Rheinische Post Hilden

„Man kann morden, und es ist trotzdem lustig“

- VON JUDITH POHL

Autorin Ella Dälken hat einen neuen Krimi veröffentl­icht. „Tot überm Zaun“heißt er und spielt in einem Düsseldorf­er Schreberga­rten.

Mit Kugelschre­iber und Taschenblo­ck geht sie durchs Leben. Alles, was ihr ins Auge sticht, schreibt Ella Dälken auf. Das können Gesten, Bemerkunge­n oder ganz alltäglich­e Situatione­n sein.

Zum Beispiel die: Ein Mann setzt sich jeden Morgen auf dieselbe Bank und liest Zeitung. „Ich frage mich dann nicht nur, was er da macht, sondern auch, was wohl vorher passiert sein könnte“, sagt Dälken. Er könnte am Tag zuvor einen Mord begangen haben und jetzt die Zeitung lesen, weil er nachschaue­n möchte, ob die Leiche gefunden wurde, überlegt die Krimiautor­in. „Es passiert ziemlich häufig, dass ich solche harmlosen Situatione­n nehme“, sagt die 48-Jährige. „Aber es muss niemand befürchten, dass ich ihn ganz mit in meine Geschichte­n einbaue.“Als Autorin nehme sie die Beobachtun­g und bastele sich daraus etwas Neues.

Auch für ihren neuen Roman hat sich die Düsseldorf­erin vom Alltag inspiriere­n lassen. Die Krimikomöd­ie „Tot überm Zaun“ist gerade beim Heyne-Verlag erschienen. „Ich hatte schon immer viel Fantasie und habe als Kind gerne gelesen, irgendwann dachte ich: Das möchte ich auch machen!“Nachdem dieser Gedanke lange Zeit nur ein Wunsch geblieben war, fing sie einfach an zu schreiben. Erst nur Kurzgeschi­ch- ten, dann wagte sie sich an Größeres.

Sie schreibt Krimis, weil sie das Spiel mit den Grenzübert­retungen fasziniert. „Die hat man beim Krimi nun mal, weil es immer um Mord geht“, so Dälken. Dabei gehe es ihr nicht um die Brutalität, die heutzutage in den meisten Krimis vorherrsch­t, sondern darum, mit Humor den Krimi in ein neues Licht zu rücken. „Man kann auch morden, und es ist trotzdem lustig“, so Dälken. Krimis seien zwar eine gute Form, um die Probleme der Welt aufzuzeige­n, aber ihre Krimikomöd­ie sei tatsächlic­h nur Unterhaltu­ng. Mit ihrer neuen Romanfigur Cosma Pongs, einer 60-jährigen Hobby-Krimiautor­in, hat sie einen Charakter geschaffen, der problemlos mit dem Krimimilie­u spielen kann.

Cosma Pongs möchte nichts sehnlicher, als einen richtigen Mordfall lösen, denn ihrer Meinung nach ist sie als leidenscha­ftliche Krimiautor­in perfekt dafür qualifizie­rt. Beim Spaziereng­ehen in einem Schreberga­rten findet sie dann tatsächlic­h eine Leiche. Ihr erster Mordfall im sonst so ruhigen Düsseldorf. Euphorisch stürzt sie sich in die Ermittlung­en. Doch ihre Tochter, die Kriminalha­uptkommiss­arin Paula Pongs, verbietet jede Einmischun­g. Davon lässt sich AmateurErm­ittlerin Cosma aber nicht beeindruck­en, geschweige denn aufhalten.

Ella Dälken

Während die leicht überdrehte Cosma den schrillen, humoristis­chen Part im Roman einnimmt, ist ihre Tochter das genaue Gegenteil. Das Zusammensp­iel dieser Charaktere macht aus dem Buch einen spannenden, mit viel Witz unterlegte­n Krimiroman.

Geboren ist die Idee in Ella Dälkens Schreberga­rten in der Anlage Buschermüh­le in Mörsenbroi­ch. „Beim Unkrautjät­en ist mir aufgefalle­n, dass Gärtner ganz schön viele Mordwerkze­uge um sich haben“, so Dälken. Aber eben nicht nur die gewöhnlich­en Gerätschaf­ten wie Spaten, Äxte oder Motor-Häcksler, sondern auch kleine, filigrane Dinge „wie Fingerhut, Tollkirsch­e und Maiglöckch­en. All das hat man vor der Tür, und dennoch lebt es sich in einem Schreberga­rtenverein sehr friedlich.“Da habe sie sich die Frage gestellt: „Was würde passieren, wenn in meinem Eckgarten eine Leiche liegen würde?“

Zwei Jahre hat es gedauert, bis der Roman fertig war. Ein Jahr hat die Autorin an der Geschichte geschriebe­n, sie von Anfang bis zum Ende durchstruk­turiert, die Figuren entwickelt und Hinweise gezielt versteckt. Ein weiteres Jahr hat es gebraucht, um die Änderungen vom Verlag einzubauen. Zuerst wäre es ihr schwer gefallen, Änderungen zu akzeptiere­n. „Doch beim Schreiben habe ich gemerkt, dass alles so viel besser zusammenpa­sst“, sagt sie.

Doch trotz der strukturie­rten Vorarbeit erlebt man als Autorin beim Schreiben Überraschu­ngen. Gerade bei den Figuren. Ganz besonders Cosma wäre ihr öfter entlaufen. „Die Cosma macht wirklich immer, was sie will“, sagt die Düsseldorf­erin. Und andere Charaktere hätten sich einfach in die Geschichte geschliche­n. Wie Cosmas Freunde Gerda, Eddi und ein Kater namens Alfred.

Wie viele Mordfälle Cosma mit ihren Freunden lösen wird, steht noch nicht fest. „Es ist der Auftakt einer Reihe, und ich habe genug Ideen für mindestens zehn weitere Abenteuer“, so Dälken. Momentan arbeitet sie am zweiten Band.

„Beim Unkrautjät­en ist

mir aufgefalle­n, dass Gärtner viele Mordwerk

zeuge um sich haben“

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FOTO: ARTLIGHT STUDIOS / HENRIK REIMANN Autorin Ella Dälken erzählt von Mord und Totschlag, ist aber eigentlich sehr freundlich.

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