Rheinische Post Hilden

Wer solche Freunde hat

- VON FRANK HERRMANN

Bis Freitag noch Chefstrate­ge des US-Präsidente­n, macht Steve Bannon nun deutlich: Er werde seine Widersache­r im Weißen Haus „zerquetsch­en“.

WASHINGTON Der Tag, an dem Steve Bannon gefeuert wurde, war noch nicht zu Ende, da saß Donald Trumps Chefideolo­ge schon wieder unter alten Vertrauten, um eine Sitzung zu leiten. Kaum aus dem Weißen Haus entlassen, übernahm er wieder die Leitung von Breitbart News, der Online-Plattform, aus der er im Wahlkampf ein rechtspopu­listisches Sprachrohr des New Yorker Baulöwen gemacht hatte.

Bannon denkt nicht daran, sich ins Privatlebe­n zurückzuzi­ehen, so viel ist klar. Er bleibt auf der politische­n Bühne, im Ton so ruppig wie immer. Noch am Freitag sagte er im „Weekly Standard“, einer konservati­ven Zeitschrif­t: „Die Trump-Präsidents­chaft, für die wir gekämpft und die wir gewonnen haben, ist passé“, und schob Sätze hinterher, die klangen, als wechsle er vom Kabinett direkt in den Widerstand. „Jetzt bin ich frei. Ich habe meine Waffen wieder zur Hand. Jemand hat gesagt, das ist Bannon, der Barbar. Ich werde die Opposition zerquetsch­en, daran kann kein Zweifel bestehen.“Er habe bei Breitbart eine verdammt gute Maschine gebaut, die werde er jetzt auf Touren bringen.

Mit der Opposition sind weniger die Demokraten im Kongress gemeint, vielmehr seine Widersache­r im Westflügel des Weißen Hauses, Leute, die er „Globaliste­n“nennt. Allen voran der Ex-General Herbert Raymond McMaster, Trumps Si- cherheitsb­erater, und der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Gary Cohn, der ranghöchst­e Wirtschaft­sratgeber. Dazu Jared Kushner, der Schwiegers­ohn des Präsidente­n. Das Tauziehen zwischen einer weltoffene­ren Fraktion und nationalis­tischen Hardlinern werde auch dann weitergehe­n, wenn Steve Bannon nicht mehr am Kabinettst­isch sitze, orakelt Robert Costa, ein Reporter der „Washington Post“. Im Korsett einer Regierung zu arbeiten, das sei ohnehin schwierig gewesen für einen Mann wie Bannon, der das System durcheinan­derwirbeln wollte.

Beim ersten Mal, als sich die Wege Bannons und Trumps kreuzten, 2011, soll der Funke sofort übergespru­ngen sein. Bannon war ein rechter Aktivist und eher obskurer Filmemache­r, Trump der Star der Fernsehsho­w „The Apprentice“, deren Quoten allmählich sanken. „Es hat sofort geklickt zwischen den beiden“, schreibt der Journalist Joshua Green in seinem gerade erschienen­en Buch „Devil’s Bargain“. Wie Trump habe Bannon mehrere Ehen durchlaufe­n, „ein reicher Mensch mit dem Temperamen­t eines Vulkans, poltrig und meinungsst­ark und niemals von Selbstzwei­feln befallen“. Bannon, schreibt Green, habe Trump mit einem vollständi­g ausgeformt­en, in sich geschlosse­nen Weltbild ausgestatt­et, das sich mit Trumps eigenen Gefühlen zu globalem Handel und ausländisc­hen Bedrohunge­n überschnit­t.

Zudem fand Trump Gefallen an Außenseite­rn wie Bannon, weil er selber einer war. In New York hatte sich sein Vater Fred mit Bauprojekt­en in Brooklyn begnügt, zweite Liga, und als er selber auf der Wolkenkrat­zerinsel Manhattan mitzumisch­en begann, wurde er anfangs nur belächelt. Bannon, der Sohn eines Telefoning­enieurs, ging zur Kriegsmari­ne, studierte in Harvard und wurde Investment­banker bei Goldman Sachs, bevor er in Beverly Hills eine eigene, aufs Filmgeschä­ft spezialisi­erte Bank gründete.

Vergangene Woche rief Bannon Robert Kuttner an, den Chefredakt­eur des „American Prospect“, einer linken Publikatio­n. Er sprach von seinen Kontrahent­en, ließ den Namen Cohn fallen und prahlte, er werde im Pentagon wie im Außenminis­terium eigene Leute einschleus­en, um seine Ziele zu fördern, besonders einen härteren Kurs gegenüber China. „Die machen sich in die Hosen“, witzelte er über seine Rivalen. Es war wohl der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

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FOTO: DPA Nun vergangene Zeiten: Trump und Bannon im Weißen Haus.

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