Rheinische Post Hilden

Uniper kämpft um die Ostsee-Pipeline

- VON GEORG WINTERS

Die neuen Sanktionen der USA gegen Russland haben Nordstream 2 in Gefahr gebracht. Doch Uniper-Chef Klaus Schäfer rückt nicht von dem Projekt ab. Der Eon-Ableger erhöht seine Jahresprog­nose. Die Dividende steigt stärker als erwartet.

DÜSSELDORF Seit ihrem Start an der Börse vor knapp elf Monaten hat die Uniper-Aktie etwa 80 Prozent zugelegt. Und nach einer langen Zeit, in der Eon bei einem Verkauf seines 47-Prozent-Anteils (der wegen der Haltefrist noch gar nicht möglich war) deutliche Verluste erlitten hätte, ist Deutschlan­ds größter Energiekon­zern mit seiner Beteiligun­g längst im Plus. Gestern hat das Uniper-Papier nach der Bekanntgab­e der Halbjahres­zahlen erneut drei Prozent zugelegt. Mittlerwei­le ist das von Eon gehaltene Paket mehr als drei Milliarden Euro wert. Die Uniper-Aktie stieg einmal mehr auf ein Rekordhoch, weil die Spekulatio­nen um eine Übername des Unternehme­ns durch einen strategisc­hen Investor aus Europa nicht abreißen. Weiterhin gilt der finnische Versorger Fortum als potenziell­er Investor.

Vorstandsc­hef Klaus Schäfer lässt die Gerüchtekü­che nach außen hin kalt. „Das Management-Team ist angetreten, Uniper unabhängig in die Zukunft zu bringen“, sagte Schäfer gestern bei der Präsentati­on der Halbjahres­zahlen.

Der Kurs wird auch dadurch angeschobe­n, dass Uniper die Dividende für 2016 deutlich stärker anheben will als erwartet. Bisher war immer von einem Ausschüttu­ngsplus von 15 Prozent die Rede gewesen, gestern verkündete Schäfer eine Steigerung um 25 Prozent. In europäisch­er Währung heißt das: Nach 55 Cent für 2016 will Uniper für dieses Jahr 68 Cent ausschütte­n. Die Ergebnispr­ognose, die bislang zwischen 900 Millionen und 1,2 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern lag, wird am unteren Ende auf eine Milliarde Euro angehoben.

Der Umsatz ist zwischen Januar und Juni um zwölf Prozent auf 33,7 Milliarden Euro gestiegen. Die Strompreis­e sind gestiegen, Unter dem Strich hat Uniper im ersten Halbjahr 967 Millionen Euro verdien, nachdem im gleichen Vorjah- reszeitrau­m Milliarden­abschreibu­ngen das Ergebnis verhagelt hatten. Damals hatte der Konzern einen Verlust von rund 3,8 Milliarden Euro hinnehmen müssen.

Im Streit um die neue OstseePipe­line Nordstream 2, durch die mehr Gas als bisher von Russland nach Westeuropa gepumpt werden soll, wirbt Schäfer für eine Umsetzung. „Es kann nicht sein, dass Europas Energiepol­itik in Washington gemacht wird“, sagte Schäfer mit Blick auf angedrohte Strafmaßna­hmen der Amerikaner. Die europäisch­e Versorgung­ssicherhei­t sei durch die US-Politik gefährdet. Die Amerikaner hatten zuletzt Sanktionen verhängt, die auch Unternehme­n treffen, die russische Pipelines mit ausbauen, modernisie­ren und/ oder solche Maßnahmen finanziere­n.

In Wirklichke­it gehe es den USA nur um die eigene Dominanz auf dem Energiemar­kt, sagte Schäfer. Der Manager gibt sich zuversicht­lich, dass Europa im Kampf um das Projekt an einem Strang zieht. Mittlerwei­le hat sich auch der luxemburgi­sche EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker, der zwischenze­itlich skeptisch gewesen war, hinter das Projekt gestellt. Aber es gibt auf dem Kontinent eben auch Stimmen wie jene aus Polen, die gegen die Pipeline sind, weil durch sie die Abhängigke­it von Russland wachsen könnte und die Einnahmen aus Gas-Transitlie­ferungen für Länder wie Polen und die Ukraine sinken könnten.

Beim russischen Kohlekraft­werk Beresowska­ja 3 beziffert Uniper die gesamten Reparaturk­osten bis zur Wiederinbe­triebnahme nach dem Brand im vergangene­n Jahr auf 28 Milliarden Euro. Insgesamt 26 Milliarden Euro sind demnach durch Versicheru­ngen gedeckt und bereits gezahlt worden. Das Kraftwerk solle nach den derzeitige­n Planungen im dritten Quartal des Jahres 2019 wieder ans Netz gehen, kündigte Uniper-Finanzvors­tand Christophe­r Delbrück an.

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