Rheinische Post Hilden

Die neue Mobilität der Stadtkinde­r

- VON NAOMI BADER UND LAURA IHME

Weil Nahverkehr und Car-Sharing in Düsseldorf so gut sind, ist das eigene Auto nicht mehr so wichtig wie früher.

Immer weniger junge Erwachsene in Düsseldorf machen den Führersche­in mit 18, noch weniger schaffen sich ein eigenes Auto gleich nach der bestandene­n Prüfung an. Der Grund: In einer Stadt wie Düsseldorf mit wenig Parkplätze­n und hektischem City-Verkehr ist es dank CarSharing und gut ausgebaute­m ÖPNV kaum mehr nötig, ein eigenes Gefährt zu besitzen.

„Die Busse und Bahnen fahren so häufig und gut in der Stadt, und ein Auto ist gerade für junge Menschen teuer. Bei dem Angebot geben sie das Geld dafür nicht aus“, sagt Kurt Bartels, Vorsitzend­er des Fahrlehrer­verbandes NRW. Der Verband beobachtet zwei Trendentwi­cklungen bei den Fahranfäng­ern: „Entweder sie sind noch sehr jung und machen den Führersche­in mit 17, oder aber sie sind schon Mitte 20 und machen ihn, weil sie es etwa für den Job müssen.“Letzteres hat auch Jill Ohligs beobachtet. Seit sieben Jahren ist sie Fahrlehrer­in, hat zunächst in Oberhausen gearbeitet, und bringt nun in der Fahrschule Ohligs an der Ackerstraß­e ihren Schülern das Autofahren bei. „Früher waren die jungen Leute ganz wild darauf, den Führersche­in zu machen. Das bedeutete Freiheit. Heute machen sie es später und mit weniger Begeisteru­ng.“

Tatsächlic­h ist die Zahl der Fahranfäng­er in Düsseldorf insgesamt in den vergangene­n Jahren zurückgega­ngen: 2014 machten 4750 Düsseldorf­er den Führersche­in, darunter erhielten 1364 junge Menschen die Erlaubnis für das Begleitete Fahren ab 17. Im Jahr darauf waren es nur noch 4.388 (1.388 ab 17) und vergangene­s Jahr 4563 Fahranfäng­er (unter die ja alle Düsseldorf­er mit einer Erstlizenz und nicht nur die jungen fallen) sowie 1294 Fahranfäng­er im Alter von 17 Jahren. Die Stadt schätzt, dass in Düsseldorf derzeit 20.000 18- bis 23-Jährige einen Führersche­in haben. Entweder machen die Menschen besonders früh (sprich mit 17) oder viel später den Führersche­in – das ist auch die Erfahrung im Straßenver­kehrsamt.

Gleichzeit­ig steigt die Nachfrage nach Tickets für den ÖPNV. „Aktuell haben wir 8250 Abonnenten im Alter von 18 bis 23 Jahren, Tendenz steigend“, sagt Georg Schumacher von der Rheinbahn. Hinzu kommen die Schüler, die ein Schokotick­et besitzen – und die vielen Studenten in Düsseldorf mit Semesterti­cket. „Immer mehr junge Menschen fahren mit Bus und Bahn, darauf reagieren wir auch: So wird das Young Ticket, das es bisher in mehreren Preisstufe­n gab, ab Anfang nächsten Jahres im gesamten VRR gültig sein“, so Schumacher.

Wichtig ist die junge Zielgruppe auch bei den Car-Sharing-Anbietern. Die ersten Kunden überhaupt seien die jungen Fahrer gewesen, heißt es zum Beispiel beim Anbieter Drive Now. Diese Gruppe sei sehr bedeutend, weil sie sich zunehmend gegen ein eigenes Auto entscheide. Bei Car2Go sind die meisten Kunden in der Landeshaup­tstadt zwischen 26 und 45 Jahre alt, also noch jung, aber auch keine klassische­n Fahranfäng­er. Hauptsache unterwegs, ist offenbar das Motto der jungen Generation. Das Wie ist nicht entscheide­nd.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Jill Ohligs mit ihrer Fahrschüle­rin Kristin Mücke. Für die 17-Jährige ist es wichtig, so früh wie möglich den Führersche­in zu machen. Sie zählt damit zur großen Gruppe der Jugendlich­en, die besonders früh ans Steuer wollen.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Jill Ohligs mit ihrer Fahrschüle­rin Kristin Mücke. Für die 17-Jährige ist es wichtig, so früh wie möglich den Führersche­in zu machen. Sie zählt damit zur großen Gruppe der Jugendlich­en, die besonders früh ans Steuer wollen.

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