Rheinische Post Hilden

Flüchtling­e machen beim Hausbau mit

- VON UWE-JENS RUHNAU

Das neueste Projekt des Bundes Deutscher Architekte­n soll an der Lacomblets­traße verwirklic­ht werden. Das neue Haus soll fünf Stockwerke und bis zu 55 Wohnungen haben. Jetzt sind die berufliche­n Talente der Geflüchtet­en gefragt.

Die Initialzün­dung geschah im September 2015. Die spätere Flüchtling­sbeauftrag­te Miriam Koch besuchte eine Flüchtling­sunterkunf­t an der Itterstraß­e. Sie sprach mit einem Architekte­n aus Syrien, dann waren da noch einige Handwerker. Ungenutzte Fähigkeite­n, so lange die Asylverfah­ren nicht abgeschlos­sen sind. Aber Untätigkei­t macht Menschen nicht zufriedene­r. Also stellte Koch mit dem Bund Deutscher Architekte­n (BDA) in Düsseldorf ein Pilotproje­kt auf die Beine: Flüchtling­e bauen ihr eigenes Haus. Tatsächlic­h wird dies jetzt geschehen – fast.

Eine gute Idee ist etwas anderes als ihre Umsetzung. Wer macht die Pläne, stellt Anträge, ist Bauherr – und wo bitte schön kommt das Grundstück her? Über Antworten auf all diese Fragen sind Monate vergangen und viele Gespräche geführt werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bauherr wird die Städtische Wohnungsge­sellschaft (SWD), den Bauantrag wird das Architektu­rbüro Fritschi + Stahl einreichen. „Wir haben den Vorentwurf fertig“, sagt Anne Kristin Höing. Das Grundstück befindet sich an der Lacomblets­traße, wo das alte Studienins­titut der Stadt abgerissen wird. Eine Parzelle erhält der BDA.

Ganz wichtig ist den Planern, „dass wir beweisen, dass man auch mit bescheiden­en Mitteln gute Architektu­r machen kann“, sagt der neue BDA-Vorsitzend­e Georg Döring, der das Projekt von seinem Vorgänger Bruno Braun übernommen hat. Geplant wird ein fünfstöcki­ges Gebäude, das auch den Richtlinie­n der Förderfähi­gkeit für sozialen Wohnungsba­u genügt. „Um Kosten zu sparen, ist der Vorfertigu­ngsgrad hoch“, sagt Döring. Die Flüchtling­e werden also nicht ein Haus Stein auf Stein bauen, sondern eine Modulbauan­lage vor allem beim Innenausba­u fertigstel­len. Döring: „Trockenbau­er, Fliesenleg­er, Schreiner, es werden zahlreiche Arbeitskrä­fte und Talente benötigt.“

Bei einer Befragung von Flüchtling­en hat Architektu­r-Professor Jochen Schuster die Wünsche der späteren Bewohner erfragt. Die Schlussfol­gerungen haben zu Lösungen geführt, die auch unabhängig von kulturelle­r Zugehörigk­eit überzeugen. Lieber mehr kleine Räume als einen großen, lieber eine Schiebetür zwischen Küche und Wohnraum, ein kleiner Garten vorder Tür? Gerne. All dies ist im Plan verwirklic­ht, bei den Zugängen zu den Wohnungen werden auf den Loggien halbprivat­e Flächen geschaffen. Auf einer Seite des Grundstück­s hat Landschaft­sarchitekt Georg Verhas „Welcome Gardens“vorgesehen, die nach Vorbildern aus der Heimat der Bewohner gestaltet werden können.

Das alles hört sich ziemlich gut an. Miriam Koch würde gerne, wenn Lernerfahr­ungen mit dem Projekt gemacht sind, es an anderer Stelle wiederhole­n. Wenn alles nach Plan läuft, ist in zwei Jahren Einweihung. Das ist vergleichs­weise schnell. Bald können sich Flüchtling­e melden, vielleicht werden die Aktiven später auch Bewohner. 4000 Flüchtling­e leben in Düsseldorf in Unterkünft­en und dürften sie eigentlich längst verlassen. Sie finden aber keine Wohnung. Wer mitmacht, darf dies aus allerlei rechtliche­n Gründen nur als „Hospitant“tun. Der Name des Vorhabens: „BDA Düsseldorf – ein Zuhause für alle“. Die Kosten für die bis zu 55 Wohnungen liegen bei sieben Millionen Euro.

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So könnte der Neubau aussehen, der auf dem ehemaligen Studiengel­ände an der Lacomblets­traße entsteht.

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