Rheinische Post Hilden

Koffer am Flughafen unbeaufsic­htigt

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Lange Warteschla­ngen an den Servicesch­altern, Hunderte Koffer an den Förderbänd­ern und niemand, der darauf achtet, wer welchen an sich nimmt: Die Gepäckabfe­rtiger am Flughafen sind mit den Ferien überforder­t.

Als Vassilios Katsogrida­kis am Freitag nach Haus kam, war er gleich drei Koffer und die Kindermatr­atze los, die die Familie mit in die Ferien genommen hatte. Und er war offensicht­lich nicht der Einzige: „Neben jedem der 14 Gepäckbänd­er in Düsseldorf standen zahllose nicht abgeholte Koffer.“Und die blieben eine ganze Weile stehen, zumindest einen hat Katsogrida­kis wiedererka­nnt, als er am Samstag und am Sonntag zum Flughafen zurückkehr­te, um sein eigenes Gepäck zu finden.

Die Katsogrida­kis’ waren mit Eurowings aus Griechenla­nd gekommen, hatten in Berlin umsteigen müssen. In Düsseldorf dann die Auskunft: Das Gepäck für diese Maschine sei in Berlin geblieben, käme sicher bald nach. „Eine Frau hat von morgens um neun bis abends um sechs alle Berlin-Flüge abgewartet, die war den Tränen nahe“, sagt Katsogrida­kis, der auch Mitreisend­e traf, die an ihrem letzten Urlaubswoc­henende zwei Mal aus Dortmund nach Düsseldorf kamen, um ihr Gepäck zu suchen.

Der Flughafen verweist auf die Fluggesell­schaften, die für das Gepäck verantwort­lich seien. Bei derzeit 80.000 Fluggästen pro Tag komme es beim ankommende­n Gepäck schon mal zu Staus, sagt Flughafens­precher Christian Hinkel. Bei den Gepäckberg­en, die Katsogrida­kis an den Bändern sah, handele es sich um „um mehrere Hundert Koffer, die im Zollbereic­h der Ankunft aufbewahrt werden und von den verschiede­nen Airlines noch zugestellt werden müssen.“

Mit der Zustellung hat es bei Katsogrida­kis allerdings auch nicht ganz geklappt. Nach drei Stunden in der Warteschla­nge entnervter Reisender am Lost & Found-Schalter wurde ihm mitgeteilt, dass er im In- ternet eine Verlustmel­dung ausfüllen muss. Dass den Wartenden zu sagen, bevor sie mehrere Stunden anstehen, „dafür hätten sie nicht genug Leute, hat mir der Mitarbeite­r des Aviation Handling Service gesagt“, so Katsogrida­kis.

Der kam am nächsten Tag mit seiner Bordkarte und zuhause ausgedruck­ten Verlustmel­dung problem- los zurück an die Gepäckbänd­er, „niemand hat meinen Ausweis verlangt oder darauf geachtet, welches Gepäckstüc­k ich nehme“. Und am Sonntag durfte sich der Fluggast ungestört in den Lagerräume­n des Gepäckabfe­rtigers umsehen. „Ich hätte alle möglichen Koffer durchsuche­n können, niemand achtete darauf.“

Das findet natürlich auch der Flughafens­precher nicht gut, denn der Zollankunf­tsbereich unterliegt sicherheit­srelevante­n Regelungen und „ist nur in Ausnahmefä­llen gestattet“, betont Hinkel. „Wenn ein Fluggast zum Lost & Found will, müssen die Mitarbeite­r den Grund dafür prüfen. Und natürlich muss nachher der Besitz des jeweiligen Gepäckstüc­ks glaubhaft gemacht werden.“Hinkel will nun alle beteiligte­n Dienstleis­ter nochmals für das Thema sensibilis­ieren. Zum angebliche­n Personalma­ngel sagt er: „Der Flughafen hat sein Personal natürlich für die Ferienzeit aufgestock­t und auch die Partnerunt­ernehmen dazu angehalten.“Beim Aviation Handling Service war gestern keine Stellungna­hme zu erhalten.

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RP-FOTO: V. KATSOGRIDA­KIS Teilweise standen jetzt nicht abgeholte Gepäckstüc­ke mehrere Tage unbeaufsic­htigt an den Bändern im Flughafen.

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