Rheinische Post Hilden

Was geschah auf der Nautilus?

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Der Leichnam der schwedisch­en Journalist­in ist identifizi­ert. Die genauen Umstände ihres Todes sind aber immer noch unklar.

KOPENHAGEN (RP) Was in den Gewässern vor Kopenhagen wie ein harmloser Schiffsunf­all begann, hat sich zu einem gruseligen Kriminalfa­ll entwickelt. Die schwedisch­e Journalist­in Kim Wall, die eine Reportage über einen dänischen UBoot-Bauer schreiben wollte, ist tot. Ihre Leiche ist zerstückel­t worden, der am Dienstag gefundene Torso ist nun eindeutig identifizi­ert.

Die Polizei geht anhand von Blutspuren davon aus, dass Kim Wall an Bord des Privat-U-Bootes „Nautilus“starb. Nach Darstellun­g des Bootsbesit­zers und Tatverdäch­tigen Peter Madsen sei es aber ein Unfall gewesen. Der ist in Dänemark als schillernd­e Persönlich­keit bekannt. Er hat zusammen mit Mitstreite­rn drei U-Boote gebaut. Die „Nautilus“ist mit knapp 18 Metern eines der größten selbstgeba­uten U-Boote der Welt. Madsens anderes Steckenpfe­rd ist die Raumfahrt. Seit Jahren arbeitet er an der Entwicklun­g von Raketen. Er hat eine Menge Unterstütz­er und Sponsoren.

Dass der 46-Jährige die Reporterin absichtlic­h getötet haben könnte, glaubte selbst der Haftrichte­r nicht. Als das Gericht am 12. August verfügte, dass Madsen 24 Tage in Untersuchu­ngshaft genommen wird, sprach der Richter vom Verdacht auf fahrlässig­e Tötung. Zuvor hatte Madsen zugegeben, dass es an Bord zu einem Unglück gekommen war, bei dem die 30-Jährige starb. Ihre Leiche habe er im Wasser „be- stattet“. Alles andere blieb der Öffentlich­keit verborgen.

Tagelang suchten Taucher und Helikopter­besatzunge­n in den Gewässern vor Kopenhagen nach Kim Wall. Die dänischen und schwedisch­en Seefahrtsb­ehörden versuchten, die Route der „Nautilus“nachzuvoll­ziehen. Andere Skipper wurden aufgeforde­rt, die Augen offen zu halten. Dass man letztlich nur ei- nen Torso finden würde, überrascht­e sogar die Ermittler.

Die Wahrheit von der Unwahrheit zu unterschei­den, ist in diesem Fall nicht leicht. Denn Peter Madsen hat nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt: Als er am Abend des 10. August sein sinkendes U-Boot in der Køge-Bucht verließ, sprach er von einem Problem mit einem Ballasttan­k. Doch als das Boot gehoben wurde, fanden sich Hinweise, dass es absichtlic­h versenkt wurde. Madsen sagte zudem zunächst aus, er habe die Journalist­in nach dem Interview wieder an Land gebracht. Auch diese Aussage erwies sich schließlic­h als falsch. Und seine Angabe, er habe ihre Leiche in der See „bestattet“, scheint die Wahrheit ebenfalls zu verschleie­rn. Die Polizei teilte am Mittwoch mit, dass der Körper von Wall so präpariert wurde, dass er nie wieder auftauchen sollte: Kopf, Arme und Hände wurden mechanisch abgetrennt, Rechtsmedi­ziner fanden Metallteil­e am Torso, die darauf schließen lassen, dass er nach unten gezogen werden sollte, dem Rumpf wurden Wunden zugefügt,um Gase und Luft entweichen zu lassen.

Madsens Anwältin sagte der Nachrichte­nagentur Ritzau, ihr Mandant sei froh darüber, dass der Torso identifizi­ert sei. Der Fund der Leiche stehe nicht im Widerspruc­h zu seiner Aussage, dass Kim Wall durch einen Unfall ums Leben gekommen sei. Walls Familie schrieb im sozialen Netzwerk Facebook. „Das Ausmaß der Katastroph­e können wir noch nicht ermessen, und viele Fragen müssen noch beantworte­t werden.“

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FOTO: DPA Polizisten durchsuche­n einen küstennahe­n Kanal nach weiteren menschlich­en Überresten der getöteten Journalist­in Kim Wall. Der am Dienstag vor Kopenhagen angespülte Torso wurde inzwischen zweifelsfr­ei identifizi­ert.

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