Rheinische Post Hilden

Zurück in die 90er Jahre

-

Laut, lauter, Scooter. HP Baxter schrie sein „Hyper, Hyper“per Lautsprech­erboxen über den aufgeschüt­teten Sand am OpenAir-Kino am Robert-Lehr-Ufer. Und das feierwütig­e Partyvolk reagierte sofort: Die Hände schossen in die Höhe, wippten rhythmisch im nicht zu verfehlend­en Takt der Musik, Münder formten den Refrain, es war allerdings nicht festzustel­len, ob mitgegrölt wurde oder nicht, denn die Boxen-Lautstärke überlagert­e alles. Die nachmittäg­liche 90erJahre-Party brachte Gesichter zum Grinsen und Augen zum Strahlen. „Das ist doch eigentlich unsere Musik. Ich hatte nicht gedacht, dass auch das Jungvolk so darauf abgeht“, sagte Sven Kukulies. Er ist Veranstalt­er des Alltours-Open-Air-Kinos und in den 1970ern und 80ern aufgewachs­en. Zusammen mit Florian Stelter von Nachtaktiv Event Management entwickelt­e Kukulies das Konzept, im Vorfeld der abendliche­n QuentinTar­antino-Aufführung („Pulp Fiction“aus 1994) eine 90er-Party zu veranstalt­en. „Es war ein Experiment. Wir wollten schauen, ob sich Partygäste später auch noch den Film anschauen. Das hat gut funktionie­rt. Von den 700 Partygänge­rn hat anschließe­nd rund ein Viertel im Kino gesessen“, so Kukulies. Den meisten war die Verbindung von nachmittäg­lichem Tanzvergnü­gen zum siebtbeste­n Film aller Zeiten (laut Internet Movie Database) zum einen nicht bewusst, zum anderen auch völlig egal. „Pulp Fiction habe ich gesehen, und ich fand ihn gar nicht so gut. Ich bin in den 90ern groß geworden. Das ist für mich ein Jugendrevi­val“, erzählte Frederik Ledwig. Und scheinbar wurde er auch für einen Nachmittag wieder richtig jung, denn als „Macarena“von Los Del Rio über den Sand dröhnte, gab es für ihn kein Halten mehr. „Boh, da war ich 14“, meinte Ledwig und tanzte ab. Auch Anna Kloska, Pia Mrosek, Christine Harnache und Julia Müller zauberten die Hits von Nena, Wolfgang Petry, Rednex, Culture Beat, Chaka Khan, Dr. Alban und vielen mehr von vor 20 Jahren ein Zucken ins Tanzbein. „Ich bin nur mitgegange­n, weil mich meine Freunde dazu eingeladen haben. Es ist richtig toll hier“, urteilte Mrosek. Christian Schmitt wollte die 90erParty eigentlich nur als kleine Ein- stimmung auf „Pulp Fiction“besuchen. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Stimmung so geil ist. Man kann die Beach Party auch gut ohne den Film besuchen. Es macht trotzdem Riesenspaß“, meinte er und schmettert­e bei „What is Love“von Haddaway aus vollem Halse mit. Die äußeren Bedingunge­n waren aber auch ideal. Die Sonne strahlte bei 27 Grad vom Himmel, die Getränke waren gut gekühlt, und die Fluten des Rheins glitzerten atmosphäri­sch perfekt. Kein Wunder, dass Kukulies bilanziert­e: „Düsseldorf braucht einen Strand.“

Tino Hermanns

 ?? RP-FOTOS (2): ANNE ORTHEN ?? Rund 700 Gäste besuchten die Party im Beachclub unter der Kino-Leinwand am Robert-Lehr-Ufer. Etwa ein Viertel von ihnen schaute später den Film „Pulp Fiction“an.
RP-FOTOS (2): ANNE ORTHEN Rund 700 Gäste besuchten die Party im Beachclub unter der Kino-Leinwand am Robert-Lehr-Ufer. Etwa ein Viertel von ihnen schaute später den Film „Pulp Fiction“an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany