Rheinische Post Hilden

Bayer Leverkusen: Mentalität top, Torinstink­t flop

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Als der Regen begann, endete die Dominanz des Rekordmeis­ters. Bis dahin hatte der FC Bayern München den Auftaktgeg­ner aus Leverkusen im Griff, führte 2:0, und die einzige Frage in der Allianz-Arena schien zu sein, wie hoch die Elf von Trainer Carlo Ancelotti das Eröffnungs­spiel diesmal gewinnen würde. Es kam anders: Am Ende war der 3:1 (2:0)-Sieg der Münchner sogar schmeichel­haft.

Ein heftiges Unwetter beendete zehn Minuten vor der Halbzeit den schwülheiß­en Tag in München. Die Werkself kam immer besser ins Spiel. Ex-Torschütze­nkönig Heiko Herrlich musste von der Seitenlini­e allerdings hilflos mit ansehen, wie seine Spieler beste Gelegenhei­ten vergaben. „Es ist natürlich frustriere­nd, wenn die Chancen nicht reingehen“, sagte Bayers Coach – wissend, dass sich dieses Manko wie ein roter Faden durch die Vorbereitu­ng und auch die erste Runde des DFB-Pokals gegen den Karlsruher SC zieht. Erst in der Verlängeru­ng gelangen die erlösenden Siegtore gegen den Drittligis­ten. „Wir arbeiten im Training viel an den Abschlüsse­n“, betont der 45-Jährige. Er sei überzeugt, dass sich die Torgefährl­ichkeit bald verbessere.

Selten hat sich eine Mannschaft so viele Chancen in München erspielt wie Bayer 04. Knapp 20 Torschüsse verzeichne­ten die Gäste, neun davon direkt auf den Kasten. Aber nur einer fand den Weg ins Netz: Admir Mehmedi zimmerte den Ball zum 1:3 un- ter den Querbalken (65.). Das war auch ein Beleg für eine neue Mentalität. Das Team gab sich nach dem 0:3 nicht auf, kämpfte und spielte weiterhin mutig nach vorne. Belohnt wurde die starke moralische und auch taktische Leistung indes nicht.

Sportchef Rudi Völler hat angekündig­t, den Markt zu sondieren. Bis zum 31. August bleibt noch Zeit, das Sturmquart­ett bestehend aus Mehmedi, Kevin Volland, Joel Pohjanpalo und dem zuletzt nicht mehr in den Kader berufenen Routinier Stefan Kießling um einen Angreifer mit eingebaute­r Torgaranti­e zu bereichern. Davon gibt es nicht allzu viele – und wenn, sind sie wohl eher dem hochpreisi­gen Segment zuzuordnen. Die Transferka­sse ist nach den Abgängen unter anderem von Ömer Toprak, Hakan Calhanoglu und Chicharito aber durchaus prall gefüllt.

Ironischer­weise hat Letzterer just am Wochenende seine Vollstreck­erqualität­en erneut bewiesen: Bei der 2:3-Niederlage seines neuen Klubs West Ham United gegen den FC Southampto­n schnürte der Mexikaner einen Doppelpack. Was in München drin gewesen wäre, wenn man noch einen Stürmer dieses Kalibers in seinen Reihen gehabt hätte, ist freilich Spekulatio­n, aber: „Das war ein Tag, an dem wir die Bayern hätten erwischen können“, sagte Karim Bellarabi nach dem Schlusspfi­ff. „Wir müssen aus unseren Chancen mehr machen. Das werden wir in den nächsten Tagen aufarbeite­n.“

Womöglich auch durch einen Zugang mit Torinstink­t.

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