Rheinische Post Hilden

Der Mann, der Afrika nicht liebte

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Der Afrikafors­cher Henry Morton Stanley war ein Mann voller Widersprüc­he. Er war berühmt geworden, als er im Auftrag der US-amerikanis­chen Zeitung „New York Herald“den verscholle­nen Forscher David Livingston­e gesucht und 1871 gefunden hatte. Stanley war voller Bewunderun­g für Livingston­e, doch dessen Liebe zum afrikanisc­hen Kontinent konnte er nicht teilen. Stanley selbst gab offen zu, die Länder, die er jahrelang bereiste, zu verabscheu­en. Er suchte nur den Ruhm. 1874 brach er zu einer zweiten Afrika-Expedition auf, um die Quellen des Nils zu erforschen. In fast 1000 Tagen brachte er mehr als 11.000 Kilometer hinter sich. Hunderte seiner Begleiter starben auf der Reise. Am 8. August 1877 erreichten die Männer die Stadt Boma im Kongodelta. Stanley war ausgemerge­lt, frühzeitig ergraut und fast verhungert. Doch seine Reiseberic­hte gingen um die Welt – und weckten auch das Interesse des belgischen Herrschers Leopold II. Bei dessen brutaler Eroberung des Kongo spielte Stanley eine unrühmlich­e Rolle. Fünf Jahre lang arbeitete er für den belgischen König. 1890 verließ Stanley den afrikanisc­hen Kontinent zum letzten Mal. Er zog nach England, veröffentl­ichte weitere Reiseberic­hte und heiratete. Seine Reisen führten ihn nun, so wie er es sich gewünscht hatte, nur noch in „zivilisier­te Gegenden“.

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