Rheinische Post Hilden

Wahlkampf-Auftakt der AfD wird von Protesten begleitet

- VON JULIA RATHCKE

Die Partei will „hart, aber friedlich“für ihren Erfolg bei der Bundestags­wahl werben. In Münster läutete die AfD die heiße Phase ein.

MÜNSTER Es sollte ein großer Aufschlag werden. „Auch wenn manche Politiker glauben, der Wahlkampf sei schon gelaufen: Für uns fängt er gerade erst an“, hieß es in der Einladung der NRW-AfD für den Bundeswahl­kampfaufta­kt, der gestern in Münster stattfand. Bei dem Pressegesp­räch im Mövenpick-Hotel sitzen dann AfD-Bundesspre­cher Jörg Meuthen und NRW-Spitzenkan­didat Martin Renner, bitten um Fragen und haben zunächst beide nicht viel zu sagen, außer dass man sich einen guten Wahlkampf wünsche, „hart, aber friedlich“.

Einige Kilometer weiter vor der Stadthalle Münster-Hiltrup werden derweil die Musikboxen aufgedreht und Anti-AfD-Schilder positionie­rt. „Die Bürger in Hiltrup sind sehr schlau, die AfD braucht keine Sau“, steht auf einem und auf einem anderen: „Rassismus führt zum Verlust Ihres Mitgefühls“. „Bitte einmal lesen!“, sagt die ältere Frau, die dieses Schild hält, jedem Besucher auf dem Weg zur AfD-Veranstalt­ung, die weiträumig von der Polizei abgesperrt ist. Die Münsterane­rin hat kein Verständni­s für diese Menschen: „Jeder, der das Wahlprogra­mm liest, sieht, dass diese Partei nur niedere Ängste schüren und Ressentime­nts schaffen will.“Gerade weil sie sich dabei oft so harmlos gebe, sei das so gefährlich.

Für die rund 150 Bürger, die in der Stadthalle bei einem Bier den AfDVorträg­en lauschen, scheinen die Gefahren indes andere zu sein: die „linken Banausen draußen“, die „No-go-Areas“in Städten auf dem Weg zu Kindergärt­en, Gefährder und „Multikulti“, „linker Terror auf deutschen Straßen“.

Von den Gegendemon­stranten draußen ist drinnen nichts zu hören. Dass die AfD sich für ihren Wahlkampf ausgerechn­et diesen Ort in Münster ausgesucht hat, sieht Carsten Peters vom Bündnis „Kei- nen Meter den Nazis“als Provokatio­n. Nahe der Stadthalle Hiltrup hatte es Brandansch­läge auf Flüchtling­sunterkünf­te gegeben. So oder so, Peters hatte, wie bei so vielen AfD-Terminen zuvor, zu Gegenprote­st aufgerufen. „Rechte Stimmungsm­ache und rassistisc­he Hetze sind und bleiben in Münster unsagbar, und das werden wir der AfD laut und deutlich zeigen“, hatte er angekündig­t. Nach Polizeiang­aben waren es dann rund 250 Menschen vor der Stadthalle. „Für die Ferienzeit und einen Nachmittag unter der Woche ist das ganz okay“, sagt Peters. Gegen den Neujahrsem­pfang der AfD Anfang des Jahres im Rat- haus der Stadt waren mehr als 8000 auf die Straße gegangen.

Auf die Straße gesetzt wird die AfD im Wahlkampf offenbar öfter. Es gebe immer wieder große Probleme, Räumlichke­iten für Wahlkampfv­eranstaltu­ngen zu finden, erklärt Meuthen. Wie auch im Streit um den Auftritt im Düsseldorf­er Henkelsaal werde man immer öfter juristisch dagegen vorgehen. Insgesamt plant die NRW-AfD zwölf größere Wahlkampf-Veranstalt­ungen in acht Regionen, unter anderem in Gütersloh, Bergisch Gladbach, Siegen, Aachen, Essen und Dortmund. Wo genau, dazu wolle man „besser nichts sagen“.

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FOTO: IMAGO Jörg Meuthen.

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