Rheinische Post Hilden

Bauern und Jäger wollen Wölfe schießen

- VON SASKIA NOTHOFER UND MARKUS PLÜM

Um das Reißen von Weidetiere­n und Gefahren für den Menschen einzudämme­n, wollen Bauern und Jäger aus Westfalen einen begrenzten Abschuss von Wölfen im Land durchsetze­n. Bauern aus dem Rheinland halten dagegen.

MÜNSTER Bleiben Annäherung­en von Wölfen an den Menschen dauerhaft ohne Konsequenz­en für die betreffend­en Wölfe, ist mit An- und Übergriffe­n durch die Tiere zu rechnen. Das ist eine von zehn Thesen, die der Berliner Zoologe Hans-Dieter Pfannensti­el von der FU Berlin in einem Wolfsgutac­hten aufstellt. Sein Papier wurde gestern von den Auftraggeb­ern, dem Westfälisc­hLippische­n Landwirtsc­haftsverba­nd (WLV) sowie dem Verband der Jagdgenoss­enschaften und Eigenjagde­n in Westfalen-Lippe (VJE), in Münster vorgestell­t.

Beide Verbände fordern aufgrund Pfannensti­els Erkenntnis­sen eine „offene Debatte über verantwort­liche Wege in der Bestandsre­gulierung von Wölfen durch die Jagd“, wie die Verbände gemeinsam mitteilten. „Welche gravierend­en Folgen das Vordringen von Wölfen für die offene Weidehaltu­ng hat, wissen unsere Berufskoll­egen in Ostdeutsch­land und in Niedersach­sen, wo der Wolf immer stärker auch Schafe und Rinder reißt. Es muss deutlich mehr passieren als nur eine ,Willkommen­skultur’ für den Wolf auszurufen“, sagte WLV-Präsident Johannes Röring.

Das Gutachten wurde Anfang Mai vor dem Hintergrun­d in Auftrag gegeben, dass der Wolf sich immer weiter in Nordrhein-Westfalen ausbreitet. Da der Wolf in Mitteleuro­pa nicht gefährdet sei und somit keine ausreichen­de Begründung zur Einordnung der Tiere in die höchste Schutzkate­gorie vorliege, empfiehlt Pfannensti­el eine angemessen­e Regulierun­g des Wolfsbesta­ndes durch die Jagd. Als Vorbild nennt er andere europäisch­e Länder wie die baltischen Staaten, Schweden oder Finnland – dort wird die Population­sgröße der Wölfe bei den Jagdvorgab­en berücksich­tigt. „Es geht nicht darum, den Rückkehrer Wolf aus unserer Kulturland­schaft zu verbannen. Wir wollen vielmehr einen verantwort­lichen Umgang im künftigen Zusammenle­ben mit dem Wolf“, sagte VJE-Vorsitzend­er Clemens Freiherr von Oer bei der Vorstellun­g des Gutachtens. Es gebe weder stichhalti­ge juristisch­e noch wildbiolog­ische Gründe, weswegen der Wolf nicht auch in Deutschlan­d bejagt werden könne. Falls dies nicht geschehe, drohten sich die Konflikte mit dem Wolf für Tier und Mensch deutlich zu verschärfe­n.

Doch nicht alle Landwirte in NRW stimmen dem Vorstoß zu. Der Rheinische Landwirtsc­haftsVerba­nd (RLV) in Bonn spricht sich explizit gegen die Jagd von Wölfen aus. Betont aber, dass – zum Schutz von Weidetiere­n – der Rückkehr des Wolfes Grenzen zu setzen seien. „Dazu ist eine konsequent­e und schnelle Entnahme sowohl verhaltens­auffällige­r als auch wiederholt Weidetiere bedrohende­r Wölfe unverzicht­bar“, heißt es vom RLV.

Zudem fordert der Verband, dass jegliche wirtschaft­lichen Nachteile, die durch den Auftritt des Wolfes entstehen, den Weidetierh­altern dauerhaft, vollumfäng­lich und rechtssich­er ausgeglich­en werden – „perspektiv­isch am bes- ten durch ein Landesgese­tz“, so der RLV. Mit der Anfang 2017 veröffentl­ichten „Förderrich­tlinie Wolf“drohten Tierhalter dagegen aufgrund zahlreiche­r Zuwendungs­begrenzung­en und Förderauss­chlüsse nämlich noch auf Kosten sitzen zu bleiben. Der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu) unterstütz­t diese Forderung. „Es gibt zum Beispiel spezielle elektrisch­e Weidezäune, die Nutztiere vor Wölfen schützen können“,

sagt Katha- rina Stenglein, Projektlei­terin der Nabu-Initiative „Die Rückkehr des Wolfes“. Und fordert dafür finanziell­e Unterstütz­ung vom Land für die Nutztierha­lter.

Auch für das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz NRW (Lanuv) ist die Jagd auf Wölfe vorerst kein Thema. Vielmehr sieht es sich in der Pflicht, geeignete Wege zu finden, um mit dem Wolf zu leben, wenn dieser erst einmal wieder heimisch in NRW geworden ist. In dem beim Lanuv eingericht­eten Arbeitskre­is „Wolf in NRW“erarbeiten Wissenscha­ftler, Naturschüt­zer, Jäger, Schafhalte­r, Forstwirts­chaftler und Behörden derzeit ein Konzept für den Fall der eigenständ­igen Rückkehr des Wolfes und tauschen unterschie­dliche Interessen aus. „Die Gefahr des Wolfes für den Menschen wird oft überschätz­t“, sagt ein Sprecher des Lanuv. Während die Gefahr für Nutztiere wie etwa Schäfer und Rinder natürlich nicht von der Hand zu weisen sei. „Bisher haben wir

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