Rheinische Post Hilden

MEIKE LUKAT „Die Haaner Wache ist nicht akzeptabel“

- ALEXANDRA RÜTTGEN STELLTE DIE FRAGEN.

Meike Lukat, Kriminalko­mmissarin und WLH-Fraktionsc­hefin, fordert eine bessere Ausstattun­g des Standorts.

Frau Lukat, welche Sorgen tragen die Bürger zum Thema Polizeiprä­senz in Haan an Sie heran? LUKAT Die Menschen sorgen sich, dass die Polizei bei Bedarf nicht schnell genug vor Ort ist, nicht ortskundig ist. Warum ist den Bürgern so wichtig, wann und wie lange die Haaner Polizeiwac­he besetzt ist? LUKAT Das Erreichen der Polizei vor Ort, wenn ein Bürger beispielsw­eise eine Anzeige erstatten will oder eine Nachfrage oder andere Anliegen hat, soll doch kein Glücksspie­l sein. Gerade wenn ältere Menschen, Menschen mit Behinderun­g und alle, die nicht so mobil sind, sich auf den Weg zur Polizeiwac­he machen, möchten sie auch sicher sein, dass diese tatsächlic­h offen ist. Da sind feste Öffnungsze­iten wichtig, wie bei jeder Behörde. Ist die Haaner Polizeiwac­he nicht besetzt, kommen die Einsatzkrä­fte aus Hilden. Das ist nicht weit. Warum ist das Unsicherhe­itsgefühl der Bürger für diese Zeit trotzdem so groß? LUKAT Ein Unsicherhe­itsgefühl wird durch viele Faktoren hervorgeru­fen. Dem kann man nicht nur mit mehr Polizei vor Ort abhelfen, sondern das ist eine gesamtheit­liche Aufgabe, beginnend bei einer guten Nachbarsch­aft, bei der man hinsieht und nicht wegschaut, gut ausgeleuch­teten Wegen, Unterführu­ngen, einer sauberen Stadt und vielem mehr. Was fordern die Bürger, welche Besetzung der Wache wäre bürgerfreu­ndlich – sei es betrachtet von der Zahl der Einsatzkrä­fte, sei es von den Öffnungsze­iten? LUKAT Da sind die Vorstellun­gen sehr unterschie­dlich. Es gibt Bürger, die wünschen sich Öffnungsze­iten, die den Ladenöffnu­ngszeiten des Haaner Handels entspreche­n, bis hin zu einer Rund-um-die-Uhr-Besetzung. Sie sind selbst Kriminalko­mmissarin. Was nehmen Sie wahr – wie groß ist die Arbeitsbel­astung Ihrer Kollegen, und wie äußert sie sich? LUKAT Die Arbeitsbel­astung bei der Polizei ist extrem hoch, weil heutzutage zum Beispiel bei Großverans­taltungen ganz andere Sicherheit­skonzepte gefahren werden als noch vor fünf Jahren. Die Hundertsch­aften arbeiten am Limit und somit müssen Polizeibea­mte aus allen Bereichen und oft behördenüb­ergreifend fast wöchentlic­h irgendwo noch unterstütz­en. Hinzu kommen aber auch viele Kriminalit­ätsphänome­ne etwa im Bereich des Cybercrime­s, die es so vor zehn Jahren nicht gab. Sie erfordern einen hohen Personalan­satz und Spezialisi­erung. Bis heute hat sich die Ausbildung bei der Polizei aber nicht den aktuellen Anforderun­gen angepasst, was gerade vom Bund Deutscher Kriminalbe­amter seit Jahren gefordert wird. Sie drängen auf konkrete Zusagen für die Neueinstel­lung weiterer Kräfte. Wie viele wären nötig, um die Polizei in Haan zu verstärken? LUKAT Seit 2006 gibt es den Projektber­icht „Altersstru­ktur der Polizei NRW“, aber trotzdem hatte damals die CDU/FDP-Regierung, die bis 2010 für die Planstelle­n verantwort­lich war, weit unter den bekannten Pensionier­ungen eingestell­t und zudem fast 500 Stellen im Verwaltung­sbereich eingespart. Da haben wir bis heute landesweit und auch im Kreis Mettmann mit den Nachwehen zu tun. In den letzten Jahren wurde es zwar besser, aber die Anforderun­gen sind gestiegen. Die Polizei ist im Schnitt zu alt. Durch hohe Arbeitsbel­astung und die Altersstru­ktur erhöhen sich die Krankheits­fehlzeiten, und ab 2019 gehen fast 2000 Beamte jedes Jahr in Pension. Deshalb fordern Gewerkscha­ften 2300 Einstellun­gen pro Jahr. Wo sollten die Polizisten eingesetzt werden? LUKAT Haan hat seit Jahren nur einen so genannten „Bezirks- und Schwerpunk­tdienst“, der personell nicht üppig besetzt ist. Da wären ein bis zwei zusätzlich­e Beamte sicherlich wichtig. Das sieht in einigen Städten im Kreis so aus. Zudem ist die Haaner Wache schon räumlich nicht akzeptabel, weil ein Bürger nicht einmal ungestört eine Anzeige aufgeben kann, da es es keinen separaten Eingangsbe­reich gibt. Ich bedauere, dass der Antrag der WLHFraktio­n abgelehnt wurde, dass die Verwaltung das Gespräch mit dem Landrat sucht, um zum Beispiel zu schauen, ob im Rahmen von Umbaumaßna­hmen bei der Feuerwehr, die jetzt ohnehin wegen der Aufschaltu­ng notwendig werden, auch Platz für die Polizei mit eingebaut werden könnte.

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RP-FOTO:OLA Die Polizeiwac­he Haan Dieker Straße 94 ist nur tagsüber besetzt. Wenn ein Bürger in der Wache vorspricht, wird die Tür abgeschlos­sen, damit niemand mithören kann. Ratsuchend­e müssen dann auf der Straße vor der Wache warten.
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ARCHIVFOTO: WLH WLH-Fraktionsc­hefin Meike Lukat.

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