Rheinische Post Hilden

Bamf verpasste Abschiebun­gstermin

-

Der Hamburger Angreifer hätte Deutschlan­d schon 2015 verlassen sollen.

HAMBURG (RP) Der Messerangr­eifer von Hamburg hätte schon 2015 nach Norwegen zurückgesc­hickt werden können. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) verpasste die Frist dafür jedoch um einen Tag. Das Amt bestätigte einen entspreche­nden Bericht des „Spiegel“. Einen Tag nach Fristablau­f stellte das Bamf damals für Ahmad A. ein sogenannte­s Wiederaufn­ahmeersuch­en an Norwegen. Daraufhin habe Norwegen das Ersuchen abgelehnt, so dass die Zuständigk­eit für das Asylverfah­ren auf Deutschlan­d übergegang­en sei, bestätigte eine Bamf-Sprecherin. Sie ergänzte: „Dies geschah in einer Zeit, als bereits eine erhöhte Anzahl von Asylsuchen­den in Deutschlan­d eingetroff­en waren und das Bundesamt deshalb vor den allgemein bekannt großen Herausford­erungen stand.“

Der in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten geborene Palästinen­ser A. hatte dem Bericht zufolge in Norwegen Asyl beantragt. Nach den Regeln des sogenannte­n Dublin-Systems hätte er daher zurückgesc­hickt werden können. A. hatte am Freitag einen 50-Jährigen in einem Supermarkt in Hamburg getötet und mehrere Menschen verletzt. Die Polizei will heute sechs Männer für ihr Einschreit­en gegen ihn auszeichne­n.

Unterdesse­n befeuern neue Zahlen die Asyl-Diskussion weiter. Trotz der stark wachsenden Zahl abgeschlos­sener Verfahren wächst die Zahl der Abschiebun­gen und Rückreisen nicht. Im Gegenteil: Die Zahl abgelehnte­r Asylbewerb­er hat sich nach Angaben des Bamf im ersten Halbjahr mehr als verdoppelt; dagegen sank die Zahl der freiwillig­en, mit staatliche­r Starthilfe geförderte­n Rückkehrer um 45 Prozent. Auch die Zahl der Abschiebun­gen sank im Halbjahres­vergleich zu 2016 um neun Prozent.

Gleichzeit­ig verlautete aus dem Bundesinne­nministeri­um, dass die Plätze in Abschiebeh­aftanstalt­en angesichts der hohen Zahl ausreisepf­lichtiger Gefährder nicht ausreichen könnten. Nach der Tat von Hamburg wird befürchtet, dass die vermehrte Unterbring­ung von Gefährdern in solchen Haftanstal­ten, während sie auf ihre Papiere warten, an diesen Kapazitäts­problemen scheitern könnte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany