Nähen macht glücklich
Das kreative Handwerk liegt wieder im Trend: Es werden so viele Nähkurse angeboten wie selten zuvor.
HILDEN/HAAN/MONHEIM Nähen – die kleine Auszeit vom Alltag, Entspannung pur oder ein Weg zur Kreativität. Das sind die Gründe, warum vier Frauen einen Nähkurs bei Simone Windges und Miriam Winzer im Monheimer „KreativCafé“mit Liebe belegen. Die Damen sitzen an einem sonnigen Abend in der gemütlichen Werkstatt des Cafés mitten in der Altstadt. Im Hintergrund singt Zaz ihre französischen Chansons, und über allem liegt der Duft von frisch gebackenen Plätzchen und Kuchen. „Unsere Schneiderwerkstatt war von Anfang Teil des Café-Konzepts“, sagt Simone Windges. „Wir dachten, wenn das Café nicht so gut besucht ist, ziehen wir uns in die Werkstatt zurück und nähen.“Dazu sind die beiden Gastronominnen aber nie gekommen. „Das Café hat uns einfach mit seinem Erfolg überrollt, so dass uns das Alltagsgeschäft fürs Nähen keine Zeit lässt“, sagt Windges.
Also haben sie eine angehende Schneidermeisterin engagiert, die die Kurse übers gesamte Jahr leitet. Jasmin Bayer, 22 Jahre alt, ist Damenschneiderin, die gerade dabei ist, ihren Meister zu machen. Sie ist die Fachfrau, die immer und überall Rat an der Nähmaschine weiß.
Melissa Remus näht für ihren viereinhalb Monate alten Sohn Matz eine ausgefallene Kinderhose aus Jeansstoff mit gepunkteten Taschen. „Ich nähe schon lange“, sagt sie, „ich habe es mir im Do-it-yoursel-Verfahren beigebracht. Ich freue mich, hier von einem Profi Kniffe und Fertigkeiten zu lernen. Klar könnte ich die Hose auch fertig kaufen. Aber das macht keinen Spaß.“
Der Spaß daran, in netter Gesellschaft zu nähen, spielt auch für Sandra Fritze eine große Rolle. Sie hat eine Jeans zum Flicken mitgebracht. „Das ist zwar zeitintensiv, aber es ist entspannend. Es ist der zweite Kurs, den ich hier belege. Die Atmosphäre ist schön und die Gruppe klein. Im letzten Jahr habe ich mir diesen tollen Beutel genäht“, sagt sie stolz und zeigt ein hübsches gepunktetes Exemplar vor. „Das ist doch gut gelungen, oder?“Ist es! Irgendwann versuche sie, ein Sommerkleid zu nähen, droht Fritze fast schon in Richtung der „Lehrerin“an. „Ich gebe nicht auf. Ich lerne das noch.“Stephanie Weißmüller will für ihre fünf Monate alte Tochter Isabell etwas ganz besonders Eigenes machen: eine bunte PatchworkDecke, in der viel Arbeit steckt. „Das habe ich mir schon in der Schwangerschaft überlegt, als ich hier im Café saß. Ich mache etwas, was man nicht kaufen kann und in das ich mein Herzblut investiere.“Außerdem sei diese etwas umfangreichere Aufgabe eine Herausforderung für sie. Nun bügelt sie erst einmal Stoffbahnen mit verschiedenen Mustern, die zusammengeheftet, genäht und später sogar mit Vlies unterfüttert werden. Für die Schneiderin Jasmin sind unterschiedlicher Kenntnisstand und unterschiedliche Projekte der Frauen kein Problem. Sie widmet sich jeder mit Geduld und erklärt auch Anfängern, wie was zu machen ist. Wer keine eigene Maschine hat, kann die der Werkstatt nutzen. Allerdings reichen die Einheiten von viermal 150 Minuten bei komplizierteren Projekten nicht, sagt eine Teilnehmerin. Da muss man auch mal was zu Hause erledigen. Oder direkt den nächsten Kurs belegen.