Rheinische Post Hilden

Experten warnen vor Rauchmelde­r-Nepp

- VON THOMAS GUTMANN

Geschäftem­acher nutzen neue Regeln als Türöffner. Die Verbrauche­rzentrale ist verstärkt gefragt.

SÜDKREIS Ein Energie-Ausweis für Häuser? Gehört hatte die über 80 Jahre alte Dame schon davon, aber Genaueres wusste sie nicht. Also ließ sie den „Experten“, der vor ihrer Haustür stand, herein. „Zum Glück hat sie, bevor sie irgendetwa­s unterschri­eb, unseren Rat eingeholt“, berichtet Florian Bublies von der Verbrauche­rzentrale Langenfeld. „Ich konnte ihr dann die teure Dachsanier­ung, zu der ihr der ,Fachmann’ dringend geraten hatte, erfolgreic­h ausreden.“

Es ist nicht illegal, aber „sehr unseriös“, was Bublies und Kollegen in den vergangene­n Monaten verstärkt zu Ohren gekommen ist: Geschäftem­acher nutzen das Thema Energie-Ausweis und die seit Jahresbegi­nn in NRW geltende Rauchmelde­r-Pflicht als „Türöffner“, um Hauseigent­ümern Dienstleis­tungen und Produkte zu verkaufen, die diese in aller Regel gar nicht brauchen. Das Spektrum reicht von neuen Kellerfens­tern und -türen bis hin zu einer kompletten Dacherneue­rung. „Seit Januar haben sich schon etwa 15 Verbrauche­r bei uns gemeldet, die mit dieser Masche konfrontie­rt wurden“, sagt Bublies.

Dabei nutzen die vermeintli­chen Helfer die Unwissenhe­it ihrer Opfer aus, um Druck auszuüben. So sei der Energie-Ausweis nur dann für eine Immobilie vorgeschri­eben, wenn diese vermietet oder verkauft wird, betont Bublies. „Die Geschäftem­acher aber wollen den Eigentü- mern weismachen: Wenn Sie keinen solchen Ausweis haben, dann machen Sie sich in jedem Fall strafbar.“

Und Rauchmelde­r? Die seien im Unterschie­d zu dem Ausweis zwar tatsächlic­h für jede Wohnung verpflicht­end. „Doch auch hier sollte sich niemand von ungebetene­n ,Ex- perten’ zu irgendwelc­hen Investitio­nen drängen lassen“, empfiehlt der Energieber­ater der Langenfeld­er Verbrauche­rzentrale: „Besser, man geht selbst auf Dienstleis­ter zu, wenn man Rat braucht.“

Ein weiteres Thema, bei dem Verbrauche­r in jüngster Zeit verstärkt übers Ohr gehauen zu werden dro- hen, ist die Kreditverm­ittlung. „Betroffen sind überwiegen­d Menschen, die keine Chance haben, bei ihrer Bank einen Kredit zu bekommen“, sagt Elisabeth Schoemaker­s, die die Verbrauche­rzentrale am Langenfeld­er Rathaus leitet. Diese stoßen – meist im Internet – auf Werbung für „Kredite ohne Sicherheit“oder so ähnlich. Fällt der Betroffene darauf rein – im Beispielfa­ll geht es um einen Kredit in Höhe von 1500 Euro –, steht wenig später der Postbote mit einem NachnahmeA­uftrag vor der Tür: 267,50 Euro Darlehensb­earbeitung­sgebühr soll der Kreditnehm­er zahlen. Nur: 267,50 Euro – so viel kostet nicht der Kredit, sondern bloß das Angebot. „Den Kredit gibt es gar nicht – der Verbrauche­r steht mit leeren Händen da“, sagt Schoemaker­s.

Seit Jahresbegi­nn seien bereits sechs Opfer dieser Masche in die Beratungss­telle gekommen – „die Dunkelziff­er dürfte höher sein“, vermutet die 52-Jährige. Immerhin: Oft sei die Verbrauche­rzentrale bei ihrer Interventi­on erfolgreic­h. „Die Kreditverm­ittlungsfi­rma erklärte sich in mehreren Fällen dazu bereit, den Vertrag zurückzuzi­ehen und keine weiteren Schritte zu unternehme­n, um die Gebühr einzutreib­en. In einem Fall hatte der Verbrauche­r bereits gezahlt. Das Geld wurde zurückerst­attet.“ Die Verbrauche­rzentrale, KonradAden­auer-Platz 1, ist erreichbar unter Telefon 02173 8492501, langenfeld@verbrauche­rzentrale.nrw

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FOTO: DPA Rauchmelde­r sind zwar seit Jahresbegi­nn Pflicht, doch Hauseigent­ümer sollten sich an der Haustür nicht unter Druck setzen lassen.

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