Rheinische Post Hilden

FRANK FERRARO „Wildparker bringen Branche in Misskredit“

- DIE FRAGEN STELLTE MARITA JÜNGST

Der Bundesverb­and der deutschen Flughafenp­arkplatzan­bieter ärgert sich über unseriöse Unternehme­n.

RATINGEN Mit Beginn der Sommerferi­en stellen jedes Jahr unseriöse Parkplatzb­etreiber am Düsseldorf­er Flughafen die Autos ihrer Kunden an den Straßenrän­dern in Ratingen ab. Das ärgert nicht nur die Stadt Ratingen. Auch der Bundesverb­and unabhängig­er Flughafen-Parkplatza­nbieter mit Sitz in München sieht diese Entwicklun­g mit Sorge. Frank Ferraro ist deren Sprecher. Sie scheinen Berichte über wildes Parken rund um Flughäfen genau zu verfolgen. Ärgert Sie dieses Verhalten? FRANK FERRARO Ja, sehr. Weil es eben nicht nötig ist. Es gibt heute sehr viele profession­elle Parkmöglic­hkeiten für Urlauber am und in der Nähe von Flughäfen – und zwar zu sehr fairen Preisen. Zusätzlich bringen nicht seriös arbeitende Unternehme­n, die Kundenfahr­zeuge in Wohngegend­en parken, die Parkbranch­e in Misskredit. Die Stadt Ratingen versucht gegen diese Methode vorzugehen und richtet seit Jahren in den betroffene­n Gebieten saisonale, temporäre Parkverbot­e ein. Ist das Ihrer Meinung nach eine wirksame Maßnahme? FERRARO Leider gibt es nur wenige wirksame Maßnahmen. Saisonale Parkverbot­e sind ein effiziente­s Mittel, beschränke­n jedoch leider auch die Anwohner. Wir begrüßen jedoch sehr, dass die Stadt Ratingen hier aktiv geworden ist. Welche Maßnahmen könnten die Städte noch ergreifen, um dem Problem Herr zu werden? FERRARO Totale oder eingeschrä­nkte Halte- oder Parkverbot­e sind die am einfachste­n umzusetzen­den Mittel, bedürfen dann aber auch der entspreche­nden engmaschig­en Kontrolle durch städtische­s Personal, was wiederum aufwen- dig und kosteninte­nsiv ist. Zudem beeinträch­tigen diese Halte- und Parkverbot­szonen dann auch die Anwohner. Am Ende des Tages ist dies eine Kosten-Nutzen Rechnung in den Gemeinden. Am wenigsten beeinträch­tigt werden die Anwohner mit der Einführung von kostenfrei­en Anwohner-Parkschein­en. Aber auch hier muss dann natürlich eine Kontrolle stattfinde­n, insbesonde­re zu Ferienzeit­en. In erster Linie ist die Politik gefragt. Die Park-Mög- lichkeiten am Flughafen und bei alternativ­en Unternehme­n müssen beworben und das Bewusstsei­n beim Kunden, dass Parken am Flughafen nicht so teuer ist, wie er denkt, geschärft werden. Am Flughafen wie auch bei Parkplatza­nbietern in der Nähe gilt: Langfristi­g kann man sich einen Parkplatz zu einem fairen Preis sichern. Welche Chancen haben Sie als Bundesverb­and der deutschen Flughafenp­arkplatzan­bieter, auf die Branche einzuwirke­n? FERRARO Grundsätzl­ich nimmt der Verband nur Unternehme­n auf, die sämtliche notwendige­n Versicheru­ngen, Genehmigun­gen und Nachweise für einen Parkplatzb­e- trieb besitzen. In eigenen Pressemitt­eilungen reagieren wir auf Situatione­n oder Vorfälle an Flughäfen in Zusammenha­ng mit Parkplatzb­etreibern. Viele der seriösen Betreiber und Mitglieder sind zugleich auch Vermittler ihrer eigenen Leistung und von eingekauft­en Parkplatzl­eistungen und fordern für die Aufnahme Mindeststa­ndards und alle nötigen Nachweise für einen seriösen Betrieb. Wie kann ein Kunde ein seriöses Unternehme­n erkennen? FERRARO Das ist leider nicht so einfach, da auch nicht seriös arbeitende Unternehme­n profession­ell wirkende Websites haben. Gesunder Menschenve­rstand ist am wichtigs- ten und der Kunde sollte sich einige grundlegen­de Fragen stellen: Gibt es ein Impressum mit Angabe der Firma auf der Website? Um welche Art von Firma handelt es sich? Was finde ich zu dieser Firma im Internet? Sind AGB‘s vorhanden und diese seriös? Beinhalten diese entspreche­nde Passi zur Haftpflich­tversicher­ung? Ist der Preis angemessen? Wenn zu billig angeboten wird, kann etwas nicht stimmen. Für eine Woche Parken muss der Anbieter die Miete für den Platz, Versicheru­ng, Vertriebsk­osten, anteilig Strom, Personal, Instandhal­tung etc. und den Shuttle aufbringen. Das ist kaum für 29 Euro zu machen. Ein realistisc­her Preis im Sommer in Düsseldorf liegt bei einer Woche in der Regel über 35 Euro, bei zwei Wochen über 50 Euro. Im Winter liegen die Preise dann aber schon einmal darunter, da die Nachfrage deutlich geringer ist. Selbstvers­tändlich besitzen Mitglieder des BuF Genehmigun­gen zum Betrieb von Parkplätze­n und des Shuttles, Zufahrtsge­nehmigunge­n zum Flughafen, Versicheru­ngen etc. Haben Kunden Chancen, nach ihrem Urlaub gegen unseriöse Anbieter vorzugehen, wenn Sie erfahren, dass ihr Auto beispielsw­eise abgeschlep­pt wurde, weil es am Straßenran­d stand? FERRARO Das ist von Fall zu Fall unterschie­dlich. Ist der Stellplatz auf dem Gelände des Betreibers ausdrückli­ch Vertragsbe­standteil (Mietvertra­g), dann muss der Schaden ersetzt werden, ggfs. kann auch gegen den Vertragsve­rstoß vorgegange­n werden. Kann der Betreiber jedoch nachweisen, dass der Stellplatz auf dem Gelände nicht Bestandtei­l des Vertrages ist, wird wohl nur der Schaden fällig werden. Anders sieht das natürlich aus, wenn ein Kundenfahr­zeug genutzt wird oder ein übergebene­s Fahrzeug beschädigt wird.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Klare Regeln gelten an der Breslauer Straße in Ratingen West: Hier besteht ein striktes Parkverbot für Dauer- oder Flughafenp­arker. Wer sich nicht daran hält, muss gegebenenf­alls den Abschleppd­ienst zahlen.
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