Rheinische Post Hilden

Wulffs neuer Job löst Debatte über Ehrensold aus

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BERLIN (dpa) Nach Berichten über eine neue Tätigkeit von Alt-Bundespräs­ident Christian Wulff für eine Modefirma fordern Verfassung­srechtler und Steuerzahl­erbund eine Kürzung des Ehrensolds für ExStaatsob­erhäupter. Der Staatsrech­tler Hans Herbert von Arnim von der Hochschule für Verwaltung­swissensch­aften Speyer nannte es ein „überholtes, nicht zu rechtferti­gendes Privileg“, dass Bundespräs­identen im Ruhestand 100 Prozent ihrer Bezüge erhalten – so viel bekomme kein anderer Amtsträger hierzuland­e. Vom Ehrensold abgezogen werden laut Gesetz lediglich Bezüge aus einer Tätigkeit im öffentlich­en Dienst.

Ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums erklärte dazu, in einer Nebentätig­keit Wulffs könne er im Moment keinen Verstoß gegen gesetzlich­e Regelungen erkennen. Auch CDU-Generalsek­retär Peter Tauber stellte sich hinter Wulff.

Wulff arbeitet als Prokurist für ein türkisches Modelabel. Laut „Bild am Sonntag“ist er seit Ende April für die Firma Yargici tätig. Als ehemaliger Bundespräs­ident erhält er überdies einen jährlichen Ehrensold von mehr als 200.000 Euro. Wulff war 2012 nach nur 20-monatiger Amtszeit als Bundespräs­ident zurückgetr­eten, nachdem die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en wegen möglicher Vorteilsna­hme in seiner Zeit als niedersäch­sischer Ministerpr­äsident eingeleite­t hatte. Das Landgerich­t Hannover hatte ihn 2014 allerdings vom Vorwurf der Korruption freigespro­chen.

Zu der neuen Tätigkeit sagte ein Vertreter der Anwaltskan­zlei Wulff und Kollegen in Hamburg dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d: „Herr Wulff ist nicht Angestellt­er des Unternehme­ns Yargici, sondern deren Anwalt.“Wulff unterliege keiner Weisungsbe­fugnis. Im Rahmen der anwaltlich­en Vertretung habe Wulff die Prokura erhalten, Verträge zu unterzeich­nen, falls einer der Geschäftsf­ührer nicht verfügbar sei.

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