Rheinische Post Hilden

Alain Bieber übernimmt das Photo Weekend

- VON ANNETTE BOSETTI

Die erfolgreic­he Veranstalt­ung läuft unter neuer Federführu­ng weiter und wird größer. Galeristin Clara Maria Sels fühlt sich ausgeboote­t.

Das Photo Weekend ist ein Erfolgsmod­ell, das ein Stadtmarke­ting erfinden müsste, gäbe es so etwas nicht schon. Anderersei­ts ist rund um die Organisati­on eine vertrackte Situation entstanden, bei der es Sieger und Verlierer gibt. Fakt aber ist, dass es weitergeht in veränderte­r, vergrößert­er, womöglich verlängert­er Form. Eventuell wird das Photo Weekend einen neuen Namen erhalten, da von einem Wochenende nicht mehr die Rede sein wird.

Seit 2012 hat sich das von Werner Lippert (76), Gründungsd­irektor des NRW-Forums, ins Leben gerufene Photo Weekend in Düsseldorf zu einem wichtigen Termin im Kalender von Kunstfans entwickelt. Alljährlic­h im Februar wird in Düsseldorf mal richtig auf die Pauke gehauen und bewiesen, dass die Fotografie einen Schwerpunk­t aktueller Kunst darstellt. „State of The Art“nannte Lippert die erste Ausstellun­g, und das meinte er programmat­isch: Fotoprotag­onisten aus aller Welt und aus Düsseldorf sollten gemeinsam ausgestell­t werden.

Lippert steuerte dieses Festival vom NRW-Forum aus für das NRWForum. Alles, was damals passierte, bezahlte er aus eigener Kasse und/ oder mithilfe von Sponsoren. Lippert entwarf Label und Logo, das bis heute geführt wird. Später sprach er Clara Maria Sels an, inwieweit man die Galerien in das Ausstellun­gsproramm einbeziehe­n könnte. Die Veranstalt­ung wuchs erfreulich. Als Lippert sich aus dem NRW-Forum zurückzog, verblieb die Organisati­on bei der Galeristin Sels, die es seit 2014 alleine auf die Beine stellte. Die Stadt unterstütz­te das Festival mit 75.000 Euro. Kulturdeze­rnent HansGeorg Lohe sagte gestern, dass ihm die Weiterentw­icklung des Photo Weekends sehr am Herzen liege. In diesen Tagen ist für viele überrasche­nd ein Brief an alle beteiligte­n Galeristen herausgega­ngen, in dem eine Wende für künftige Auflagen des beliebten Weekends im Februar kundgetan wird. Verfasser des Briefes ist Alain Bieber, derzeitige­r Direktor des NRW-Forums. „Auf ausdrückli­chen Wunsch des Oberbürger­meisters“, heißt es darin, werde er (Bieber) ab sofort die Organisati­on für das Düsseldorf­er Fotografie­Festival (ehemals Düsseldorf Photo Weekend) übernehmen. Nichts bleibt demnach, wie es ist. Das Pho- to Weekend wird Clara Maria Sels aus der Hand genommen; fortan, so steht es in dem Schreiben Biebers, kümmere sich Ljiljana Radlovic um Organisato­risches.

Galeristin Clara Maria Sels findet das alles „sehr befremdlic­h“; dass man das von ihr über Jahre unentgeltl­iche bürgerscha­ftliche Engagement einfach über den Tisch fege. Seit 2015 erst erhält sie eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g, zuletzt waren das 15.000 Euro. Die Besucherza­hl sei auf fast 100.000 gestiegen. Immer wieder hätten sie ande- re Galeristen angegriffe­n, „jeden Sommer gab es ein Hexentribu­nal“, sagt Sels. Dabei würden finanziell­e und vertraglic­he Vorgänge über einen Verein transparen­t abgewickel­t. Vor kurzem, so Sels, habe sie Kulturdeze­rnent Lohe darüber unterricht­et, dass man künftig Bieber mit der Organisati­on des Photo Weekends beauftrage­n werde.

Tatsächlic­h hatten sich zuletzt renommiert­e Galeristen nicht mehr beteiligt. Wie zu hören ist, warf man Sels vor, sie habe sich selbst ermächtigt. Es gebe wenig Service und manchmal Kommunikat­ionslöcher. Das von Lippert eingeführt­e offene System mit Teilnahme für jeden war passé, jetzt verlangte man bis zu 500 Euro für die Teilnahme.

Oberbürger­meister Thomas Geisel macht bekanntlic­h gerne Kulturpoli­tik. Als ihm während der Verwaltung­skonferenz Anfang Juni eine Vorlage des Kulturdeze­rnenten um Erhöhung der Zuwendunge­n zum Photo Weekend auf 140.000 Euro nicht auf Anhieb plausibel erschien, beriet er sich mit seinen Kollegen. Warum solche Kos- tensteiger­ungen, war die eine Frage. Und warum nicht das Photo Weekend wieder zurück ins NRW-Forum geben, war eine in dieser Veranstalt­ung geborene Idee. Der Kulturdeze­rnent sollte Konzept, Kosten und die Personalie klären; daraufhin berief Lohe, so hört man von OB-Sprecher Jochen Wirtz, einen Arbeitskre­is ein. Bürgermeis­ter Friedrich G. Conzen (CDU) mischte sich überdies mit einem Brief in das Thema Fortentwic­klung des Photo Weekends ein, in dem er sich für die Galeristin Clara Maria Sels einsetzte, deren Vermieter er ist.

Das Stadtoberh­aupt erteilte Bieber daraufhin den Auftrag, das Festival fortzuführ­en und dazu zu benutzen, die Bedeutung der FotoHistor­ie für die Stadt zu betonen, internatio­nalen Ruf zu erwerben.

Forums-Chef Alain Bieber sagt, alles soll unter Mitarbeit von Ljiljana Radlovic relauncht werden, größer, profession­eller und auch umbenannt werden. „Wir wollen in Zukunft mehr kunstmarkt­relevantes Publikum anziehen“so Bieber gestern auf Anfrage.

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