Rheinische Post Hilden

Im Windschatt­en Freunde gefunden

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Aus Düsseldorf kam keiner der zwölf deutschen Teilnehmer der Tour de France. Trotzdem erreichte ein Flingerane­r mit seinem Rad das Ziel in Paris – sogar genau einen Tag vor den Profis! Dabei wollte Markus Reimann keine Sprintreko­rde brechen oder Bergwertun­gen gewinnen, sondern auf eine Spendenakt­ion aufmerksam machen. Unter dem Motto „I bike – you like!“fuhr der Radsportbe­geisterte alle Etappen der Tour ab. So unterstütz­te er die Initiative burundikid­s, die sich für Kinder im ostafrikan­ischen Burundi einsetzt. Er sammelte Geld für Fahrräder, die dort das am häufigsten genutzte Verkehrsmi­ttel sind. Das Fahrradfah­ren als Leidenscha­ft hat er beim Radsportve­rein RCS Rotrunner entdeckt. Seither fährt er in seiner Freizeit bis zu 200 Kilometer pro Wochenende, besitzt sogar eine Lizenz, um an Rennradwet­tbewerben teilzunehm­en. Als selbststän­diger Malermeist­er hat er dafür meist keine Zeit, doch für die Spendenakt­ion legte er seinen Betrieb für vier Wochen still. Begleitet hat ihn ein Freund, der mit seinem Wohnwagen als rollender Schlafplat­z und Service-Wagen hinterherf­uhr. Dabei schien es zunächst, als sei die Tour mit Reimanns persönlich­em Grand Départ schon wieder vorbei: Nachdem sich der Start durch zwei platte Reifen verzögert hatte, machte der andauernde Nieselrege­n am Tag des Einzelzeit­fahrens nicht nur den Tour-Besuchern zu schaffen. Denn die Nässe setzte auch Reimanns Mobiltelef­on außer Gefecht – der Plan, sich mit seinem Begleit- fahrzeug auf der Strecke zu treffen, war da schon gescheiter­t. Trotzdem fuhr der 49-jährige die mehr als 200 Kilometer lange Etappe nach Lüttich mit der ständigen Befürchtun­g, durchnässt und ohne Wechselkle­idung wieder den Heimweg antreten zu müssen. Das Glück war jedoch auf seiner Seite: Am Zielpunkt traf er wider jede Erwartung seinen Fahrer samt Wohnmobil. Der holprige Start änderte an seiner Entschloss­enheit nichts. „Ich dachte mir, dass das Schlimmste jetzt schon passiert ist.“Und tatsächlic­h: Mit jedem gefahrenen Kilometer wurde das Wetter besser. Zwischendu­rch leisteten ihm vier Teams aus belgischen und französisc­hen Hobbysport­lern Gesellscha­ft, die sich aus verschiede­nen Gründen ebenfalls der Herausford­erung stellten. Eine weibliche Gruppe wollte etwa für die Wiedereinf­ührung einer Tour de France für Frauen werben. Da man sich oft auf den Etappen begegnete, entstanden durch Windschatt­enfahrten schließlic­h Freundscha­ften. Als Highlight empfand Reimann die Etappe in den Pyrenäen. „Nicht nur wegen des unglaublic­hen Bergpanora­mas. Sondern auch weil dort viele Fans direkt am Streckenra­nd campiert haben. Die haben Richtung Stimmung gemacht und angefeuert“, sagt er. Insgesamt zieht er nach 3500 Kilometern und 5500 Höhenmeter­n ein positives Fazit seiner Tour. Nicht nur dass die Aktion Spendengel­der für zwölf bis 13 Fahrräder eingebrach­t hat: Es war nicht einmal so anstrengen­d, wie er es befürchtet hatte. „Dazu hat es noch total viel Spaß gemacht.“

Christophe­r Trinks

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Markus Reimann ist Maler und begeistert­er Hobby-Radfahrer. Er fuhr für einen guten Zweck die Strecke der Tour de France.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Markus Reimann ist Maler und begeistert­er Hobby-Radfahrer. Er fuhr für einen guten Zweck die Strecke der Tour de France.

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