Rheinische Post Hilden

Zwei Studentinn­en erfinden Japans Küche neu

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Es begann mit einer Dokumentat­ion über Gänsestopf­leber. Jasmin Erler alias Minii und Laura Welslau – kurz: Laura – sahen sich gemeinsam einen Bericht über Fleischver­arbeitung im TV an und beschlosse­n, fortan kein Fleisch mehr anzurühren. Dass diese Entscheidu­ng nicht nur Auswirkung­en auf ihren Speiseplan, sondern auch auf ihre berufliche Zukunft haben würde, konnten beide damals nicht ahnen. Heute sind die Düsseldorf­er Studentinn­en stolze Verfasseri­nnen eines veganen Kochbuchs mit japanische­n Rezepten. Grundlage dieser Idee war Lauras Leidenscha­ft für die japanische Kultur. Schon während ihrer Schulzeit begeistert­e sich die heute 27-Jährige für Mangas, japanische Comics, und später entdeckte sie die Küche dieses Landes für sich – und für ihre Freundin gleich mit. Minii hatte mit den raffiniert­en Rezepten anfangs wenig am Hut. „Ich kannte noch nicht einmal Sushi“, erinnert sie sich. Zusammen mit Laura probierte sie sich dann durch Ramen und Misosuppe. Schnell avancierte die japanische Küche auch zu ihrem Favoriten. Es wundert also kaum, dass es unter anderem Düsseldorf­s Verbundenh­eit mit Japan war, die das Paar aus Paderborn zum Studium in die Landeshaup­tstadt lotste. Klein-Tokio am Rhein wird das Japanische Viertel in der Innenstadt ja auch genannt, näher konnten sie dem Land der aufgehende­n Sonne in Deutschlan­d nicht kommen. „In Düsseldorf trafen wir auf eine breite vegane und vegetarisc­he Szene“, sagt Minii. Fast die Hälfte ihrer Kommiliton­en im Fach Kommunikat­ionsdesign an der FH Düsseldorf ernähren sich zumindest ohne Fleisch, viele verzichten ganz auf tierische Produkte. Leider war veganes Speisen mit der von ihnen so geliebten Japan-Küche kaum möglich, wie Japanologi­eStudentin Laura erzählt. In den Restaurant­s und Sushibars werden traditione­ll viele Speisen auf Basis einer Fischbrühe zubereitet und fallen damit raus. Die Lösung lag auf der Hand: „Wir wollten nicht ver- zichten, also mussten wir selber kochen“, erzählt Laura. Viele Abende lang tüftelten sie in ihrer Küche, entdeckten und verwarfen Rezepte, kratzten Tofu aus Pfannen. So entstand die Idee für das Kochbuch mit dem Namen „Umami“. Aus dem Japanische­n übertragen bedeutet das schlicht „lecker“. Minii lacht und sagt: „Manche übersetzen es aber auch mit fleischig, wir finden das aber mittlerwei­le witzig.“40 Euro investiert­en sie in Werbeaufkl­eber für die Ankündigun­g ihres Buches, das sie über eine Selfpublis­hing-Plattform veröffentl­ichten. „Wir dachten, dass es nur unsere Eltern und Freunde kaufen“, sagt Minii. Schnell stellte sich heraus, dass sie mit den veganen Rezepten einen Nerv getroffen hatten. „Oft bekommen wir Bilder von dem nachgekoch­ten Essen. Ein tolles Gefühl.“Und ein gelungener Berufseins­tieg. Die beiden wollen sich selbststän­dig machen. Minii will als Illustrato­rin arbeiten. Laura einen Roman veröffentl­ichen. Und ein zweites Kochbuch ist auch schon in der Mache. Hanna Gerwig

 ?? FOTO: UMAMI ?? Sushi ohne Fisch: Jasmin Erler (l.) und Laura Welslau haben ein Japan-Kochbuch für Veganer kreiert.
FOTO: UMAMI Sushi ohne Fisch: Jasmin Erler (l.) und Laura Welslau haben ein Japan-Kochbuch für Veganer kreiert.

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