Rheinische Post Hilden

Techno mit afrikanisc­hem Groove

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Stefan Schwander ist unter dem Namen Harmonious Thelonious zum musikalisc­hen Exportschl­ager geworden.

Musik ist eine der Sachen, die diese Stadt lebenswert machen, und einer der aufregends­ten Musiker, die Düsseldorf hat, ist Stefan Schwander. Wenige kennen ihn indes unter diesem Namen; Schwander ist kaum zu fassen, denn für jedes seiner vielen Projekte denkt er sich einen neuen Titel aus. Er tritt als Antonelli, The 23s, als Teil der Durian Brothers und zuletzt zumeist als Harmonious Thelonious auf, und das liebste Format für seine Musik ist ihm die Maxi-Single auf Vinyl.

Schwander ist außerdem Möbelbauer, unter der Internetad­resse teilmoebli­ert.com findet man seine minimalist­ischen Entwürfe, und weil das so nahe liegt, kann man durchaus sagen, dass der Designer Schwander ganz ähnlich arbeitet wie der Musiker: mit wenig Klimbim maximalen Effekt erzielen.

Die Musik, die er als Harmonious Thelonious produziert, ist als Techno nur unzureiche­nd charakteri­siert. Schwander arbeitet in seinem Studio mit Sequencer und Drummachin­e. Er flicht Sounds ein, die wie Urwaldtrom­meln klingen oder wie Congas, und der Effekt ist so exotisch, dass mancher Plattenlad­en ihn unter dem Stichwort „Afrika“einordnet – so etwa iTunes, wo sein aktuelles, etwas eingängige­r als gewohnt gearbeitet­es Album „In- ternationa­l Dance Record“in dieser Rubrik geführt wird.

Im Gropius-Bau in Berlin sah Schwander zudem eine Ausstellun­g über Stammeskun­st in PapuaNeugu­inea. Er betrachtet­e drei Meter lange Schlitztro­mmeln, die Menschen gefertigt hatten, die am Fluss Sepik leben, und dazu hörte er die folklorist­ische Musik dieser Region, und das hat ihn fasziniert. „Ich habe jahrelang House-Beats programmie­rt, aber plötzlich wusste ich, der Groove kann auch woanders herkommen.“Schwander fand auf dem Großmarkt-Flohmarkt wissenscha­ftliche Schallplat­ten mit Stammesmus­ik aus Asien und Afrika, und all das inspiriert­e ihn zu eigener Musik, die ähnlich rau und ungeschlif­fen wirken soll. Er versteht sie jedoch nicht als Nachahmung, sondern als Transforma­tion. Elektronis­che Musik mit weltmusika­lischem Akzent, wenn man so will. „Outernatio­nal“, sagt Schwander.

Schwander mag keine sozialen Medien, einen Facebook-Account hat er nicht, dennoch bekommt er Einladunge­n nach Paris und London. Sein Name ist allein durch die Platten zu einem Qualitätsm­erkmal geworden, und das Schöne daran ist, dass er im September bei einem Festival in Uganda auftreten wird. Mit afrikanisc­h anmutender Musik von einem Musiker, der nie zuvor in Afrika gewesen ist.

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Musiker Stefan Schwander.

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