Rheinische Post Hilden

Wie Arbeitslos­e schnell Jobs finden

- VON OLIVER WIEGAND

Die Arbeitsage­ntur bietet individuel­les Training in kleinen Gruppen an.

KREIS METTMANN Maria Müller ist 27 Jahre alt, als sie von einem mehrmonati­gen Kanada-Aufenthalt nach Deutschlan­d zurückkehr­t. Eine Ausbildung hat sie vor einigen Jahren als Gestalteri­n für visuelles Marketing gemacht. Die junge Ratingerin weiß, wie man Schaufenst­er oder Verkaufs-, Präsentati­ons- und Ausstellun­gsräume so herrichten kann, dass sie jeden Blick auf sich ziehen und Produkte perfekt in Szene setzen. Maria Müller kennt sich aber auch auf Theaterbüh­nen aus, hat schon an Kulissen mitgewirkt. Sie schreibt die ersten Bewerbunge­n und bekommt nur Absagen.

„Dann hat mir das Job-Center geholfen“, sagte Müller gestern bei einem Pressegesp­räch. Maria Müller gehört zu den erfolgreic­hen Teilnehmer­n des Projekts „MeinJobakt­iv“. Das Jobcenter hat extra neue Räume Auf dem Hüls angemietet, damit die Jobsuchend­en dort betreut werden können.

„Der Work-first-Ansatz steht im Vordergrun­d. Die Kunden starten direkt mit der Jobsuche, unterstütz­en sich dabei in Gruppen gegenseiti­g und erarbeiten mit Unterstütz­ung der Jobcoaches neue Perspektiv­en“, erklärt Franz Heuel, Geschäftsf­ührer des Jobcenters ME-aktiv. Pro Woche werden die Jobsuchend­en an drei Tagen für jeweils drei Stunden betreut.

„Dabei geht es vor allem darum, erst einmal das Selbstwert­gefühl der Arbeitslos­en zu stärken“, sagt Miriam Bonné, die als Jobcoach arbeitet. Vor kurzem haben die Trainer einen jungen Mann betreut, der sein ganzes Leben lang gerne Lehrer werden wollte. Als er jedoch durch das Staatsexam­en fiel und keine Möglichkei­t mehr hatte, die Prüfung zu wiederhole­n, wusste er

Franz Heuel nicht mehr weiter. „Der kam mit hängenden Schultern hier rein“, sagt Miriam Bonné. In vielen Gesprächen habe man den Mann wieder aufgebaut und ihm Perspektiv­en aufgezeigt. Sein Studium der Germanisti­k und Anglistik half ihm am Ende doch. „Heute arbeitet er als Lektor bei einer Firma in England“, sagt Miriam Bonné.

In Frage kommen für das Projekt alle Arbeitslos­en und Hartz-IVEmpfänge­r zwischen 18 und 49 Jahren im Kreis Mettmann. Voraussetz­ung sind gute Deutschken­ntnisse und EDV-Erfahrung. Rein theoretisc­h kommen nahezu 26.000 Leistungse­mpfänger in den zehn Städten des Kreises in Frage. „Aber es muss auch der Wille da sein, schnell einen neuen Job zu finden“, sagt Franz Heuel. Offenbar klappt das in den vergangene­n Wochen aber recht gut. Von den acht Bewerbern, die den Kursus im Juli angefangen haben, ist nun nur noch einer übrig, die anderen sieben haben alle einen Job gefunden. Langfristi­g strebt die Arbeitsage­ntur eine Quote von 60 Prozent an. Warum das auf einmal alles klappt? Die Jobcoaches überprüfen die Bewerbungs­unterlagen,

„Die Kunden unterstütz­en sich in den Gruppen bei der Jobsuche“

geben Tipps, wie man den Lebenslauf richtig schreibt und helfen auch bei der Suche nach freien Stellen oder Ausbildung­splätzen. Vor allem beim Lebenslauf und beim Anschreibe­n gibt es viele Fehler, die die Bewerber anfangs machen. Bei Maria Müller hat es mit dem Anschreibe­n und dem Lebenslauf bestens geklappt. Innerhalb von einer Woche hatte sie drei Vorstellun­gsgespräch­e. Und am Ende einen Job.

Geschäftsf­ührer

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