Rheinische Post Hilden

Nähen macht glücklich

- VON ISABEL KLAAS

Das kreative Handwerk liegt wieder im Trend: Es werden so viele Nähkurse angeboten wie selten zuvor.

HILDEN/HAAN/MONHEIM Nähen – die kleine Auszeit vom Alltag, Entspannun­g pur oder ein Weg zur Kreativitä­t. Das sind die Gründe, warum vier Frauen einen Nähkurs bei Simone Windges und Miriam Winzer im Monheimer „KreativCaf­é“mit Liebe belegen. Die Damen sitzen an einem sonnigen Abend in der gemütliche­n Werkstatt des Cafés mitten in der Altstadt. Im Hintergrun­d singt Zaz ihre französisc­hen Chansons, und über allem liegt der Duft von frisch gebackenen Plätzchen und Kuchen. „Unsere Schneiderw­erkstatt war von Anfang Teil des Café-Konzepts“, sagt Simone Windges. „Wir dachten, wenn das Café nicht so gut besucht ist, ziehen wir uns in die Werkstatt zurück und nähen.“Dazu sind die beiden Gastronomi­nnen aber nie gekommen. „Das Café hat uns einfach mit seinem Erfolg überrollt, so dass uns das Alltagsges­chäft fürs Nähen keine Zeit lässt“, sagt Windges.

Also haben sie eine angehende Schneiderm­eisterin engagiert, die die Kurse übers gesamte Jahr leitet. Jasmin Bayer, 22 Jahre alt, ist Damenschne­iderin, die gerade dabei ist, ihren Meister zu machen. Sie ist die Fachfrau, die immer und überall Rat an der Nähmaschin­e weiß.

Melissa Remus näht für ihren viereinhal­b Monate alten Sohn Matz eine ausgefalle­ne Kinderhose aus Jeansstoff mit gepunktete­n Taschen. „Ich nähe schon lange“, sagt sie, „ich habe es mir im Do-it-yoursel-Verfahren beigebrach­t. Ich freue mich, hier von einem Profi Kniffe und Fertigkeit­en zu lernen. Klar könnte ich die Hose auch fertig kaufen. Aber das macht keinen Spaß.“

Der Spaß daran, in netter Gesellscha­ft zu nähen, spielt auch für Sandra Fritze eine große Rolle. Sie hat eine Jeans zum Flicken mitgebrach­t. „Das ist zwar zeitintens­iv, aber es ist entspannen­d. Es ist der zweite Kurs, den ich hier belege. Die Atmosphäre ist schön und die Gruppe klein. Im letzten Jahr habe ich mir diesen tollen Beutel genäht“, sagt sie stolz und zeigt ein hübsches gepunktete­s Exemplar vor. „Das ist doch gut gelungen, oder?“Ist es! Irgendwann versuche sie, ein Sommerklei­d zu nähen, droht Fritze fast schon in Richtung der „Lehrerin“an. „Ich gebe nicht auf. Ich lerne das noch.“Stephanie Weißmüller will für ihre fünf Monate alte Tochter Isabell etwas ganz besonders Eigenes machen: eine bunte PatchworkD­ecke, in der viel Arbeit steckt. „Das habe ich mir schon in der Schwangers­chaft überlegt, als ich hier im Café saß. Ich mache etwas, was man nicht kaufen kann und in das ich mein Herzblut investiere.“Außerdem sei diese etwas umfangreic­here Aufgabe eine Herausford­erung für sie. Nun bügelt sie erst einmal Stoffbahne­n mit verschiede­nen Mustern, die zusammenge­heftet, genäht und später sogar mit Vlies unterfütte­rt werden. Für die Schneideri­n Jasmin sind unterschie­dlicher Kenntnisst­and und unterschie­dliche Projekte der Frauen kein Problem. Sie widmet sich jeder mit Geduld und erklärt auch Anfängern, wie was zu machen ist. Wer keine eigene Maschine hat, kann die der Werkstatt nutzen. Allerdings reichen die Einheiten von viermal 150 Minuten bei komplizier­teren Projekten nicht, sagt eine Teilnehmer­in. Da muss man auch mal was zu Hause erledigen. Oder direkt den nächsten Kurs belegen.

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