Rheinische Post Hilden

Die Toten Hosen rocken die Rheinkirme­s

- VON LAURA IHME, ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Das Überraschu­ngskonzert der Düsseldorf­er Band im Uerige-Zelt wurde am Rosenmonta­g in der Hausbrauer­ei vereinbart.

Auf das nächste Heimspiel der Toten Hosen freuen sich die Düsseldorf­er Fans von Deutschlan­ds erfolgreic­hster Band schon lange. Der Wunsch wurde gestern Abend erfüllt: Als Überraschu­ngsgast traten die Hosen im Uerige-Zelt auf der großen Rheinkirme­s auf. Zwar gab’s am Nachmittag erst eine „Laune der Natur“, aber dabei handelte es sich nicht um das gleichnami­ge neue Album der Hosen. Sänger Campino verfolgte das Zitterspie­l um Schließung und Öffnung der Kirmes aus der Nachbarsch­aft und sagte gegen 17 Uhr, man werde den Konzertpla­n möglichst durchziehe­n. Am frühen Abend trudelten dann Breiti, Andi, Kuddel und Vom in Oberkassel ein. Im Bürocontai­ner des Uerige brachten sich die Musiker in Stimmung. Wer vor dem Auftritt am UerigeBier­garten vorbeikam, fand keinen Hinweis auf die Überraschu­ng – außer vielleicht der verstärkte­n Security am Eingang. Die Eingeweiht­en schwiegen, es gab ein Code-Wort.

Einige eingefleis­chte Hosenfans hatten schon vorher von dem Auftritt erfahren und sich früh direkt vor der Bühne positionie­rt: „Ich habe gehört, dass hier heute eine mir sehr bekannte Band Auftritt“, sagte Marc Klimaschka. Als dann tatsächlic­h Campino und Kollegen auf der Bühne standen, war die Freude umso größer. „Ich bin in Düsseldorf geboren, die Toten Hosen sind für mich Heimat“, fügte Freundin Fiona Imbusch hinzu.

Irgendwann kam die Durchsage: „Noch 15 Minuten bis Helene Fischer.“Das Zelt war schnell rappelvoll, die Hosen legten los wie die Feuerwehr: „Auswärtssp­iel“und „Modestadt Düsseldorf“machten den Anfang, dann kamen auch die großen Hits wie „Wünsch dir was“, „Altes Fieber“, „Tage wie diese“und vom neuen Album „Laune der Natur“das Lied „Unter den Wolken“. Und weil das Konzert im Zelt einer Düsseldorf­er Hausbrauer­ei gespielt wurde, durfte das Altbierlie­d nicht fehlen. Besonders: Die Hosen spielten „Alte Stadt“, das Lied aus der Retematäng.

Mutig war Fan Jörg Behr: Er kam ausgerechn­et im Bayern-MünchenTri­kot. Dabei ist der Fußballver­ein bei den Hosen (vorsichtig ausgedrück­t) eher unbeliebt. Für Behr ist das kein Widerspruc­h. „Ich bin trotzdem Hosen-Fan seit meiner Jugend.“Sein erklärtes Ziel bei dem Überraschu­ngskonzert: ein Autogramm von Campino auf dem Bayern-Trikot. Ob er das allerdings auch am Abend noch bekommen hat, ist nicht überliefer­t.

Für die Toten Hosen war der Auftritt auf der Kirmes eine Rückkehr. Vor mehr als 20 Jahren waren sie dort bereits einmal aufgetrete­n. Das gestrige Gastspiel wurde am Rosenmonta­g im Uerige verabredet. Dort stehen einige Bandmitgli­eder traditione­ll auf dem Balkon und schauen sich den Zug an. „Fortuna Düsseldorf, die DEG und Uerige – das ist für uns das Düsseldorf­er Bermudadre­ieck“, haben die Hosen einmal erklärt.

Kennzeichn­end für die lange Freundscha­ft mit der Brauer-Familie Schnitzler ist, dass Geld keine Rolle spielt. Man kennt sich seit rund 30 Jahren. Ehrenbaas Josef Schnitzler, Vater des heutigen Hausherrn Michael, stellte der Band ganz am Anfang packenweis­e Bierdeckel zur Verfügung, die als Eintrittsk­arten verwendet werden konnten. Seitdem gehört „dat leckere Dröppke“zur Bordapothe­ke auf Tourneen. Im Uerige fanden Kartenvorv­erkäufe für Konzerte statt, zuletzt gab es dort die neue CD um Mitternach­t – Autogramms­tunde inklusive. Michael Schnitzler gratuliert­e den Hosen zum 30-Jährigen mit einer Sonderedit­ion hausgebran­nten Wodkas. Die Hosen wiederum standen überrasche­nd vor dem Standesamt und sangen auf der Inselstraß­e eine abgewandel­te Version von „Alles aus Liebe“, als Michael Schnitzler seine Simone heiratete.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Ganz dicht dran: Sänger Campino suchte den Kontakt zum Publikum.

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