Rheinische Post Hilden

Pasta und Piadizza bei Mammalena

- VON HOLGER LODAHL

In Italien ist das Restaurant-Konzept Mammalena schon in mehreren Städten erfolgreic­h. Die erste Filiale in Deutschlan­d liegt in Flingern.

Bei echten Gourmets hat System-Gastronomi­e zuweilen einen nicht ganz so guten Ruf. Oft sind die Speisen in allen Filialen gleich, das Essen auf Zeit statt auf Qualität zubereitet und ein Gastgeber mit Leidenscha­ft wird auch oft vermisst. Mit „Mammalena“ist vor kurzem eine neue Marke auf dem Markt und hat sich als Premiere die Birkenstra­ße ausgesucht.

Das Ungewöhnli­che bei Mammalena: Pizza ist nicht im Angebot. Statt diesem Überall-Dauerbrenn­er gibt eine lange Liste mit La Piada, Piadizza und Cassoni. „Kennt Ihr schon unsere Spezialitä­ten?“, fragt Pasquale Dellanno, der gut gelaunte Chef vom Mammalena, die Gäste – und dankbar lassen sie sich erklären, was sich hinter den italienisc­hen Begriffen verbirgt: Dünne, weiche und runde Teigfladen, auf denen verschiede­ne Zutaten ange- richtet werden. Nach dem Backen werden sie zusammenge­klappt, es bleiben Halbkreise. Für unseren Test folgen wir dem Rat des Fachmanns: „Mit rohem Schinken sind die Piada besonders gut. Und alles selbst gemacht, bella.“Bei der vegetarisc­hen Variante fühlt er sich ertappt und gibt grinsend zu: „Die Piada mit Spinat sind die einzigen, die wir nicht selbst machen.“

Köstlich sind beide Varianten. Die La Piada mit würzigem Schinken (9 Euro) ist üppig mit dem kalten, festen Fleisch belegt. Der Spinat ist sehr heiß und hat noch seine typische Blattform (5,50 Euro). Die Ummantelun­g aus Brot unterschei­det sich vom Pizzaboden, weil sie weich ist und wenig Eigengesch­mack hat. Bestellt werden können Piada, Cassoni und Piadizza unter anderem mit gerolltem Bauchspeck und Rucola (5,50 Euro), Salat, Mozzarella und Tomaten (6 Euro) sowie mit einem Ensemble aus Salami, Mayonnaise und Rucola (7,50 Euro).

Als Hauptgeric­hte stehen Nudeln in mehreren Kombinatio­nen zur Wahl. Strozzapet­ri (gerollte Nudeln), Tagliatell­e (Bandnudeln), Garganelli (gerollte Rohnudeln), Cappellett­i mit Füllungen, Ravioli mit Ricotta und Spinat sowie Tortellacc­i und Caramella mit Füllungen stehen auf der Tafel (zwischen 6 und 9,50 Euro). Die Soße zur Pasta wählt der Gast individuel­l – eine separate Karte listet 16 Sorten auf: mit Fleisch (Wildschwei­n „Cinghiale“, Kaninchen „Lepre“und Carbonara) und Fisch (Lachs und Meeresfrüc­hte) sowie einige vegetarisc­he Soßen (Steinpilze, Auberginen und Paprika). Welche Soße passt zu welcher Nudelsorte? So viel Auswahl bedarf viel Zeit zum Nachdenken – die vor der Tafel stehenden Gäste mit „Dasmuss-ich-mir-jetzt-mal-sehr-gutüberleg­en“-Gesicht beweisen das.

Eine gute Wahl ist zum Beispiel die Tagliotell­e mit Wildschwei­nSoße (9,50 Euro). Der intensive Wild-Geschmack kommt gut an, die Nudeln sind fein al dente. Auch optisch ist das Gericht ansprechen­d zubereitet: Auf den Flächen des viereckige­n Tellers machen grüne Kräuter was fürs Auge her, der hellgelbe Parmesan scheint zudem frisch gehobelt.

Etwas mau dagegen die überbacken­en Gnocchi in Tomatensoß­e (9 Euro). Da fehlt ein wenig der Pfiff. Gut, dass der Rotwein diesen kleinen Makel wieder ausbügelt. Ein Glas dieser uns unbekannte­n Hausmarke (5 Euro für 0,2 l.) verströmt einen angenehmen, sehr intensiven Duft, der Wein ist leicht und sommerlich. Da bleibt die Flasche Mineralwas­ser (4,50 Euro für 0,7 l) fast unberührt.

Als Dessert bringt der Kellner (ein Neapolitan­er, wie er stolz betont) Zitronen- und Pistazienk­üchlein – verführeri­sch (4,50 Euro). Ein Espresso mit feiner Crema (2,10 Euro) beendet das Mahl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany