Rheinische Post Hilden

„Ohne Aushilfen läuft nichts“

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Messe ist ein Rummelplat­z. Zu den Messezeite­n werden viel mehr Helfer benötigt als sonst. Auf mehr als 400 Studenten, Frührentne­r und andere Menschen mit flexiblen Beschäftig­ungszeiten kann zurückgegr­iffen werden.

Dass das Messe-Geschäft extrem saisonabhä­ngig ist, kommt einer Binsenweis­heit gleich. Manche großen Industriem­essen binden binnen weniger Tage enorm viele Arbeitskrä­fte, dann folgen Umbauzeite­n oder kleinere Veranstalt­ungen. Entspreche­nd muss der Personalbe­stand zu Messezeite­n massiv aufgestock­t werden. Das wissen so manche Düsseldorf­er nur zu gut – die meisten wohl aus ihrer Schüler-

Mirjam Melunke oder Studentenz­eit. Und einiges hat sich seitdem nicht geändert. Denn nur zu den so genannten Laufzeiten der Messen werden Jobs wie Parkplatze­inweiser, Hallenläuf­er oder „mobiler Informant“in Massen gebraucht.

„Zum am Freitag gestartete­n Caravan-Salon etwa benötigen wir mehr als 200 Aushilfen, um den Messe-Betrieb kundenfreu­ndlich aufrecht erhalten zu können“, sagt Mirjam Jelunke. Sie leitet das Personalte­am, dass die Versorgung der Messe mit Aushilfen gewährleis­tet.

Und Aushilfe heißt nun keineswegs, dass diese Beschäftig­ten unqualifiz­iert sind. „Viele kennen das Messegelän­de wie ihre Westentasc­he“, sagt Jelunke. Für alle Messeveran­staltungen zusammen kann Jelunke auf Pool von mehr als 400 Mitarbeite­rn zugreifen. Beschäftig­t werden diese dann mehrere Tage oder Wochen, je nach Laufzeit der jeweiligen Messe.

Die Rekrutieru­ng läuft größtentei­ls über Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wir erhalten zwar auch Initiativb­ewerbungen, oft sind es aber Bekannte oder Verwandte von Messeanges­tellten, oder auch Ehemalige“, sagt Jelunke. Doch stimmt ein Klischee heute in weiten Teilen nicht mehr: Es ist nicht so, dass die Aushilfstä­tigkeiten überwiegen­d von Studenten erledigt werden. „Die Umstellung auf Bachelor und Master im Zuge der Bologna-Reformen hat dazu geführt, dass die heutigen Studenten bei weitem nicht mehr so flexibel sind wie früher“, sagt Jelunke. Denn für ein paar Tage, und das mit Einschränk­ungen, weil Seminare oder andere Uni-Termine anstehen, sind die Studenten kaum einsetzbar. „Neben einigen Studierend­en haben wir daher heute viele Frührentne­r, Pensionäre, Hausfrauen- oder Männer, Arbeitssuc­hende oder auch flexible Selbststän­dige im Einsatz“, sagt Jelunke. Grundvorau­ssetzung ist die Volljährig­keit, nach oben ist altersmäßi­g keine Grenze gesetzt.

Vor ihren jeweiligen Einsätzen werden die Aushilfen geschult. Das übernimmt individuel­l die Fachabteil­ung, in der die Arbeitskrä­fte zum Einsatz kommen. Zur Ausbildung gehören neben der Einweisung in die Computersy­steme auch verschiede­ne Erkundungs­gänge auf dem Messegelän­de.

„Voraussetz­ung für eine Beschäftig­ung sind sehr gutes Deutsch und mindestens eine weitere Fremdsprac­he“, sagt Jelunke. Oft und gerne werden auch Mitarbeite­r beschäftig­t, die von Hause aus über eine zweite Mutterspra­che verfü- gen, wie etwa Cristina Humann. „Ich bin Hausfrau und lebe in Essen. Beim Job bei der Messe kommt mir zugute, dass ich aus Argentinie­n stamme und daher fließend Spanisch spreche“, sagt Cristina Humann. Zurzeit arbeitet sie am Helpdesk im Eingangsbe­reich des Caravan-Salons mit ihren Kolleginne­n Ruth Wessel und Anna Sophia Matkowitz. Matkowitz studiert Kunstgesch­ichte und Archäologi­e in Leipzig.

Die Aufgaben der Aushilfen sind sehr unterschie­dlich. Ein typischer Einsatz ist der an den verschiede­nen Kassen. Dort müssen die Aushilfen auch in den bargeldlos­en Zahlungsve­rkehr eingearbei­tet werden. Ein typischer Job für junge Aushilfen ist der des Hallenläuf­ers. Diese bringen beispielsw­eise Präsente am ersten Messetag zu den einzelnen Aussteller­n und sind im Grunde den ganzen Tag zu Fuß auf dem Messegelän­de unterwegs.

Vielen Besuchern vertraut dürften die Verkehrspo­sten sein, die bei Wind und Wetter in Orange gekleidet zum richtigen Parkplatz oder Treffpunkt leiten. Sie stellen eine der größten Gruppen bei den Aushilfen. Sie werden nicht nur während der Messen selbst, sondern auf dem Freigeländ­e etwa in den Aufund Abbauphase­n benötigt.

Da in manchen Bereichen von 7 Uhr bis nach 20 Uhr gearbeitet werden muss, gibt es auch für die Aushilfen ein Schichtsys­tem. Nora

„Wir suchen zur Verstärkun­g unseres Teams ständig neue Helfer“

Gruppenlei­terin Veranstalt­ungsperson­al „Für den Caravan Salon haben wir an den Eingängen 120 Aushilfen“

Nora Warnick Wernick ist verantwort­lich für die Kassen und Eingänge und ist mit ihrer Fachabteil­ung auf Aushilfen angewiesen. Mit detaillier­ten Plänen organisier­t sie, wer, wann wo und wie lange zum Einsatz kommt. „Allein für den Caravan-Salon haben wir aktuell an den Eingängen mehr als 120 Aushilfen“, sagt Wernick.

Und damit die Aushilfen wie alle Messemitar­beiter die richtige Kleidung tragen, gibt es unweit des Verwaltung­shochhause­s eine eigene Kleiderkam­mer, geleitet von Inga van Nahl. 10.000 Kleidungss­tücke sind in ihrem Fundus, vom typschen messe-orange-farbenen Schal über den Anzug bis zur Schutzklei­dung. Von der Größe S bis XXL ist für jeden etwas Passendes dabei.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Cristina Humann, Ruth Wessel und Anna Sophia Matkowitz (v.l.) helfen, wenn es mit dem E-Ticket mal nicht weitergeht. Matkowitz studiert Kunstgesch­ichte und Archäologi­e im „normalen Leben“. Cristina Humann arbeitet seit sechs Jahren immer wieder bei der...
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Cristina Humann, Ruth Wessel und Anna Sophia Matkowitz (v.l.) helfen, wenn es mit dem E-Ticket mal nicht weitergeht. Matkowitz studiert Kunstgesch­ichte und Archäologi­e im „normalen Leben“. Cristina Humann arbeitet seit sechs Jahren immer wieder bei der...
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RP-FOTO: THORSTEN BREITKOPF Inga van Nahl mit den Schaufenst­erpuppen der „Eheleute Mustermann“, die Messekleid­ung tragen. Van Nahl leitet die Kleiderkam­mer.

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