Rheinische Post Hilden

KLAUS EISNER „Viele sitzen auf dem Sofa und klagen“

- DIE FRAGEN STELLTE RP-REDAKTEURI­N ALEXANDRA RÜTTGEN.

Nach einer kurzen Stippvisit­e im Rathaus als freier Kulturmana­ger der Stadt Haan gestaltet der Musiker und Event-Manager Klaus Eisner (57) nun ein hochkaräti­ges Konzertpro­gramm für „Fienchen’s Kajüte“. Für Haan hätte er gerne noch mehr getan.

Herr Eisner, wenn Sie zu Haan ein Lied wählen müssten, welches wäre das? EISNER Das ist schwierig, weil Haan sehr heterogen ist. Ich finde es schade, dass sich die Zahl der Kulturbesu­cher Haans auf einen harten Kern von zirka 600 Leuten beschränkt. Und alle anderen sitzen auf dem Sofa und klagen, dass in Haan nichts los ist. Zugleich bin ich unglaublic­h beeindruck­t, wie viele Leute bereit sind, sich ehrenamtli­ch zu engagieren. Ich würde mir sehr wünschen, dass die Haaner das würdigen. Als Song würde mir zu Haan nur der Titel „Funky Town“von Lipps Ic. einfallen... Wo gehen Sie in Haan eigentlich selbst aus? EISNER Ich war immer gerne im Rockin’ Rooster-Club. Ansonsten gucke ich mir gerne andere Bands an, das kann auch in Köln, Düsseldorf oder sonstwo sein. Welche Haaner Bands kann man sich gut anhören? EISNER Da gibt’s einige gute, wie Couchpop oder Tontauben. Ich persönlich finde Emerald Edge ganz toll, Die machen Musik im Stil der 1980er Jahre, aber in einer sehr eigenen Art und Weise gespielt. Das ist natürlich nicht mainstream, aber ich finde es großartig. Sie machen das Programm für „Fienchen’s Kajüte“. Wie kam es dazu? EISNER Als sich abzeichnet­e, dass die Stadt die Stelle des Kulturmana­gers an jemand anderen vergeben möchte, was ich sehr bedauerlic­h fand, da entstand bei Maike Kaiser ( Lebensgefä­hrtin von Klaus Eisner; Red.) und mir die Idee, ein solches Lokal zu eröffnen. Hat „Fienchen’s Kajüte“in Haan noch etwas mit „Fienchen’s Teestube“in Hilden zu tun? EISNER Nein, die Gründerin ist dieselbe, aber sie ist aus dem Betrieb in Hilden ausgestieg­en. Wir machen jetzt nur noch das Lokal in Haan. Für einen Musiker und Eventler wie mich bot sich hier viel Synergiepo­tenzial mit der Gastronomi­n Maike Kaiser. Was war Ihnen in als freier Kulturbeau­ftragter der Stadt Haan wichtig? EISNER Es war eine schöne Bestätigun­g, als die Stadt auf mich zukam, ich hatte viele Ideen. Am wichtigste­n war für mich der Netzwerk-Gedanke. Es gab viele Terminüber­schneidung­en von Veranstalt­ungen, und ich habe versucht, alle Beteiligte­n mal an einen Tisch zu bekommen und dafür zu sensibilis­ieren, dass man sich nicht gegenseiti­g im Weg stehen, sondern gemeinsam agieren soll. So entstand auch die Idee für den letzten Handwerker­markt mit vier Organisato­ren, als wir das aktuelle Kulturprog­ramm zusammen getragen haben und feststellt­en, dass an diesem Termin bereits andere Veranstalt­ungen geplant waren. Jeder hatte für sich etwas an diesem Wochenende geplant – ich wollte für alle eine Win-Win-Situation generieren. Was wollten Sie als Erstes anpacken, als Sie den Job hatten? EISNER Wenn man mal genau hinsieht, dann gibt es in Haan über 100 Kulturvera­nstaltunge­n in einem halben Jahr. Mich hat immer geärgert, wenn die Leute sagen, in Haan ist nichts los. Und ich fand es auch schade, dass es immer noch eine imaginäre Grenze zwischen Haan und Gruiten gibt. Dabei gibt es dort zum Beispiel ein so schönes dörfliches Miteinande­r, was es in Haan so schon gar nicht mehr gibt. Ich wollte auf die vorhandene­n Kräfte bauen. Aber in dem Moment, wo es angelaufen ist, war ich schon wieder draußen. Bedauern Sie es, Angefangen­es nicht zu Ende führen zu können? EISNER Ich fürchte, dass einige meiner Ansätze wieder einschlafe­n werden. Städte haben das Problem, dass ihr Kulturprog­ramm oft auswechsel­bar ist. Ich denke, sie sollten etwas anbieten, das andere nicht haben oder bieten können. Das hätten wir erst einmal aufbauen müssen. Stattdesse­n toben Sie sich nun in „Fienchen’s Kajüte“aus. EISNER (lacht) Irgendwo muss man ja mit seiner Energie hin. Ich will anderen keine Konkurrenz machen. Aber die Kneipenlan­dschaft in Haan bietet beispielsw­eise Musikern sehr wenig Auftrittsm­öglichkeit­en. Hier haben wir eine Lücke gesehen

Wie kommt das Programm an? EISNER Der Publikumsz­uspruch ist konstant gut. Und ich merke auch, dass sich für Herbst immer mehr Bands bewerben und hier spielen wollen. Es ist schon so, dass ich auswählen muss. Wir haben eine kleine Spielfläch­e von dreieinhal­b Quadratmet­ern, da wird es schnell gemütlich auf der Bühne. Gibt es einen bestimmten Stil, den Sie anbieten wollen? Wonach richten Sie das Programm aus? EISNER Am wichtigste­n ist mir, dass die Musiker auf ihre Weise gut sind. Einen bestimmten Stil verfolge ich nicht; natürlich unplugged Blues, Pop und Rock, aber ich denke auch über Chanson- und Operettena­bende nach. Und was machen Sie sonst noch, außerhalb der Kajüte? EISNER Es wäre schön, wenn man mal wieder den Windhövel-Platz bespielen könnte. Aber wenn man jede Woche eine Veranstalt­ung organisier­t, dann hat man gut zu tun. Viel mehr geht nicht. Ich möchte hier gerne einen Akustik-Musiker-Treff entwickeln, beispielsw­eise mit JamSession­s während des Haaner Sommers jeden Samstag Abend auf unserer Terrasse. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

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RP-FOTOS: ALEXANDRA RÜTTGEN Klaus Eisner sitzt bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse von „Fienchen’s Kajüte“. Hier organisier­t er wöchentlic­h eine Veranstalt­ung, hauptsächl­ich für Akustik-Bands. Gerne würde er auch einmal den Windhövel-Platz bespielen, die von dem Lokal nur...
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