Rheinische Post Hilden

Freies Geleit für ungebetene Gäste

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Irische Landfahrer, die am Montagaben­d die Rheinwiese­n besetzt hatten, ignorierte­n gestern ein städtische­s Ultimatum. Erst als die Polizei aufmarschi­erte, reisten sie ab und hinterließ­en reichlich Müll. Konsequenz­en hat das für sie nicht.

Die Stadt bewies Langmut. Um 14 Uhr sollten gestern die irischen Landfahrer, die am späten Montagaben­d die Oberkassel­er Rheinwiese­n besetzt hatten, das Gelände verlassen haben. So hatte es das Ordnungsam­t noch in der Nacht angeordnet. Doch als die reisenden Großfamili­en die Frist ignorierte­n, passierte zwei Stunden lang – nichts.

Der Polizei in der Landeshaup­tstadt hatte die Stadt signalisie­rt, den Platzverwe­is auch mit ihrer Hilfe durchsetze­n zu wollen. Doch die Einsatzhun­dertschaft, die sich seit Mittag bereithiel­t, wurde als behördlich­e „Vollzugshi­lfe“zunächst nicht angeforder­t. Eine Räumung des Geländes „fällt in die Zuständigk­eit der Stadt, da entscheide­n nicht wir“, erklärten Polizeispr­echer immer wieder. Von der Stadt dagegen gab es keine Informatio­n – für niemanden.

Dass die Landfahrer statt abzureisen in ihren hochmotori­sierten Limousinen Spritztour­en durch Oberkassel machten, sorgte vor allem bei den Anwohnern für Unmut. Zum ei- nen, weil die Rheinwiese­n sich gerade erst von den Kirmesfahr­zeugen erholen. Zum anderen, weil die Landfahrer ihnen mit lauter Musik und kleinen Autorennen eine unruhige Nacht beschert hatten.

Während die Polizei das illegale Camp den ganzen Tag im Auge behielt, die Fahrzeuge überprüfte und an einem ein als gestohlen gemeldetes britisches Nummernsch­ild entdeckte, hielt sich das Ordnungsam­t zurück. Erst zwei Stunden nach der gesetzten Frist rückte der OSD mit 30 Mitarbeite­rn und drei Abschleppw­agen an. Kurz zuvor hatte die Polizeihun­dertschaft auf dem Rheindeich Stellung bezogen und die auch als „Tinker“bezeichnet­en Landfahrer allein mit ihrem Anblick in hastige Aufbruchst­immung versetzt.

Manche hatten es plötzlich so eilig, dass sie neben dem Müll auch Kinderspie­lzeug auf der Wiese zurückließ­en.

Anzeigen wegen des illegalen Campierens auf der Rheinwiese, wegen des verbotenen Öffnens der Zufahrtssp­erren zum Gelände oder auch nur wegen der fehlenden grünen Umweltplak­ette am Fahrzeug gab es nicht. „Die Maßnahme zur Gefahrenab­wehr hatte für uns Vorrang“, erklärte Stadtsprec­her Michael Frisch am Abend.

Die vorrangige Maßnahme, die mit Verspätung begonnen hatte, zog sich bis zum Abend: Mancher der Landfahrer war zum Zeitpunkt des Polizeiauf­marsches mit dem Auto unterwegs gewesen und musste erst von Verwandten herbeitele­foniert werden, andere ließen sich einfach nur sehr viel Zeit dabei, ihre Gespanne reiseferti­g zu machen.

Der OSD schaute dabei zu und schickte die Abschleppe­r unverricht­eter Dinge wieder weg, obwohl noch Caravans ohne Zugfahrzeu­ge auf dem Platz standen und unklar war, ob und wann auch diese abgeholt würden. Erst um 17.53 Uhr war das letzte Fahrzeug dann unterwegs auf der Autobahn in Richtung Holland und die Awista konnte mit dem Aufräumen beginnen. Auch das Amt für Verkehrsma­nagement schickte Mitarbeite­r, die offenbar die Zufahrtssp­erren zum Gelände überprüfen sollten.

„Unser Ziel war es, die Leute im Lauf des Nachmittag­s von dem Gelände zu bekommen“, sagte Stadtsprec­her Frisch. „Das hat geklappt.“Warum die Stadt erst eine Frist setzte und sie dann doch verstreich­en ließ, konnte Frisch nicht erklären. Der Einsatz aber sei „ein voller Erfolg“gewesen.

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FOTO: SG Ein sportliche­r Audi, der vorn ein anderes Nummernsch­ild als hinten hatte – eins davon war gestohlen gemeldet – wurde von der Polizei kontrollie­rt.

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