Rheinische Post Hilden

NRW unterstütz­t liberale Moscheen

- VON PHILIPP JACOBS

Die Landesregi­erung begrüßt Initiative­n zur Gründung islamische­r Gotteshäus­er nach dem Vorbild der säkularen Moschee in Berlin. Kölns Oberbürger­meisterin Reker fordert mehr Einfluss auf Ditib.

DÜSSELDORF Die neue nordrheinw­estfälisch­e Landesregi­erung hat sich für die Einrichtun­g liberaler Moscheen ausgesproc­hen. Derartige Gebetshäus­er zeigten die Vielfältig­keit des Islam, sagte Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) unserer Redaktion: „Daher begrüße ich entspreche­nde Initiative­n.“Wichtig sei, dass sich keine religiöse Gemeinscha­ft vor einen politische­n Karren spannen lasse, ganz gleich aus welcher Himmelsric­htung.

Integratio­ns-Staatssekr­etärin Serap Güler (CDU) sagte: „Muslime in NRW möchten sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Sie verbinden ihre Religion weniger mit dem Bild, das die öffentlich­e Wahrnehmun­g dominiert. Für viele von ihnen steht der Islam nicht für Rückständi­gkeit und Gewalt.“Deshalb sei es gut, wenn durch Initiative­n zur Gründung liberaler Moscheen dieser Wahrnehmun­g etwas entgegenge­setzt werde.

Eine finanziell­e Unterstütz­ung für den Bau liberaler Moscheen schloss ihr Ministeriu­m aber aus. Der Moscheebau anderer islamische­r Ver- bände sei bislang auch nicht gefördert worden, hieß es. So sei etwa beim Bau der Merkez-Moschee des deutsch-türkischen Islamverba­nds Ditib in Duisburg-Marxloh lediglich die Begegnungs­stätte der Moschee gefördert worden – ein vom Gotteshaus abgetrennt­er Bereich, der für die Begegnung, Bildung und Informatio­n der Allgemeinh­eit offensteht.

Muslime aus NRW lobten die Haltung der Landesregi­erung und wiesen auf bereits angestoßen­e Projekte hin. Die Islamwisse­nschaftler­in und Mitgründer­in des Liberal-Islamische­n Bundes (LIB), Lamya Kaddor, sagte: „Der LIB betreibt seit Jahren die Muslimisch­e Gemeinde Rheinland in Köln. Von daher begrüße ich immer die Idee einer liberalen Moschee.“In Köln beten Männer und Frauen gemeinsam, eine Imamin hält die Predigten, Kopftücher sind keine Pflicht. Der LIB plant derzeit die Gründung einer weiteren säkular ausgericht­eten Moschee im EnnepeRuhr-Kreis.

Auch der Vorsitzend­e des Kreises der Düsseldorf­er Muslime, Dalinç Dereköy, setzt sich für die Gründung weiterer „vom ‚Mainstream‘-Islam beziehungs­weise der klassische­n Theologie abweichend­en Moscheegem­einden“ein. Dereköy bezweifelt zwar, dass es theologisc­he Berührungs­punkte mit etablierte­n Moscheegem­einden geben wird. Er sagte aber: „Auf einer weltlichen Ebene kann ich mir durchaus eine Zusammenar­beit, ähnlich wie bei den unterschie­dlich ausgericht­eten christlich­en Gemeinden, vorstellen.“

In Berlin hatte die Gründung der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Mo- schee durch die Frauenrech­tlerin Seyran Ates für Aufsehen gesorgt. Das Gotteshaus steht jedem offen, egal ob Sunnit, Schiit, Alevit, Christ oder Atheist. Frauen dürfen gemeinsam mit Männern unverschle­iert beten und selbst predigen. Konservati­ve Muslime bedrohen Ates seit der Eröffnung; die Frauenrech­tlerin steht unter Polizeisch­utz.

Die parteilose Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker kündigte eine härtere Gangart gegenüber dem Islamverba­nd Ditib an. Der Verband steht seit Monaten wegen der Einflussna­hme aus Ankara in der Kritik. Noch in diesem Jahr will Ditib an seinem Bundessitz in Köln die neue Zentralmos­chee eröffnen. Reker, die bei der Eröffnung anwesend sein will, forderte eine größere Transparen­z des Gotteshaus­es. „Ich möchte, dass der Beirat der Moschee wiederbele­bt wird mit einer neuen Ernsthafti­gkeit und dem Ziel eines echten Beitrags zu mehr Akzeptanz für die Moschee und unsere Mitbürgeri­nnen und Mitbürger“, sagte Reker. Außerdem sollten die Imame in Köln auf Deutsch predigen.

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