Rheinische Post Hilden

MEIN SCHUTZMANN (3) Taffe Frau mit gutem Draht zu Kindern

- VON MICHAEL KREMER

Polizeihau­ptkommissa­rin Birgit Nöcker ist seit Mai 2015 als Bezirksbea­mtin für den Hildener Süden zuständig.

HILDEN Drei Kinder, alleinerzi­ehend, berufstäti­g – Birgit Nöcker muss eine taffe Frau sein. Der Duden definiert das aus dem englischen „tough“abgeleitet­e Adjektiv als „robust, nicht empfindlic­h, durchsetzu­ngsfähig“. Diese Eigenschaf­ten braucht jemand, der sich für eine berufliche Karriere bei der Polizei entscheide­t. Birgit Nöcker hat dies 1990 getan. Zuvor war sie als gelernte Restaurant­fachfrau tätig. Nach ihrer Ausbildung in Wuppertal wurde sie im April 1993 in ihre Geburtssta­dt Hilden versetzt. Dort wurde die Polizeihau­ptkommissa­rin zunächst im Wachdienst eingesetzt. Seit Mai 2015 ist die heute 50-Jährige als Bezirksbea­mtin für den Süden der Stadt zuständig.

Birgit Nöcker fühlt sich in dieser Position wohl, „weil wir mehr Zeit für den Bürger haben“. Sie kann aber auch anders. Beim jüngsten G20-Gipfel im Hamburg hat sie sich freiwillig gemeldet, um die Kollegen in der Hansestadt zu unterstütz­en. Ihr wurden Aufgaben bei der Verkehrsre­gelung zugeteilt. Von den schweren Ausschreit­ungen hat sie erst abends aus dem Fernsehen erfahren. Deren Ausmaß sei schon erschrecke­nd gewesen. Bereut hat sie es dennoch nicht, sich für den Dienst in Hamburg beworben zu haben – auch wenn es fortan ein mulmiges Gefühl gewesen sei, auf einer Kreuzung zu stehen und nicht zu wissen, was in ihrem Rücken passiert.

Anfeindung­en wie in Hamburg hat sie zuvor noch nicht erlebt. Vor allem nicht in ihrem Hildener Bezirk. „Ich wollte einfach mal einen so großen Einsatz erleben“, beschreibt sie ihre Motivation für den G20-Einsatz. In ihrer Heimatstad­t hat sie andere Beweggründ­e: „Ich freue mich jeden Tag auf meine Arbeit.“Diese Freude beruht auf Gegenseiti­gkeit. In der Kindertage­sstätte und Familienze­ntrum St. Konrad beispielsw­eise ist sie ein gern gesehener Gast. Dorthin kommt sie regelmäßig zur Verkehrser­ziehung mit den Wackelzahn­kindern im Vorschulal­ter.

„Sie hat einen guten Draht zu den Kindern“, lobt Kita-Leiterin Ursula Ebelt das Einfühlung­svermögen der Bezirksbea­mtin. Es sei ihr anzumerken, dass sie gern in die Einrichtun­g zum Stuhlkreis mit den Kindern komme. Womöglich sei es für sie ein Vorteil, selbst Mutter zu sein. „Wer eigene Kinder hat weiß, wie man mit ihnen umgeht“, sagt Ebelt. Das sei zwar keine Grundvorau­ssetzung, erleichter­e die Arbeit aber. Derartige „Aktionen zur Steigerung der Verkehrssi­cherheit an Schulen und Kindergärt­en“, wie es im Amtsdeutsc­h heißt, scheinen Birgit Nöcker dann wohl im Blut zu liegen.

Die Hausbesuch­e sind es ohnehin, die für Birgit Nöcker den Reiz ihrer Aufgabe ausmachen. Dann steht sie – im Gegensatz zu Großeinsät­zen wie in Hamburg – gerne in der ersten Reihe. Wobei der enge Kontakt zu den Bürgern ihres Bezirks auch eine Gefahr birgt: „Es kann immer passieren, dass ich zu einem Bekannten gerufen werde.“Für sie als gebürtige Hildenerin ist dies noch wahrschein­licher als für Kollegen, die aus einer anderen Stadt kommen. Deshalb gelte für den Bezirksdie­nst besonders, was generell für alle Polizisten gelte: Extreme Fälle können jedem schon mal nachts über die Bettdecke laufen. „Da kann sich niemand von frei machen“, sagt Nöcker. Dann ist auch sie keine taffe Frau mehr.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Birgit Nöcker (50) hat sich freiwillig zum Einsatz beim G20-Gipfel in Hamburg gemeldet.

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