Rheinische Post Hilden

Jugend hilft Senioren in Technikfra­gen

- VON DANIELE FUNKE

Anfang Juli startet das neue Projekt „Smart Help“im Jugendcafé ( JuCa) an der Kaiserstra­ße: Zweimal pro Woche bieten die jungen Mitarbeite­r Senioren Nachhilfe für Handy und Computer an.

HAAN Christel Wolfram ist augenschei­nlich eine aktive, jung gebliebene Haaner Seniorin. Ein Handy, ein Smartphone, besitzt sie – wie viele ihrer Altersgrup­pe – schon lange. Den Umgang mit den gängigsten Funktionen hat ihr der 13-jährige Enkel beigebrach­t. Nun träumt die rüstige Dame seit längerem von einem I-Phone. Doch bislang bangte es ihr ein wenig vor dem unbekannte­n Objekt. „Naja, man hört ja immer, wie komplizier­t so etwas ist. Und mein Enkel hat ja nur begrenzt Zeit und sicher auch nicht Lust, ständig Omas Fragen zu beantworte­n – und das werden sicher viele sein“, erzählt Christel Wolfram mit einem Augenzwink­ern.

Das neue Angebot des JuCa in zentraler Stadtlage kommt da gerade recht. „Wir werden ab dem 5. Juli donnerstag­s und freitags hier im Cafe auf ältere Menschen warten, die mit ihren Fragen rund um das Thema Handy oder Tablet zu uns kommen“, erklärt Felix Blossey. Der 17-Jährige leitet das Team von 14 Jugendlich­en, die ihre Hilfe zugesagt haben. „Denkbar wäre natürlich auch, dass irgendwann, wenn eine Vertrauens­basis geschaffen ist, wir den Senioren auch mal zu Hause an ihrem PC helfen. Aber das liegt erstmal noch in der Ferne“.

Die Idee zu „smart help“hatte Dr. Hermann Neumann, Mitglied des Leitungste­ams vom Seniorenne­tzwerk „Wir sind Haan“. „Wir sind etwa 800 Senioren und es hat sich gezeigt, dass viele Probleme im Umgang mit IT haben. Gruppensch­ulungen dazu konnten wir schon anbieten, aber ich hatte die Idee, dass Einzelunte­rricht vielleicht effektiver sein könnte. Und wer kann da besser helfen als die Jugendlich­en, die mit dem Umgang solcher Geräte großgeword­en sind?“

Das JuCa als Ort für ein solches Hilfsangeb­ot bietet beste Voraussetz­ungen: Die zentrale Lage gegenüber der evangelisc­hen Kirche, nette Sitzgelege­nheiten (auch draußen), freies WLan, frischgeba­cke- nen Kuchen (übrigens meistens Spenden backfreudi­ger, älterer Haanerinne­n), leckeren Kaffee und vor allem freundlich­e, zuvorkomme­nde Mitarbeite­r.

Auch Lucio Dröttboom gehört zu den engagierte­n Jugendlich­en, hat bereits Erfahrung im Umgang mit lernwillig­en Computerla­ien älterer Generation­en. „Mein Opa“, fängt Lucio grinsend an, „will alles genau wissen. Von der WhatsApp bis zum Speichern. Gut das gehört zum Standard. Aber nun will er auch noch skypen, da wird es dann schon komplizier­ter. Aber ich helfe wo ich kann und das sehr, sehr gerne.“

Da das Café von seinem Trägervere­in „Jugendcafé Haan“betrieben wird, finanziert es sich von seinen Einnahmen, vor allem aber aus Mitgliedsb­eiträge und Spendengel­dern. Alle rund 30 Jugendlich­en, die sich die Betreuung und Bewirtung der Gäste teilen, arbeiten ehrenamtli­ch, auch ihr Hilfsangeb­ot ist kostenfrei. Über eine angemessen­e Spende, so Felix Blossey, freuten sich die Jugendlich­en natürlich trotzdem. „Es ist schon toll, wenn wir sehen, dass wir den älteren Menschen helfen können, es ist ein Beitrag zur besseren Generation­enverständ­igung. Aber da wir das Café ja bewirtscha­ften müssen, finden wir kleine Geldspende­n natürlich toll. Wir benötigen zum Beispiel dringend eine neue, moderne Kaffeemasc­hine. Es wäre einfach super, wenn wir die in näherer Zukunft anschaffen könnten.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sie stellten das im Juli beginnende Gemeinscha­fts-Projekt von Jugendcaf’e und Seniorenne­tzwerk „Wir sind Haan“vor: Tessa Lukat und Hermann Neumann.

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