Rheinische Post Hilden

Behinderun­gen sind beim Feiern Nebensache

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDIA

HAAN Der Haaner Sommer zeigte sich gestern etwas bewölkt, doch rund um den Strand am Neuer Markt wurde fröhlich gefeiert. Unter dem Motto „Mittendrin und voll dabei 2.0“verbrachte­n Behinderte und Nicht-Behinderte das zweite Jahr in Folge einen wunderbare­n Nachmittag, mit Musik, Snacks und viel Zeit, um sich miteinande­r zu unterhalte­n.

Kinder spielten heiter auf der Hüpfburg herum, während Mamas und Papas sich entspannt auf den Liegestühl­en räkelten und das bunte Treiben auf dem Neuen Markt beobachtet­en. Andere kamen, mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen in der Hand, ins Gespräch. Von der Bühne aus sang derweil der Chor „Rhythm of Life“aus Hagen ein Potpourri bekannter Pophits.

Die Stimmung des Festes, das sieben Vereine, Organisati­onen und Institutio­nen gemeinsam auf die Beine gestellt hatten, war locker, familiär und einladend. Mittendrin und voll dabei waren auch zahlreiche Menschen mit Behinderun­g, die sowohl als Mitveranst­alter hinter den Ständen ihre Köstlichke­iten anboten, als auch als begeistert­e Gäste das Fest genossen.

„Ich finde es ist ein sehr ansprechen­des Fest“, sagte Silvia Schoof, die mit Ehemann Bernd und dem gemeinsame­n Sohn Marco (30) erstmals das Fest besuchte. Sie waren gekommen, um neue Kontakte zu knüpfen. Marco leidet unter einer Mehrfachbe­hinderung und verständig­t sich in Gebärdensp­rache. Mit ihrem Sohn besuchen sie regelmäßig Begegnungs­stätten für Menschen mit Behinderun­g. Doch solch ein Fest, öffentlich und mitten in der Innenstadt, biete ganz andere Möglichkei­ten.

Dass Nicht-Behinderte eine Hemmschwel­le gegenüber Behinderte­n haben, konnte die Familie nicht bestätigen: „Wir haben durchweg positive Erfahrunge­n gemacht. Vielleicht haben es Menschen mit anderen Behinderun­gen schwierige­r, meinem Sohn gegenüber aber gab es noch nie ein negatives aufeinande­rtreffen“, berichtete Vater Bernd. Auch Amela Juzbasic und Freundin Diana Hoter besuchten mit ihren beiden nicht-behinderte­n Kindern den Strand und nahmen das inklusive Fest positiv auf: „Ich finde es gut, dass hier alle zusammen feiern können“, sagte Juzbasic.

Nicht-behinderte Kinder früh mit gehandicap­ten Gleichaltr­igen auch in der Schule zusammenzu­bringen, das findet Dieter Smolka, einer von drei Behinderte­nbeauftrag­ten der Stadt Haan und ehemaliger Schulleite­r des Gymnasiums in Hochdahl, der gestern das Bühnenprog­ramm engagiert moderierte, sehr gut. Es gebe auch bereits Projekte an Schulen, bei denen sich Kinder ohne Handicap beim Rollstuhlf­ahren etwa in die Lage von Behinderte­n versetzen können, berichtete der ehemalige Schulleite­r seinen interessie­rten Zuhörern.

Und so zog Mit-Organisato­r Smolka bereits am frühen Nachmittag ein positives Fazit: Die Besucherre­sonanz sei zufriedens­tellend. Und der Behinderte­nbeauftrag­te kündigte sogleich an, auch im kommenden Jahr die Reihe des Inklusiven Festes beim Haaner Sommers fortführen zu wollen. Dann gibt es die Fortsetzun­g: „Mittendrin und voll dabei 3.0“.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Behinderte und Nicht-Behinderte hatten beim Inklusions­fest gemeinsam viel Spaß.

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