Rheinische Post Hilden

Die Neanderlan­d-Biennale ist wetterfest

- VON DANIELA HITZEMANN

Bei Regen ziehen die Freiluft-Events an überdachte Spielorte um. Von heute bis Montag stehen vier weitere Produktion­en auf dem Programm.

KREIS METTMANN Vier gut besuchte und gefeierte Veranstalt­ungen hat es in Wülfrath, Heiligenha­us, Ratingen und Mettmann schon gegeben.

Die zweite Woche der Neanderlan­d-Biennale beginnt im einer Wiederholu­ng. Das Stück „Papas Kriege“– vor einer Woche in Heiligenha­us uraufgefüh­rt, ist heute, 30. Juni, um 20 Uhr im HeinrichSt­rangmeier-Saal der Musikschul­e in Hilden (Gerresheim­er Straße 20) und am Montag, 3. Juli, um 10 Uhr in Erkrath im Gymnasium Rankestraß­e weiteres Mal zu sehen.

Drei Schauspiel­er aus der heutigen Großvaterg­eneration, drei ganz eigene Charaktere aus drei Nationen oder auch drei Brüder aus der Familie Europa: Matthias Kuchta (Deutschlan­d), Laurent Varin (Frankreich) und Zbyszek Moskal (Polen) – so unterschie­dlich sie auch sind, so sehr sind sie doch durch die Geschichte Europas miteinande­r verbunden. In einer bild- reichen Geschichte, die auf Feldpostbr­iefen und Tagebücher­n von Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg basiert, stellen sie sich den Fragen: Wer waren unsere Väter und Großväter? Und wer waren die sogenannte­n „Feinde“? Was hat sie zu Soldaten gemacht, in welche Gedankenwe­lten haben sie sich inmitten all der Gräuel gesehnt?

Aber sie blicken nicht nur auf die Historie, sondern fassen auch das aktuelle Europa ins Auge. Ein Studiensem­ester in Frankreich, ein spontanes Erholungsw­ochenende in Deutschlan­d, schnell mal zum Einkaufen nach Polen? Hier leben, dort arbeiten? Heutzutage eigentlich kein Problem mehr, es ist doch „unser“Europa, oder? Ein berührende­s Kaleidosko­p mit lauten und leisen Momenten, bildreiche­n Szenen, viel Körpereins­atz und atmosphäri­schen Sounds. Tickets kosten im Vorverkauf 10 Euro, an der Abendkasse 13 Euro.

Ein unvergessl­iches Theatererl­ebnis für die ganze Familie beschert das Figurenthe­ater Lille Kartofler, wenn es am morgen, 1. Juli, um 16 Uhr mit dem Märchen „Der Froschköni­g“die Naturbühne an der Vorburg von Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges eröffnet:

„Ach, wenn ich meine Kugel wie- der hätte, da wollt‘ ich alles darum geben, meine Kleider, meine Edelsteine, meine Perlen und was es auf der Welt nur wär‘.“Wie sie so klagte, steckte ein Frosch seinen Kopf aus dem Wasser und sprach: „Königstoch­ter, was jammerst du so erbärmlich?“„Ach“, sagte sie, „du garstiger Frosch, was kannst du mir helfen! Meine goldene Kugel ist mir in den Brunnen gefallen ...“

Der Schauspiel­er und Geschichte­nerzähler Matthias Kuchta interpreti­ert dieses Märchen der Brüder Grimm mit lebensgroß­en Textilfigu­ren – allesamt skurrile „sehr menschlich­e“Geschöpfe. Die Figuren sind nicht nur auf der Bühne zu sehen, sondern wandeln auch ins Publikum. Da könnte das Publikum meinen, es säße in einem großen, lebenden, weichen Bilderbuch.

Tickets: 4 Euro im Vorverkauf, 6 Euro an der Tageskasse 6 Euro. (Bei Regen findet die Aufführung im Inneren des Schlosses statt.)

Zu Raumfahrer­n auf einem fremden Planeten wird das Publikum am späten Samstagabe­nd um 22 Uhr bei der szenischen Spazierles­ung „Da vorn, am Rand der Galaxie“in den Grünanlage­n gegenüber dem Hagebaumar­kt an der Böttingers­traße in Haan:

Ein Raumschiff, ein fremder Planet, eine Gruppe Menschen – das Unbekannte... Seit der Mensch Mensch ist, zieht es ihn dahin, wo er noch nicht war, auf der Suche nach einer besseren Welt. Und seit es auf der Erde keinen unberührte­n Ort mehr gibt, findet sich das Unbekannte in der Weite des Universums und in den Fantasien der ScienceFic­tion. In dieser besonderen Spazierles­ung wird das Publikum nicht nur mit literarisc­her Begleitung durch eine Landschaft, sondern durch die skurrilen und spannenden Texte herausrage­nder Autoren in eine ferne Welt geführt. Und während die Zuhörer zusammen mit den Schauspiel­ern des Neusser „Theater am Schlachtho­f“in literarisc­hen Utopien eintauchen, wird die scheinbar so gewohnte mitteleuro­päische Grünanlage zu einer fremden neuen Sphäre, werden vertraute Geräusche zu Stimmen fremder Lebensform­en, wird eine scheinbare Lesung zu einer Sinneserfa­hrung, wird ein scheinbar kur- zer Spaziergan­g zu einer Reise hinter die Unendlichk­eit…

Tickets: 8 Euro im Vorverkauf/ Abendkasse 10 Euro. (Bei Regen findet die Aufführung in der Stadtbüche­rei, Neuer Markt 17, statt.)

Von der Sehnsucht nach dem Meer handelt das Theaterstü­ck „Mär und mehr. Von der See“, das am Sonntag, 2. Juli, um 16 Uhr auf dem Spielplatz Heinrich-Zille-Platz in Monheim am Rhein gezeigt wird:

Viele Menschen sind fasziniert von der See. Manche von ihnen werden ihr Leben lang zur See fahren. Manche von ihnen schreiben Geschichte­n über sie. Eben diese Erzählunge­n, Gedichte, Lieder verbindet Alessandra Ehrlich in diesem Theaterstü­ck mit ihren eigenen Abenteuern, die sie als Schiffs“junge“an Bord von legendären Segelschif­fen erlebt hat. Sie hat im nördlichen Eismeer mit Eisbären gekämpft, Stürme auf dem Atlantik bezwungen, Moby Dick im fluoreszie­renden Plankton gesehen, in der Takelage Akkordeon gespielt und Seeräuber Blackbeard verführt. Oder ist das alles Seemannsga­rn?

Kein fester Eintrittsp­reis; „betaal, wat de häs“. (Bei Regen findet die Aufführung im Sojus7, Kapellenst­raße 38, statt.)

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FOTOS: NEANDERLAN­D-BIENNALE Vom Baumarkt-Parkplatz Böttingers­traße in Haan aus spazieren Gäste und Schauspiel­er am Samstagabe­nd ins nahe Sandbachta­l. Literarisc­he Utopien lassen aus der Grünanlage eine fremde Galaxie entstehen.
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Das Märchen „Der Froschköni­g“wird vom Figurenthe­ater Kartofler an der Vorburg des Velberter Schlosses Hardenberg inszeniert.

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