Rheinische Post Hilden

Spiel, Satz, Sieg?

- VON KLAUS BRAEUER

Keine Arbeit mehr, die Frau weg – aber der Sohn entwickelt sich zum Sportprofi. Davon handelt der Film „Spiel um alles“.

BERLIN (dpa) Was passiert, wenn der Job plötzlich weg ist, und dann auch noch die Ehefrau – das zeigt der Film „Spiel um alles“. Es geht um das Auseinande­rbrechen einer Familie und die Zukunftspe­rspektiven von Vater und Sohn. Der Spielfilm ist heute Abend bei Arte zu sehen.

Irgendwo in einem französisc­hen Kaufhaus: Der bisherige Regionalle­iter Jérôme (Olivier Gourmet) packt seine Habseligke­iten aus dem Schreibtis­ch und geht durch ein Spalier seiner Mitarbeite­r, die ihn sichtlich bewegt verabschie­den. Zuhause erklärt er seiner Gattin Laura (Valeria Bruni Tedeschi) beim Kochen, dass man die Kündigung unbedingt positiv sehen müsse, womit sie sich jedoch schwertut und ihn fragt, was er nun zu unternehme­n gedenke. Er möchte sich mit einem eigenen Geschäft selbststän­dig machen und hat auch schon eines im Auge, angeblich mit guter Lage. Doch trotz aller Geschenke, die er ihr macht, vermag sie seinen Plänen nicht zu folgen und verlässt ihn – auch weil sie sich in einen Kollegen verliebt hat.

Damit lässt sie ihren elfjährige­n Sohn Ugo (Charles Mérienne) ebenfalls im Stich, der begeistert Tennis spielt. Er fällt dem Trainer Sarde (Jean-Yves Berteloot) auf, der den talentiert­en Jungen in ein Sportinter­nat in Paris stecken und mit ihm eine Karriere als Profi-Tennisspie­ler aufbauen will.

Ugos Vater unterstütz­t ihn dabei nach Kräften – die beiden verstehen sich ausgesproc­hen gut. Doch dann zerplatzen Jérômes berufliche Pläne komplett, weil seine Investoren abspringen, und er stürzt sich voll in die Aufgabe, seinem Sohn einen Weg nach ganz oben zu ebnen. Vater und Sohn entwickeln einen starken Ehrgeiz, der zunehmend gefährlich wird. Weil der verzweifel­te Vater gescheiter­t ist, will er seinem begabten Sohn helfen. Der Junge wiederum schreckt nicht davor zu- rück, das Trinkwasse­r eines Spielgegne­rs mit einem Schlafmitt­el zu versetzen, der daraufhin einen allergisch­en Schock erleidet.

Der Vater nimmt alle Schuld auf sich und erklärt gegenüber der Polizei, er habe das nur getan, um „we- nigstens auf dem Spielfeld die Ungerechti­gkeiten dieser Welt auszugleic­hen und dafür zu sorgen, dass Ugo noch ein bisschen an seinen Traum glauben kann“. Regisseur Stéphane Demoustier (39, „Les Petits Joueurs“) hat mit „Spiel um alles“seinen ersten langen Spielfilm gedreht. Er hatte selbst als Junge viel Tennis gespielt und konnte dadurch einige autobiogra­fische Elemente in seinen Film einarbeite­n.

Der Originalti­tel seines – nicht durchgängi­g realistisc­hen – Erstlingsw­erkes heißt „Terre battue“, was im Französisc­hen die Tennissand­plätze meint. Die sind auch oft im Bild, samt der Spieler; dazu kommen ebenso oft die Großaufnah­men der Gesichter von Vater und Sohn. Vor allem, als sie erkennen, dass sie beide richtig Mist gebaut haben und alle ihre Träume jäh zerplatzt sind.

„Spiel um alles“, Arte, 21.55 Uhr

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FOTO: ARTE Der elfjährige Ugo (Charles Mérienne) schreckt für den Sieg vor nichts zurück. Gefördert wird er von seinem Vater, der beruflich vor einem Scherbenha­ufen steht und seinem Sohn den Weg in den Profisport ermögliche­n will.

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