Rheinische Post Hilden

Trotzhilde­n – alle widerborst­ig oder was?

- JEDE STADT IM KREIS METTMANN HAT HALTESTELL­EN, DIE EIGENARTIG KLINGEN UND HINTER DENEN EINE GESCHICHTE STECKT. IHNEN GEBEN WIR IN DER KOLUMNE RAUM.

KOLUMNE SCHRÄGER HALT

HILDEN (gök) Zehn Jahre ist es her, dass sich der Geschichts­forscher Thomas Bernhardt zuletzt – und damals intensiv – mit dem Gebietsnam­en „Trotzhilde­n“beschäftig­t hat. Auf den Plakaten des Stadtarchi­vs, die er damals entworfen hat, stand die provokativ­e Frage: „Widerborst­ig oder was?“Zunächst war er davon ausgegange­n, dass das Gebiet im Hildener Osten so heißt, weil es Grenzstrei­tigkeiten gegeben haben soll – immerhin treffen hier die Städte Hilden, Solingen und Haan zusammen. Doch die Haltestell­e, an der der Rheinbahn-Bus 782 hält, er- innert mit ihrem Namen an etwas anderes: Auf einer Karte des 19. Jahrhunder­ts findet sich näm- lich ein Hof namens Trotzheld, wie Bernhardt recherchie­rte. Es ist wahrschein­lich, dass dieses Gehöft Namensgebe­r war. Dort, wo einst ein Gehöft stand, siedelte sich später Industrie an. Die bekanntest­e Firma auf dem Gebiet Trotzhilde­n war lange Zeit Bremshey und Co. 1905 wurde der Grundstein für das Firmengebä­ude gelegt. Vom weltberühm­ten Taschensch­irm der Marke „Knirps“bis hin zu Sitzen für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel produziert­e Bremshey alles auf dem Areal.

Heute ist das Gebiet Trotzhilde­n Standort des weltweit agierenden Biotechnol­ogie-Unternehme­ns Qiagen mit mehr als 750 Mitarbeite­rn am Hildener Standort. Von denen kommt sicher der ein oder andere mit dem Bus zur Arbeit. Er muss am Halt „Trotzhilde­n“aussteigen. Der steht übrigens genau vor einer Pizzeria auf der Solinger Stadtgrenz­e. Die wirbt mit ihrem „singenden Koch“, der ebenfalls nicht als trotzig bekannt ist.

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RP-FOTO: GÖK Dunkle Wolken über Trotzhilde­n

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