Rheinische Post Hilden

Marktpassa­ge ist im Umbruch

- VON EIKE HÖVERMANN

Restaurant und Textilanbi­eter haben geschlosse­n. Spezialisi­erte Geschäfte halten sich dort seit langem.

HILDEN Die Marktpassa­ge ist seit jeher das Sorgenkind der Hildener Innenstadt. Auch zurzeit stehen dort drei Läden leer, und im Vergleich zu Mittelstra­ße und Bismarckpa­ssage ist es viel zu ruhig. Dabei halten sich dort mehrere Geschäfte seit Jahren. Was könnte die Passage dennoch attraktive­r machen?

Sie müsse gemütliche­r gestaltet werden und der Eingangsbe­reich attraktive­r, sagt Gabriele Erdmann vom Geschäft „Kira Moden“. Sie wünscht sich „auf jeden Fall einen Branchenmi­x“, zudem ein Restaurant mit Flair, griechisch oder italienisc­h. „In der Marktpassa­ge gibt es mehrere Eigentümer, das ist vielleicht ein Teil der Problemerk­lärung“, sagt Volker Hillebrand vom Hildener Stadtmarke­ting. Das leuchtet ein, wenn erzählt wird, dass Uneinigkei­ten und Fehden unter den verschiede­nen Besitzern der Ladenlokal­e herrschten. „Zurzeit ist es ruhig“, sagt Erdmann, doch gegen echte Veränderun­gen werde sich gesträubt. „Vielleicht ist die Passagenlö­sung mit vielen kleinen Läden nicht das, was hier funktionie­rt“, gibt Hillebrand zu bedenken. Das, was bei der Bismarckpa­ssage klappt. Die erfülle aber auch eine Passagenfu­nktion. Denn hier komme man von A (Mittelstra­ße) nach B (Warrington­platz). Auf der anderen Seite der Marktpassa­ge erwartet den Kunden, von der Mittelstra­ße kommend, zum Einkaufen erstmal nichts – außer zwei Mal in der Woche, wenn dort der Wochenmark­t stattfinde­t. Zu dem Einkäufer allerdings auch über den Alten Markt kommen, wenn sie denn nicht gerade etwas in die Marktpassa­ge zieht.

Wenn es hier mal zu ruhig ist, dann geht Renate Sondern nach draußen, um zu schauen „ob Hilden noch da ist“. Die Boutique der Designerin gehört zu dem Besonderen, was die Marktpassa­ge zu bieten hat. Denn „Mainstream war die Passage nie“, sagt Sondern, die hier seit 14 Jahren aktiv ist. Was sie herstellt, gibt es kein zweites Mal und es hat seinen Preis. Die Krise, in der sich die Innenstädt­e befänden, liegt ihrer Meinung nach nicht am Internetha­ndel, sondern daran, dass sich die Einstellun­g der Menschen geändert habe – denn das, was gekauft wird, sei nun mal Mainstream. Auch sie hofft auf Veränderun­g und will bleiben – ob sie es schafft, sei eine andere Frage.

Einzelstüc­ke und etwas Besonderes bietet nebenan auch die Galerie „Mal anders“der Malerin Dagmar Heß. Vorbei an Friseur und Spielhalle, der Änderungss­chneiderei und der großen Terrasse des geschlosse­nen mexikanisc­hen Restaurant­s, findet sich das Geschäft von Gabriele Erdmann. Hier gibt es eine Auswahl verschiede­ner Kinderklei­dung. „Ein reichhalti­ges Angebot, individuel­le Beratung, zeitlose und moderne Ware im Mix“, auch etwas, das in der schnellleb­igen Modebranch­e nicht überall zu finden ist und damit auch die Voraussetz­ungen, um sich als Geschäft halten zu können, sagt Erdmann, die seit 16 Jahren in der Marktpassa­ge arbeitet. Auch sie hat einen Werteverfa­ll in puncto Kleidung ausgemacht, auch und vor allem in ihrem Segment. „Kinder stehen nicht mehr an erster Stelle.“Die Lage in einer Passage sieht sie generell als schlechter an als zum Beispiel auf der Mittelstra­ße. „Ich muss viel Werbung machen.“Erdmann sorgt mit ihrem Geschäft dafür, dass immerhin zwei weitere Läden nicht leer stehen – indem sie ihr Geschäft gesplittet hat und vom Baby bis zum Jugendlich­en alles anbietet. Aber sie und Renate Sondern sind spezialisi­ert, Kunden gehen gezielt in ihre Geschäfte – sie sind dadurch weniger an Laufkundsc­haft gebunden.

Dass die Marktpassa­ge keine Passage ist, die wie die Bismarckpa­ssage funktionie­rt, sieht auch Peter Heinze von der Wirtschaft­sförderung. Ob dies nun am Center-Management oder an einem Lagenachte­il liege, könne auch er nicht beantworte­n.

Handlungsb­edarf sieht er allerdings keinen. „Wir haben keine Problemmel­dung“und generell laufe der Einzelhand­el in Hilden gut. Er gibt aber zu, dass es auch in Hilden schwierige­r wird, den Einzelhand­el zu etablieren und zu halten.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Renate Sondern geht schon mal nach draußen, um zu schauen „ob Hilden noch da ist“. Die Boutique der Designerin gehört zu dem Besonderen, was die Marktpassa­ge zu bieten hat.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Renate Sondern geht schon mal nach draußen, um zu schauen „ob Hilden noch da ist“. Die Boutique der Designerin gehört zu dem Besonderen, was die Marktpassa­ge zu bieten hat.

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