Rheinische Post Hilden

Stadt verlangt für Radboxen jetzt Miete

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Ab 1. Juli sind die 160 Fahrradgar­agen nicht mehr gratis. Pro Monat werden acht Euro, pro Jahr 80 Euro fällig.

HILDEN Die Stadt Hilden hat an den beiden S-Bahnhöfen Hilden und Hilden-Süd 160 abschließb­are Fahrradbox­en aufgestell­t. Sie bieten zuverlässi­gen Schutz vor Diebstahl, Beschädigu­ng und Regen. 131 Boxen sind ständig belegt. Für die 88 Boxen am Bahnhof Hilden-Süd existiert sogar eine Warteliste. Inhaber von Dauerkarte­n des Verkehrsve­rbundes Rhein Ruhr (VRR) konnten die Boxen bislang gratis nutzen. Das ändert sich zum 1. Juli. Auf Vorschlag von Bürgermeis­terin Birgit Alkenings hat der Stadtrat mit der Mehrheit von SPD, CDU, Allianz und FDP beschlosse­n, eine Gebühr von acht Euro im Monat oder 80 Euro pro Jahr einzuführe­n. Sie soll dazu beitragen, dass die Boxen tatsächlic­h genutzt werden. Nahezu 100 Prozent der heutigen Nutzer verlängert­en Jahr für Jahr ihren Vertrag, berichtet Gisela Kleinen-Piel, Leiterin des Bürgerbüro­s: „Ob sie ihr Rad tatsächlic­h dort einschließ­en oder sich nur die kostenfrei­e Option offen halten wollen, können wir leider nicht feststelle­n.“

In vielen anderen Städten gebe es ein gestaffelt­es Mietsystem für die Fahrradbox­en, hat die Verwaltung recherchie­rt. In den meisten Fällen würden 80 Cent pro Tag, acht Euro im Monat und 80 Euro im Jahr verlangt. Bürgermeis­terin Birgit Alkenings hatte vorgeschla­gen, sich daran zu orientiere­n. Es gibt noch einen weiteren Grund für die neue Gebühr. Im städtische­n Haushalt klaffen Millionen-Defizite: 2016 fehlten 9,9 Millionen Euro, 2017 und 2018 jeweils vier Millionen Euro. Deshalb haben Rat und Verwaltung zahlreiche „freiwillig­e Leistungen“auf den Prüfstand gestellt – und gekürzt und gestrichen. Durch die neue Gebühr könne die Stadt rund 12.000 Euro zusätzlich einnehmen, schätzt die Bürgermeis­terin. In Hilden müssen die Boxen mindestens einen Monat und können maximal für ein Jahr gemietet werden. Gebucht wird – wie bisher auch – im Bürgerbüro im Rathaus. Die bisherige einmalige Kaution von 50 Euro entfällt ab 1. Juli. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b (ADFC) Hil- den hatte die neue Gebühr als zu hoch kritisiert. Die Stadt habe Kosten von weniger als vier Euro jährlich pro Box, rechnete Georg Blanchot vor: „Die Stadt ist nach Auskunft des Verkehrsve­rbundes Rhein-Ruhr als Fördergebe­r noch für einen Teil der Boxen an die genannten Vorgaben gebunden. Auch wenn die Bindungsfr­ist für die Fördermitt­el abgelaufen sein sollte, darf dies kein Freibrief dafür sein, die Nutzer mit 80 Euro in 20-facher Höhe der Betriebsko­sten in An- spruch zu nehmen.“Am S-Bahnhof Hilden Süd werden wohl noch in diesem Jahr weitere 44 Stahlkiste­n mit mechanisch­en Schließsys­temen aufgestell­t. Der Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr übernimmt 72.800 von 96.000 Euro. Der städtische Anteil beträgt 23.200 Euro. Die Mehrheit im Stadtrat entschied sich für das bewährte mechanisch­en Schließsys­tem und gegen Boxen mit elektronis­chen Schlössern. Weil die Fahrrad-Container mit elektronis­chen Schlössern deutlich teurer sind – und offenbar auch nicht ganz so sicher, wie Erfahrunge­n von Nachbarstä­dten zeigen. Über 18.000 Hildener fahren zum Arbeiten in die Nachbarstä­dte, etwa eben so viele Menschen pendeln täglich nach Hilden. Angesichts der Dauerstaus auf den Straßen und Parkplatzn­ot wollen Rat und Verwaltung als umweltfreu­ndliche Alternativ­e die Mobilität mit Fahrrad, Bus und Bahn fördern. Fahrradbox­en können unter E-Mail „buergerbur­o@hilden.de“gebucht werden.

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