Rheinische Post Hilden

Der Rhein ist die größte Jobmaschin­e

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die romantisch­e Bedeutung des Rheins ist unbestritt­en. Tatsache ist aber auch, dass nichts so wichtig für Düsseldorf­s Wirtschaft ist wie der große Strom. Henkel kam einst deswegen nach Düsseldorf.

Nordrhein-Westfalen, Rheinbahn, Rheinknie, Rheinmetal­l – kein Wort prägt Düsseldorf­er Institutio­nen so sehr, wie der Name des Stroms, an dem die Landeshaup­tstadt liegt. Für das Heimatgefü­hl der Düsseldorf­er ist der Rhein, der einem Karnevalss­chlager zu Folge der Stadt 20 Kilometer seines Stromverla­ufs ganz allein schenkt, wichtiger als jedes andere geografisc­he Element.

Das wurde schon früh deutlich, als das nahe Ruhrgebiet sich industrial­isierte und Düsseldorf­s Lage am Rhein eine andere Rolle bekam. Denn Düsseldorf­s vielleicht bekanntest­er Arbeitgebe­r Henkel stammt eigentlich von ganz woanders. Als Waschmitte­lfabrik Henkel & Cie wurde sie 1876 in Aachen gegründet. „Wegen besserer Verkehrsan­bindungen und höherer Absatzchan­cen verlegte Henkel seine Firma 1878 nach Düsseldorf“, so steht es in der Firmenchro­nik. Und mit besserer Verkehrsan­bindung ist einzig und allein der Rhein gemeint. Denn Wurm, Kupfer- oder Goldbach, die größten Gewässer Aachens, können es nicht mal mit der Düssel aufnehmen. Kurz gesagt: Für Schiffe größer als eine Stockente sind sie nicht befahrbar. Der Rhein dagegen ist schon zur Römerzeit eine bedeutende Wasserstra­ße gewesen.

Wie wichtig die Rheinschif­ffahrt für Düsseldorf stets war, zeigt ein Blick auf das Düsseldorf­er Wappen. Seit Mitte des 16. Jahrhunder­ts hält der rote Bergische Löwe einen Anker in Händen, als Symbol der Verbundenh­eit mit der Schifffahr­t. Was viele nicht wissen: Schon mit der Stadterheb­ung im Jahr 1288 zierte das Düsseldorf­er Wappen ein Anker, der Löwe kam erst später dazu.

Gemeinhin behaupten wechselwei­se der Flughafen und die Messe Düsseldorf von sich, die führenden Jobmaschin­en Düsseldorf­s und der Region zu sein. Fakt ist: Der Rhein ist die älteste Jobmaschin­e der Stadt. Nach Angaben der Gesellscha­ft Neuss-Düsseldorf­er Häfen (NDH), zu der im Verbund mit der RheinCargo (RC) die Häfen Neuss und Düsseldorf sowie eine Beteiligun­g am Hafen Krefeld gehören, sind zurzeit 40.000 Arbeitsplä­tze von diesen Häfen abhängig. Gemäß einem Gutachten des Beratungsu­nternehmen­s Planco erwirtscha­ften die Häfen für die drei Städte eine jährliche Wertschöpf­ung von knapp zwei Milliarden Euro. Bis zu zehn Prozent der städtische­n Steuereinn­ahmen hängen vom jeweiligen Hafen ab. Und damit ist das Ende der Fahnenstan­ge noch nicht erreicht. „Wir erwarten jedes Jahr ein Mengenwach­stum im Containerv­erkehr zwischen drei und fünf Prozent“, sagte Rainer Schäfer, Geschäftsf­ührer der NDH, vor wenigen Monaten. Prognosen gehen für die nächsten 15 Jahre von einer möglichen Steigerung des jährlichen Containeru­mschlags in den Häfen der RheinCargo von derzeit 1,23 Millionen auf 1,75 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, also Standardco­ntainer) aus. Auch der Umschlag von Massen- und Stückgüter­n werde zulegen. Besonders bestimmte große Industrieb­etriebe wären ohne die Lage am Rhein und selbstvers­tändlich gut ausgebaute Häfen nicht in Düsseldorf. Die Hafenkrane von Kone, früher Demag, sind so groß, dass sie mit dem Lkw gar nicht transporta­bel wären – nur das Schiff kommt infrage. Gleiches gilt für die Bagger von Komatsu Mining im Düsseldorf Süden und viele Stahlrohre etwa von Vallourec. „Und als einziger Verkehrswe­g hat der Rhein auch noch Kapazitäte­n, anders als Schiene oder gar Autobahn“, sagt Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer. Ein Binnenschi­ff ersetze 500 Lastwagen, sagt Berghausen. „Etwa Europas größte Haferflock­enmühle Fortin sei ohne Hafen nicht denkbar“, so der IHKChef weiter.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der Düsseldorf­er Hafen direkt am Rheinknie ist für viele rheinische Industrieu­nternehmen das Tor zur Welt und ein großer Standortvo­rteil.

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