sind schon jetzt richtig etabliert in der Krimi-Reihe. Das liegt an den bislang sehr spannenden Fällen, aber auch an der unaufgereg­ten Art der Ermittler, sie zu lösen. Es gibt lustige Sprüche, aber keine Münsterane­r „Tatort“-Albernheit­en, statt kaputter Kommissare wie in Dortmund lösen hier eine Alleinerzi­ehende und eine On/OffSingle-Frau die Fälle. Beide Frauen nehmen ihren wichtigtue­rischen, chauvinist­ischen Chef nicht ganz so ernst. Das kommt dem Zuschauer bekannt vor, damit können sich viele leicht identifizi­eren. Und endlich, denkt man sich, ermittelt auch ein reines Frauen-Team im „Tatort“, das sich nicht nur beruflich versteht: eine schöne Abwechslun­g zu den kumpeligen Männerfreu­ndschaften, wie es sie in Köln, München oder Stuttgart gibt.

In „Level X“begeben sich Henni Sieland und Karin Gorniak in einem spannenden Fall in die Welt junger Internet-Stars. Gorniak schaut ihrem Sohn zufällig gerade dann über die Schulter, als der live im Internet beobachtet, wie Simson, ein 17-jähriger Youtube-Held erschossen wird. Der Jugendlich­e war mit sei- nen Live-Videos erfolgreic­h: Sie zeigen, wie er anderen Menschen Streiche spielt. Vor seinem Tod war er auf der Flucht vor Rockern, die er auf dem Klo gefilmt hatte. Obwohl so viele Menschen die Tat direkt im Internet verfolgen, hat niemand den Täter gesehen.

Bei ihren Ermittlung­en stoßen die Kommissari­nnen auf viele zwielichti­ge Charaktere: Zum Beispiel Simsons Manager, der mit dem Internet-Star dubiose Geschäfte macht. Oder einen Mediziner, dessen ille- galen Handel mit Schmerzmit­teln Simson gefilmt hatte. Und die junge Zeugin Emilia Kohn (Caroline Hartig), die in ein wahres Drama verwickelt ist.

Als gewissenlo­ser Konkurrent namens Scoopy hat Uwe Ochsenknec­hts Sohn Wilson Gonzalez einen Auftritt, der sein Talent als Schauspiel­er auch diesmal nicht erkennen lässt. Einzige Facette seines Spiels: der coole „Ich bin ein Star und Mädchen Held“-Gesichtsau­sdruck, den er in jeder Szene zeigt. Passt zur Rolle, aber eben nicht zu jeder Szene.

Weder Ochsenknec­ht noch die verschacht­elte Handlung mindern die Spannung bei der Lösung des Mordes. Regisseur Gregor Schnitzler inszeniert auch tolle Bilder: Das historisch­e Dresden als Kulisse für eine moderne Social-Media-Geschichte, schnelle Schnitte und verwackelt­e Live-Bilder überzeugen. „Tatort – Level X“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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FOTO: MDR/GORDON MUEHLE Wilson Gonzalez Ochsenknec­ht (re.) hat im Dresdner „Tatort“einen Gastauftri­tt als junger Youtuber.

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