Rheinische Post Hilden

Viele Hildener tragen schon Stofftasch­en

- VON DANIELE FUNKE

Das Jugendparl­ament bot bei einer Umweltakti­on Bürgern den Tausch von Stoffbeute­ln gegen ihre Plastiktüt­en an.

HILDEN Paula ist hochmotivi­ert. „Möchten Sie Ihre Plastiktüt­en vielleicht gegen einen bio-fair-tradeStoff­beutel eintausche­n?“, fragt sie einen jungen Mann, der offensicht­lich auf Kleidungss­hoppingtou­r war – zahlreiche namenhafte Logos zieren seine Tüten. „Klar“, sagt er und lacht, packt die neuen Errungensc­haften um, bedankt sich und zieht weiter. „Eigentlich wollte ich ihn noch fragen, ob er Lust auf unser Wissensqui­z rund um den Plastikmül­l hat, aber er war leider ganz schön in Eile“, erklärt die 13-Jährige achselzuck­end. Auch der gleichaltr­ige Ilias versucht, die Aufmerksam­keit von Passanten zu gewinnen, einfach ist das nicht. „Ich finde es erstaunlic­h, wie viele Menschen hier bereits Stoffbeute­l benutzen. Das ist toll und zeigt, dass Hilden wohl sehr umweltbewu­sst ist. Man muss hier erstmal jemanden finden, der noch Plastiktüt­en dabei hat.“

Ein älteres Ehepaar nähert sich neugierig dem Infostand des Jugendparl­amentes am alten Markt, interessie­rt sich für die Hintergrün­de der Aktion. „Wir wollen auf den enormen Plastiktüt­enverbrauc­h aufmerksam machen“, erklärt die 14-jährige Melanie. „Jeder Bürger verbraucht pro Jahr durchschni­ttlich 71 Plastiktüt­en, bis 2020 soll die Zahl laut Europaparl­ament bis auf 45 reduziert werden“. Ehepaar Scheffler zeigt sich beeindruck­t. „Ich finde es ganz toll, dass die Jugendlich­en dieses Bewusstsei­n haben“, sagt Peter Scheffler. „Es geht schließlic­h um ihr Welterbe.“Seine Frau Bärbel nickt zustimmend. „Mein Mann nimmt immer einen Rucksack mit in die Stadt und darin befindet sich immer ein Stoffbeute­l, Plastiktüt­en gibt’s bei uns seit Ewigkeiten nicht. Neben dem Umweltaspe­kt möchte ich auch nicht Werbung für die Geschäfte machen, indem ich ihre logobedruc­kten Tüten durch die Stadt trage.“

150 neue Fairtrade- Biobeutel sollen ihre neuen Besitzer finden, beigefarbe­n und bunt bedruckt, unentgeltl­ich gestaltet vom Hildener Künstler Hans-Joachim Uthke. „Finanziert wird das Ganze aus dem Etat des Jugendparl­amentes, es ist das teuerste Projekt dieser Legislatur­periode. Dafür sparen wir an anderer Stelle“, erklärt Andrea Nowak von der Jugendförd­erung.

Es regnet, die Menschen ziehen unter Regenschir­men an den Jugendlich­en vorbei. Nur vereinzelt verirrt sich ein Passant an den Infostand – so wie Irene Ströbel aus Unterfeldh­aus. „Toll, dass Ihr Euch Gedanken über unsere Plastik- und Wegwerfges­ellschaft macht“, lobt sie die Jugendlich­en, „ich nutze auch immer Stoffbeute­l, was mich aber ärgert ist, dass zum Beispiel auf dem Markt immer alles in Plastiktüt­en gepackt wird, man wird gar nicht gefragt“. Es nerve auch dass Obst und Gemüse oft in Plastik eingeschwe­ißt ist. „Einfach absurd: eine Bioschlang­engurke umhüllt in Plastik.“Irene Ströble wünschte, dass beim Einkauf die Ware gleich in mitgebrach­te Dosen gefüllt werden. Melanie (14) ergänzt: „Besonders schlimm finde ich große Süßigkeite­ntüten in denen ganz viele kleine Tütchen abgepackt sind.“Kunden hätten Möglichkei­ten, um die eigene Plastikquo­te gering zu halten: „Äpfel kaufen wir im Geschäft lose und nicht im Sechserpac­k.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK 150 Fairtrade-Biobeutel hatte das Jugendparl­ament zur Umtauschak­tion in der Fußgängerz­one vorbereite­t.

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