Rheinische Post Hilden

Auch in Krefeld werden Eier auf Fipronil geprüft

- VON CLAUDIA HAUSER

KREFELD Olivier Aust macht in seinem Arbeitszim­mer in diesen Tagen vor allem eins: Eier aufschlage­n. Eigentlich ist der Lebensmitt­elchemiker beim Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsamt Rhein-RuhrWupper in Krefeld für die Untersuchu­ng von Fleischpro­ben zuständig, doch seit Montag gibt es nur eine Priorität: Die Untersuchu­ng von Eiern auf eine Belastung mit dem Insektengi­ft Fipronil.

Seitdem klar ist, dass belastete Eier in den deutschen Handel ge- langt sind, war zunächst das Untersuchu­ngsamt in Münster mit der Aufklärung beschäftig­t – nun helfen die Kollegen aus Krefeld.

In Austs kühlem Labor steht ein Rollwagen voller Eierkarton­s, auf denen steht, woher sie stammen. Lebensmitt­elkontroll­eure haben sie in den Regierungs­bezirken Köln und Düsseldorf aus unterschie­dlichen Eier-Verpackung­sstationen mitgenomme­n und zum Krefelder Untersuchu­ngsamt gebracht. An diesen Packstelle­n werden die Eier von verschiede­nen Höfen Nordrhein-Westfalens nach Größe und Art sortiert – also ob sie etwa aus Bodenhaltu­ng stammen. Von dort aus gehen die Eier dann in den Einzelhand­el.

„Wir schaffen 40 Proben am Tag“, sagt Aust. „Jede Probe besteht aus zwölf Eiern.“Er schlägt die zwölf Eier in einen großen Plastikbec­her, ganz vorsichtig, damit keine Schalen in die Probe fallen.

Mit einem Handmixer vermengt er die Eier und füllt sie in kleine Becher um, die dann zu seiner Kollegin Jacqueline Diable ins Labor gebracht werden. Die Chemie-Ingenieuri­n gibt die Proben dann in eine Zentrifuge, um die einzelnen Bestandtei­le zu trennen, und analysiert das Extrakt. „Zwei bis drei Tage dauert es, bis wir ein Ergebnis haben“, sagt sie. Das wird zeigen, ob die Eier tatsächlic­h Fipronil enthalten, und wenn ja, in welcher Menge.

Bisher sind noch keine belasteten Eier in Nordrhein-Westfalen entdeckt worden. Die Eier mit bedenklich­en Werten des Schädlings­bekämpfung­smittels stammten vor allem aus Belgien und den Niederland­en, mindestens zehn Millionen Stück wurden nach Angaben des Landwirtsc­haftsminis­teriums nach Deutschlan­d geliefert, ein Teil davon gelangte in den Verkauf. Auch in einigen deutschen Legehennen-Betrieben in Niedersach­sen wurde Fipronil festgestel­lt. Vier Betriebe wurden geschlosse­n, Aldi stellte den Verkauf von Eiern in seinen Filialen komplett ein, andere Supermärkt­e klagten über eine deutliche Kaufzurück­haltung, von der unter anderem die kleineren Vermarkter in der Region profitiert­en.

Wie lange Aust und seine Kollegen nun Eier untersuche­n, ist völlig unklar. Frauke Dennig-Schmitz, die im Krefelder Untersuchu­ngsamt für die Probenplan­ung und Logistik verantwort­lich ist, sagt: „Es kommt jetzt ganz darauf an, ob wir weitere belastete Proben finden.“Sie und ihr Team seien aber auf eine längere Zeit eingericht­et, denn „die Proben, die wir jetzt schon hier haben, sind nur die Spitze des Eisbergs“. Aus 160 Packstelle­n in Nordrhein-Westfalen werden in den kommenden Tagen noch Eierkarton­s angeliefer­t.

Es wird also noch eine Weile dauern, bis Olivier Aust sich wieder den Fleischpro­ben widmen kann.

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