Rheinische Post Hilden

Hildener siegt bei Youngtimer-Festival

- VON SABINE MAGUIRE

Helmut Stein gründete das Kulturzent­rum QQTec. Doch am Wochenende war der 74-Jährige als Rennfahrer unterwegs.

HILDEN Er kam, sah und siegte? Von wegen! So einfach sollte es für Helmut Stein dann doch nicht laufen. Und irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass ihm ein lässiger Spaziergan­g über den Asphalt auch gar nicht gefallen hätte. Schon tausendmal erlebt, da musste mal was anderes her. Und das wurde diesmal richtig knifflig.

Am Ende stand der QQTec-Initiator beim Youngtimer Festival in Spa zwar auf dem Siegerpode­st. Seinen härtesten Kampf hatte er jedoch schon zwei Tage zuvor mit seinem Ford Escort ausgetrage­n. Dabei kennen sich die beiden seit 15 Jahren und bislang lief die Liaison bestens. Diesmal jedoch gestaltete sich die Sache etwas holprig. Der vierrädrig­e Wegbegleit­er war ungewohnt zickig. Bei Frauen würde man wohl von Migräne reden. Zu seinem Youngtimer hingegen fiel Helmut Stein nur das hier ein: „Noch vor dem ersten Training war einfach alles platt.“

Anfangs rutschte die Kupplung - eine neue musste her und das sofort! Dann war´s doch nicht nur die Kupplung, sondern auch noch das Getriebe. Also raus damit und schnell das Reserveget­riebe eingebaut. Tibor Molnar standen die Schweißper­len auf der Stirn. Seit 20 Jahren begleitet er Helmut Stein als Mechaniker zu den Rennstreck­en. Aber eine solche Pleiten, Pech und Pannen-Geschichte hatte auch er noch nicht erlebt. Die Reparatur war eine Punktlandu­ng und kurz vor dem Start zum ersten Training saß Helmut Stein in seinem Ford.

Aber nur, um kurz darauf festzustel­len, dass jetzt auch noch die Antriebswe­lle ihren Geist aufgegeben hatte. „Ich war mit einem Auto unterwegs, dass einfach nicht mehr geradeaus fahren wollte“, plaudert er munter über eine Episode, bei der andere wohl gleich rausgespru­ngen wären. Nicht so Helmut Stein – er wollte beim Rennen starten, komme was da wolle. Und dafür brauchte er eine gewertete Trainingsr­unde. Die gelang dann beim ersten Training minimalist­isch, der Escort schlich als 53. durchs Ziel. Beim zweiten Versuch am Samstag – mit intaktem Renngerät – kam dann die Bestzeit heraus. Und dann folgte das Rennen. Für Helmut Stein war es das erste seit einem Jahr. Er wollte unbedingt auf seiner – unter Experten als extrem anspruchsv­oll geltenden – Lieblingss­trecke fahren. Dafür ließ er sogar die Neanderlan­d-Biennale sausen, die an diesem Wochenende bei QQTec in der Forststraß­e haltmachte. „Das hat es bis- lang noch nicht gegeben, ich war bei den Veranstalt­ungen immer da “, sagt er. Wer ihn kennt, der weiß: Kunst und Jazz sind seine große Leidenscha­ften, die er mit Ehefrau Ingetraut teilt. Der Escort allerdings ist reine Männersach­e – und das schon seit Jahrzehnte­n. Im schwarzgol­denen Rennwagen gibt’s ohnehin nur einen Sitz und das ist auch gut so. Das Auto rutscht aus der Kurve? Was soll’s. Angstschwe­iß? Kennt Helmut Stein nicht. Er reist er mit seinem Truck zur Rennstreck­e. Hinten drin der Escort und davor ein rotes Sofa. Dazu noch ein Tisch, zwei Stühle und eine Kaffeemasc­hine – mehr brauchen zwei Männer und ein Auto nicht. Der eine schraubt, der andere rast. Was will Mann mehr. Angefangen hat übrigens alles mit dem Dienstwage­n des Vaters. Für Helmut Stein war es der Beginn einer großen Leidenscha­ft, die ihm zwischendr­in auch noch zwei Europameis­tertitel einbrachte.

Vor 15 Jahren gründete Helmut Stein das Kunst- und Kulturzent­rum QQTec an der Forststraß­e in Hilden. Bald wird er 75. Doch feiern will er an diesem Tag nur eines: Seine 50 Jahre währende Motorsport­karriere.

 ?? FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER ?? Helmut Stein mit seinem Ford Escort.
FOTO: MIKKO SCHÜMMELFE­DER Helmut Stein mit seinem Ford Escort.

Newspapers in German

Newspapers from Germany