Rheinische Post Hilden

Rentnerin hat Ärger mit der Rheinbahn

- VON NICOLE KAMPE hilden@rheinische-post.de 02103 9591-10 facebook.com/rp.hilden rp-online.de/whatsapp 02103 9591-29

Auf Kulanz hat die Hildenerin vergeblich gehofft: Sie war mit veralteten Tickets unterwegs und wurde behandelt wie eine Schwarzfah­rerin. „Das bin ich nicht“, empört sie sich. Aber schwarzgeä­rgert habe sie sich durchaus.

HILDEN Dass Beatrice von Heimendahl in irgendeine­r Akte als Schwarzfah­rerin vermerkt sein könnte, das kann die 73-Jährige nicht akzeptiere­n. „Das geht mir wirklich gegen den Strich.“In ihrem Leben ist die Rentnerin noch nie ohne Ticket in eine Bahn oder in den Bus gestiegen – sie ist sogar so vorausscha­uend und kauft ViererFahr­karten am Kiosk als Reserve für den Fall, dass der Automat an der Haltestell­e kaputt ist. „Ich fahre ab und zu mal spontan nach Düsseldorf“, sagt von Heimendahl, die in Hilden wohnt. Da will sie sich nicht noch um ein Ticket kümmern müssen. So auch am 18. Juli, als sie ihr Auto in der Nähe der Heinrich-Heine-Uni parkte, um von dort aus mit der Straßenbah­n zur Volkshochs­chule zu kommen. „In der Innenstadt gibt es ja nicht so viele Parkplätze“, sagt von Heimendahl. Als ein Kontrolleu­r von Heimendahl­s Fahrkarte prüfte und ihr sagte, ihr abgestempe­ltes Ticket sei abgelaufen, entschuldi­gte sich die Rentnerin und kramte sofort ein anderes Ticket aus dem Portemonna­ie. „Aber das ist wohl auch abgelaufen gewesen“, erinnert sich die 73-Jäh- rige. Der Kontrolleu­r verlangte Beatrice von Heimendahl­s Ausweis und kündigte das Bußgeld in Höhe von 60 Euro an. „Ich habe einfach nicht erkannt, dass das Ticket nicht mehr gültig ist“, sagt die Seniorin, die auf ein bisschen mehr Kulanz gehofft hat. Sofort brachte sie die übrigen Fahrkarten – „ich habe immer eine der Preisstufe A und eine der Preisstufe B“, sagt von Heimendahl – in das Rheinbahn-Kundencent­er in Hilden, um diese gegen neue Karten auszutausc­hen und den Differenzb­etrag zu zahlen. „Fünf Cent pro Fahrt macht die Differenz zum neuen Tarif aus“, sagt die Hildenerin, für fünf Cent Differenz müsse sie jetzt 60 Euro Strafe zahlen und sei zudem eine Schwarzfah­rerin. Schnell war der Brief von der Rheinbahn bei ihr, am gleichen Tag noch bezahlte sie das Bußgeld, „auch wenn ich mich wahnsinnig geärgert habe“.

Dass die Rheinbahn bei Beatrice von Heimendahl nicht ein Auge zudrückt, hat folgenden Grund: „Wir können den Leuten nur vor den Kopf gucken“, sagt Unternehme­nssprecher Georg Schumacher. Er fürchtet, dass sich viele Trittbrett­fahrer melden würden. Einmal im Jahr, meist zum Jahreswech­sel, würden die Ticketprei­se der Rheinbahn steigen. Eine Kulanzfris­t gebe es, drei Monate lang können Fahrgäste mit dem Ticket aus dem Vorjahr noch im neuen Jahr fahren. Anschließe­nd könne das Ticket zwei Jahre lang umgetausch­t werden. Er empfiehlt allen Fahrgästen, skeptisch mit älteren Karten zu sein. Im Zweifel sollten sie den Preis auf dem Ticket mit dem aktuellen Preis der Kategorie vergleiche­n, im Internet sei das möglich oder kostenpfli­chtig unter der Service-Rufnummer.

Unbegrenzt haltbar könnten Tickets nicht sein, weil sich Fahrgäste einen Vorrat zulegen könnten, bevor die Preise steigen. „So zahlt der Kunde den Preis, der ausgerufen ist“, sagt Schumacher und verweist auf steigende Personal- und Energiekos­ten. Damit Beatrice von Heimendahl nicht noch mal in diese Falle läuft, gibt Georg Schumacher ihr den Tipp, sich ein Abo zuzulegen. „Da werden die Kosten automatisc­h abgezogen.“„Nur für die paar Mal, die ich im Jahr fahre, brauche ich doch kein Abo“, sagt die 73-Jährige. Würde sich die Seniorin die Smartphone-App zulegen, dann müsste sie auch keine Sorge haben, dass die Tickets verfallen. „Die Pakete dort behalten ihre Gültigkeit“, sagt Schumacher. Ein Fahrkarten­App aber kann Beatrice von Heimendahl nicht bedienen.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Beatrice von Heimendahl zeigt ihre Tickets, die nicht mehr akzeptiert wurden. Die Rheinbahn empfiehlt ihr ein Abo oder eine App – beides kommt nicht in Frage.
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