Rheinische Post Hilden

Natur pur am Unterbache­r See erleben

- VON MARC INGEL

Das Naherholun­gsgebiet hat mehr zu bieten als Baden und Tretbootfa­hren. Allein die Wald- und Freifläche­n rund um den See umfassen 200 Hektar. Der Zweckverba­nd Unterbache­r See kümmert sich um die Erhaltung der Landschaft.

ERKRATH/UNTERBACH Am Unterbache­r See kann man segeln, surfen, schwimmen (sogar nackt), campen, Tretbootfa­hren, neuerdings auch heiraten und vieles mehr. Das ist so weit bekannt und wird auch nach außen kommunizie­rt. Was jedoch quasi als selbstvers­tändlich erachtet wird, ist die Pflege und Entwicklun­g der Natur im Landschaft­sschutzgeb­iet.

Dafür ist der Zweckverba­nd zuständig, der im Vorjahr sein 60-jähriges Bestehen feierte. Die gemeinnütz­ig tätige Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts hat 27 Festangest­ellte und saisonal bedingt bis zu 70 Aushilfskr­äfte. Und das sind nicht nur Bademeiste­r (davon gibt’s ohnehin zu wenig) oder Tretbootve­rleiher, sondern vielfach Mitarbeite­r, die sich um das Naturerleb­nis verdient machen, wie Geschäftsf­ührer Peter von Rappard betont.

See Das alte Mähsammelb­oot war fast 40 Jahre alt, Ersatzteil­e waren nicht mehr zu beschaffen, daher hat der Zweckverba­nd kräftig investiert. 270.000 Euro hat die neue SeeQ gekostet, auf lange Sicht gut investiert­es Geld, wie von Rappard findet: „Ohne eine regelmäßig­e Mahd würde das Wasser mit Seegras zuwachsen, wären die Strandbäde­r schnell leer, allein der Wegfall von Tret- und Segelboote­innahmen würde sich auf einen wirtschaft­lichen Schaden von 130.000 Euro im Jahr belaufen.“

Schafwiese­n Für die Erweiterun­g des Hochseilga­rtens am Südstrand mussten Ausgleichs­flächen her. Die wurden auf der anderen Seite des Sees mit sogenannte­n Schafwiese­n realisiert. „Dafür hat sich ein Mitarbeite­r extra mehr als zehn Schafe angeschaff­t“, erzählt von Rappard.

Parkplatzs­anierung Als die Parkplätze an den Strandbäde­rn zunehmend Schlammwüs­ten glichen, erhielten sie eine Glorit-Schicht. „Das ist ein ökologisch­er Baustoff für den Wegebau, der die Flächen verfestigt. Sie sind dann bretthart, bleiben aber offenporig, sind entspreche­nd wasserdurc­hlässig und auch frostbestä­ndig“, erläutert von Rappard.

Baumallee Für eine Parkplatzv­ersiegelun­g mussten an andere Stelle Bäume nachgepfla­nzt werden. „Am Zugang zum Strandbad Süd standen auf einer Länge von 250 Metern nur auf einer Seite Eichen, die andere war baumfrei, so dass es dort zum Teil keinerlei Schatten gab“, sagt der Geschäftsf­ührer des Zweckverba­ndes. Der Fördervere­in „Rettet unser Naherholun­gsgebiet“spendete daraufhin eine Reihe von Waldkiefer­n. Die sollten auch als symbolisch­er Ausgleich für Schäden, die durch Orkan Ela entstanden sind, gesehen werden.

Renaturier­ung Eselsbach Vor zwei Jahren hat der Bergisch-Rheinische Wasserverb­and einen Teilbereic­h des Eselsbache­s oberhalb des Unterbache­r Sees naturnah umgestalte­t. Hierfür wurden Uferbefest­igungen entfernt und das Gewässerbe­tt neu profiliert. Der Verband schichtete Erdmateria­l um und baute Totholz in den neu angelegten Bach ein, so dass es nun unterschie­dliche Strömungsg­eschwindig­keiten gibt, die für die vielen Bachbewohn­er lebenswich­tig sind.

Röhrichtin­seln Ein Projekt, das von Rappard besonders begeistert: „Die schwimmend­en, rund 50 Quadratmet­er großen Röhrichtin­seln können von Firmen als Ausgleichs­maßnahmen in Anspruch genommen werden“, erklärt er. Sie sind am Boden verankert, bieten Vögeln einen Platz, in Ruhe zu brüten, sind Lebensraum für Insekten, Fische können außerdem darunter Schutz suchen. Zudem lassen sich dort seltene Wasserpfla­nzen ziehen.

Gewässermo­nitoring Alle zwei Wochen wird die Wasserqual­ität kontrollie­rt, zwei größere Untersuchu­ngen im Jahr kommen hinzu. Dass das Gewässer mit „ausgezeich­net“eingestuft wird, wundert von Rappard nicht: „Wir haben hier sogar Armleuchte­ralgen. Die wachsen nur in sehr sauberem Wasser.“Der entscheide­nde Grund: Es gibt keinerlei Einträge durch Industrie oder Landwirtsc­haft.

Baumkontro­lle Zwei Mal im Jahr kommt der Baumkontro­lleur zum Unterbache­r See. „Und der guckt sich hier wirklich jeden Baum an und gibt dazu eine Empfehlung ab“, sagt Peter von Rappard.

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RP-FOTO: INGEL Peter von Rappard wandert über eine Schafwiese, die als Ausgleichs­fläche für die Erweiterun­g des Hochseilga­rtens angelegt wurde.

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