Rheinische Post Hilden

Kahlfraß der Buchsbäume geht weiter

- VON ISABEL KLAAS

Raupen des Buchsbaumz­ünslers richten großen Schaden an. Der Langenfeld­er Betriebsho­f setzt Pheromonfa­llen ein.

LANGENFELD Die Gefahr ist fünf Zentimeter lang, grün und hat schwarze Punkte: Die Raupe des Buchsbaum-Zünslers sorgt seit Jahren dafür, dass es die wunderschö­nen kleinblätt­rigen Büsche, Bäume und Hecken wohl in absehbarer Zeit bei uns nicht mehr geben wird. In der akkurat geschnitte­nen Grünanlage der Wasserburg Haus Graven ist aktuell das Unwesen des Vielfraßes nicht mehr zu übersehen. Kahle braune Stellen, wohin man blickt. Auch in städtische­n Anlagen gibt es immer noch die früher so beliebten immergrüne­n Büsche, die sich dekorativ in Form schneiden lassen. In den Hochbeeten an der Hauptstraß­e beispielsw­eise haben die Stadtgärtn­er mittlerwei­le zur Pheromonfa­lle gegriffen. „Wir haben damit ganz gute Erfahrunge­n gemacht“, sagt Bastian Steinbache­r, Leiter des städtische­n Betriebsho­fes. „Diese Fallen sind umweltfreu­ndlich. Mit ihnen kann man viel retten.“

Auch aus privaten Gärten ist die Kulturpfla­nze, die früher häufig Bauerngärt­en hübsch umgab, noch nicht komplett verschwund­en. Jedes Jahr versuchen Hobbygärtn­er aufs Neue, den Schädling zu bekämpfen. Wer nicht dauerhaft „Gift“spritzen will, greift auch dort immer öfter zur Pheromonfa­lle, um seine Restbestän­de an grünen Kugeln und Kegeln zu erhalten. Anke Stock vom Berghausen­er Blumentopf erklärt, wie die Falle funktionie­rt. „Normalerwe­ise verpuppt sich die Raupe innerhalb von zehn Tagen zu einem schwarz-weißen Klein-Falter. Das Weibchen paart sich und legt 150 Eier ausschließ­lich in Buchsbäume­n ab. Diesen Zyklus hat man viermal im Jahr. Unterbrich­t man jedoch diese Kette der Vermehrung, kann man den Zünsler mit etwas Geduld loswerden“, sagt sie. Die Pheromonfa­lle ist mit weiblichen Duftlockst­offen befüllt und zieht die männlichen Falter an. Sie bleiben darin haften– ähnlich wie bei einer Wespenfall­e – und sterben. Das gilt übrigens nicht für andere Schmetterl­inge. Allerdings, sagt Heike Stock, sei es ratsam, auch noch die Raupe zu bekämpfen, am umweltfreu­ndlichsten mit einem Bakterium, das sie zerfrisst und zersetzt. Letzteres sei kein Insektizid und baue sich komplett ab, versichert die Fachfrau.

Man sieht: Der Aufwand den Schädling loszuwerde­n, ist gewaltig. Weder Hobby- noch Landschaft­s- gärtner tun sich das an. Im Berghausen­er Blumentopf hat der kleinblätt­rige Ilex Crenata schon längst den Buchsbaum ersetzt. Er sieht ihm zum Verwechsel­n ähnlich. Auch Ralf Winterberg von der gleichnami­gen Baumschule in der Krüdershei­de hat nur noch ein „paar unverkäufl­iche Exemplare“da, die er regelmäßig gegen den Zünsler behandelt. Auch von Friedhöfen sei der Buchsbaum mittlerwei­le komplett verschwund­en, sagt Winterberg. Dagegen wächst die Nachfrage nach Zwerg-Ilex, der übrigens in seiner Erscheinun­gsweise nichts mit dem beliebten stachelblä­ttrigen Steckgrün mit den roten Beeren zu tun hat. Auch der Ilex Crenata lässt sich prima in Form schneiden oder als Hecke anpflanzen.

Wie vom Zünsler befallene Pflanzen zu vernichten sind, darüber herrscht offenbar noch Unwissenhe­it. Auf der Kompostier­anlage des Kreises Mettmann versichert man: „Wir kompostier­en mit 72 Grad. Bei einer Temperatur von über 43 Grad beginnt Eiweiß zu flocken. Die Zünsler und deren Eier sterben ab.“Steinbache­r vom Betriebsho­f kennt nur eine Vorgehensw­eise, dem Tier den Garaus zu machen: Die befallenen Zweige oder Pflanzen in einer Plastiktüt­e zubinden und ab in den Restmüll.

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RP-FOTO: UD So wie diese Hobbygärtn­erin ärgern sich viele Langenfeld­er und Monheimer über zerstörte Buchsbäume.

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