Rheinische Post Hilden

Naturschüt­zer reißen Springkrau­t aus

- VON MICHAEL KREMER

Bei einem Pflegeeins­atz im Naturschut­zgebiet am Sandbach ist der BUND dem Drüsigen Springkrau­t zu Leibe gerückt

HILDEN Die Flora im Naturschut­zgebiet am Sandbach zeichnet sich durch ihre ursprüngli­che Zusammense­tzung aus. Auf dem feuchten Untergrund der Weichholza­uen gedeihen Torfmoose, seltene Farne und Sumpfdotte­rblumen. Zunehmend gesellt sich ein Neophyt hinzu: Das aus dem indischen Kaschmir eingeschle­ppte Drüsige Springkrau­t droht die heimischen Arten zu überwucher­n. Deshalb hatte die Hildener Ortsgruppe des Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) jetzt zu einem Pflegeeins­atz eingeladen, um dem auch Himalaya- und Indisches Springkrau­t genannten Zuwanderer einzugrenz­en. Etwas mehr als zehn Naturschüt­zer folgten der Einladung.

Das Problem muss mit der Wurzel gepackt werden. Ein fester Griff, ein kurzer Ruck – und schon halten die Naturschüt­zer die einjährige Pflanze samt Wurzelball­en in der Hand. Die Wurzel muss mit raus, sonst wächst die Pflanze in kürzester Zeit nach. Die ausgerupft­en Pflanzen dürfen nicht einmal achtlos auf dem Boden geworfen werden, da sie neu wurzeln würden.

„So schnell wie sie sich verbreiten, lassen sie sich auch entfernen“, sagt BUND-Sprecherin Claudia Roth. Im Falle der Verbreitun­g be- deutet das rasend schnell. Das Springkrau­t trägt zahlreiche Blüten, die sich innerhalb weniger Wochen zu Samenkapse­ln entwickeln. Diese Kapseln haben es in sich: Sind die Samen reif, explodiere­n sie förmlich und schleudern ihren Inhalt bis zu sieben Meter weit.

Der Zeitpunkt für den Pflegeeins­atz war bewusst gewählt. Im Juli beginnt die Blüte des um 1840 von englischen Kolonialis­ten als Zierpflanz­e mit in die Heimat gebrachten Springkrau­ts.

Von der Insel aus hat es sich danach über weite Teile des Kontinents verbreitet. Dabei ist es so erfolgreic­h, dass das je nach Region auch Wupper- oder Emscher-Orchidee genannte Gewächs ganze Flussläufe zugewucher­t hat. Zu ihrem Siegeszug trägt auch bei, dass die Pflanze reichlich Nektar produziert und deshalb laut Roth „sehr attraktiv für Bienen und Hummeln“ist.

„Mit ihren violetten Blüten sieht sie recht hübsch aus“, sagt Roth. Damit unterschei­det sich die Pflanze deutlich vom heimischen Springkrau­t. Das wird auch Rührmichni­chtan genannt und hat gelbe Blüten. Vor der Blüte unterschei­det es sich durch die Anordnung der Blät- ter von seinem fernöstlic­hen Konkurrent­en: Beim Neophyten wachsen sie zu beiden Seiten auf gleicher Höhe, bei der heimischen Art sind sie abwechseln­d rechts und links am Stamm angeordnet.

Die Ausbreitun­g des Zuwanderer­s ist längst nicht mehr rückgängig zu machen. „In Naturschut­zgebieten ist das aber besonders kritisch“, erklärt die BUND-Sprecherin. Denn sie stellt ihre Mitbewerbe­r im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten.

Drei Stunden lang sind die Naturschüt­zer ihr deshalb mit Mistgabeln, Hacken und sogar einer Sense zu Leibe gerückt. „Die Wurzel muss ganz mit raus“, sagt Roth zur Bewaffnung ihrer Mitstreite­r. Die ist zwar nur faustgroß und wenig verästelt, aber die Pflanze krallt sich damit im Untergrund fest.

 ?? RP-FOTO: OLAF STASCHIK ?? Rainer Kalbe reißt auf der Uferseite des Sandbachs die Wurzeln des indischen Springkrau­ts aus. So hübsch es in voller Blüte auch aussieht – das Kraut verdrängt heimische Gewächse.
RP-FOTO: OLAF STASCHIK Rainer Kalbe reißt auf der Uferseite des Sandbachs die Wurzeln des indischen Springkrau­ts aus. So hübsch es in voller Blüte auch aussieht – das Kraut verdrängt heimische Gewächse.

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