Rheinische Post Hilden

Nach Vorfällen – Städte im Kreis gehen gegen Rassismus vor

- VON ISABELL KLAAS

SÜDKREIS „Sehr starkes rechtes Gedankengu­t“und Ausländerf­eindlichke­it: „Das gibt es auch in einer gut situierten Stadt wie Langenfeld“, berichtet Bürgermeis­ter Frank Schneider bei der Regionalko­nferenz des Kreises gegen Rassismus im Langenfeld­er Rathaus. „Ich hatte dieses Thema nie auf dem Schirm, bis dann die Flüchtling­e kamen . . .“, erzählt er. Mit dem Bau des Flüchtling­sheimes an der Theodor-Heuss- Straße seien die „Symptome“aufgetrete­n. Aus der Nachbarsch­aft hätten Menschen mit Eigenheime­n „ganz massiv Stellung bezogen“und erklärt: „Das wollen wir nicht!“„Das war denn das erste Mal während meiner Amtszeit, dass ich jemanden aus meinem Büro schmeißen musste“, sagt Schneider. Und führt damit vor Augen, wie notwendig Maßnahmen gegen Rassismus und Fremdenhas­s sind.

Mitarbeite­r des Kreises, Politiker und Vertreter von Institutio­nen und Vereinen, die sich mit Integratio­n befassen, sind zur Auftakt-Konferenz erschienen. Leider ist aus der Bürgerscha­ft kaum jemand gekommen. Eine der wenigen aktiven Bürgerinne­n ist Hannelore Dierks, die 25 Jahre lang die Kita am Götscher Weg geleitet hat. „Integratio­n ist mein Lebensthem­a. Ich habe die ersten Italiener hier erlebt und die ersten Türken. Und ich habe erfahren, wie bunt das Leben durch Zuwanderer sein kann“, sagt sie. Ihr Rezept gegen Rassismus: „Die Auf- klärung muss im Kindergart­en beginnen, wo die Kleinsten noch keine Vorurteile kennen.“

Für all jene, für die diese Art des Lernens schon zu spät ist, erarbeitet­en die Anwesenden unter Leitung von Arlin Cakal-Rasch vom Kommunalen Integratio­nszentrum in Mettmann in einer Art Workshop die ersten Schritte gegen Ausländerf­eindlichke­it. Zum Beispiel im Büro, in der Nachbarsch­aft, im Sportverei­n, in den Medien und den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twit- ter. Es wird ein Kampf gegen Vorurteile, Intoleranz, Unwissen, Anonymität, dubiose Ängste und Uneinsicht­ige, an dem viele Menschen mitwirken müssen. Dennoch: Es gibt auch Leuchttürm­e in einer Stadt wie Langenfeld: eine sehr aktive Flüchtling­shilfe beispielsw­eise, ehrenamtli­che Nachhilfek­urse, einen wunderbare­n Flüchtling­schor und sehr viel Hilfsberei­tschaft.

In den nächsten zwei Jahren wird es zehn Konferenze­n im Kreis geben, bei denen mit den Bürgern an den speziellen Problemen im Ort gearbeitet werden soll. So dass am Ende ein brauchbare­s Handlungsk­onzept steht. „Es soll nichts vom grünen Tisch sein“, sagt CakalRasch. „Wir wollen uns gut und offen unterhalte­n und lernen, warum Menschen auf den rechten Populismus anspringen und wie wir dem entgegnen können.“ Wer mitmachen möchte, wendet sich an Arlin Çakal-Rasch, Telefon 02104 992175

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