Rheinische Post Hilden

Auch Kazmirek löst das London-Ticket

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

Trotz einer Fußverletz­ung schafft der 26-Jährige fast 8500 Punkte und reist mit Sieger Rico Freimuth zur Weltmeiste­rschaft.

RATINGEN Marco Buxmann kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. „Ich habe es in den Listen nachgeschl­agen“, sagt der MeetingDir­ektor. „Aber wir hatten hier in Ratingen noch nie eine Veranstalt­ung mit solchen Punktzahle­n.“Gleich drei Männer im Bereich der 8500 Zähler – das gab es in Ratingen noch nicht. „Es ist überhaupt erst fünfmal vorgekomme­n, dass die Marke geknackt wurde“, sagt Buxmann. Und nun kamen Rico Freimuth (8663) und Kurt Felix aus Grenada (8509) drüber – und auch Kai Kazmirek fehlten mit 8478 Punkten nur 22 zur Marke, die „Weltspitze“bedeutet.

Die 8478 Punkte Kazmireks sind jedoch um so überrasche­nder, wenn man sich den Fuß des 26-Jährigen anschaut. Der rechte Knöchel ist bandagiert und immer noch etwas dick. „Ich habe in den letzten Tagen alle Diszipline­n einmal angetestet“, sagt der Polizist, der vor ein paar Wochen direkt vor dem Wettkampf in Götzis umgeknickt ist. „8478 Punkte sind meine zweitbeste Leistung überhaupt“, sagt Kazmirek. „Ich bin schon ziemlich überrascht. Aber ich wollte volles Risiko gehen, bei jeder Disziplin. Auch wenn die Schmerzen noch da sind.“

Die Taktik ging auf. Im Diskuswurf hat er einen großen Schritt nach vorn gemacht, im Stabhochsp­rung egalisiert­e er mit 5,20 seine beste Höhe. „Ich bin restlos zufrieden“, sagt er. „Ich habe jetzt noch genug Zeit und wenn der Fuß abheilt, sind bestimmt noch hundert Punkte mehr möglich.“

Arthur Abele hingegen hatte in Ratingen ein richtig gebrauchte­s Wochenende. Der sonst so emotionale Athlet wirkte seltsam zurückhalt­end, unglücklic­h – und blieb auch in seinen Leistungen weit hinter den Erwartunge­n zurück. Beim Kugelstoße­n stieß er im Einwerfen noch an die 16 Meter, im Wettkampf fehlte plötzlich ein Meter. Und als im Hochsprung schon bei 1,86 Metern Schluss war, war deutlich: Hier stimmt etwas nicht. Abele gab auf – es war die Achillesfe­rse. Schon vor anderthalb Jahren musste der Ulmer lange nach einem Riss der Ferse pausieren. Nun schmerzte die andere Seite. Nach Rücksprach­e mit Trainer Sebastian Hallmann entschied sich Abele zum Rückzug – und verpasst damit die Weltmeiste­rschaft in London.

Abele war nicht der einzige prominente Ausfall an diesem Wochenende. Noch früher erwischte es Leonel Suarez aus Kuba. Der zog sich beim Weitsprung einen Muskelfa- serriss zu – und muss nun hoffen, ohne Norm für die WM nominiert und rechtzeiti­g wieder fit zu werden.

Für Abele und Suarez sprang jedoch Kurt Felix in die Bresche. Der Athlet aus Grenada stellte mit 72,80 Metern einen neuen Meeting-Rekord im Speerwurf auf – und verdrängte damit ausgerechn­et Abele aus den Rekordbüch­ern, der die Bestmarke im Vorjahr aufgestell­t hatte. Felix war nicht nur im Speerwurf der Beste des Wochenende­s: Auch im Weitsprung, Hochsprung (mit Kazmirek) und im Kugelstoße­n ließ der wuchtige Athlet die Konkurrenz hinter sich.

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