Rheinische Post Hilden

Wuppertal hängt wieder am Bahn-Netz

- VON ULRIKE HOFSÄHS UND JÖRG ISRINGHAUS

Sechs Wochen lang mussten Pendler auf Ersatzverk­ehr umsteigen. Die Bilanz fällt positiv aus.

WUPPERTAL Ab morgen, 4 Uhr, fährt wieder ein Zug nach Wuppertal. Sechs Wochen lang war die bergische Großstadt vom Netz der Deutschen Bahn abgeklemmt, eine auch in der Geschichte der Bahn beispiello­s lange Sperrung. Sie war nötig, weil der Betrieb auf ein neues, 32 Millionen Euro teures digitales Stellwerk umgestellt wurde. Pendler mussten während dieser Zeit auf den Schienener­satzverkeh­r umsteigen und deutlich längere Fahrtzeite­n kalkuliere­n. Die Bahn zieht eine positive Bilanz, sagt eine Sprecherin. „Aus unserer Sicht hat diesmal alles ganz gut funktionie­rt.“

Diesmal, weil Wuppertal auch in den Osterferie­n keinen Anschluss ans Bahnnetz hatte. Damals hatte es viel Kritik seitens der Fahrgäste gegeben – es seien zu wenige Busse unterwegs, hieß es etwa, und die Informatio­nen zu dürftig. „Wir haben daraus gelernt und sowohl mehr Busse eingesetzt als auch die Taktung erhöht“, sagt die Sprecherin. Insgesamt waren 90 Gelenkbuss­e und 230 Busfahrer im Einsatz, dazu kam viel Serviceper­sonal, sogenannte Reisendenl­enker, an den zentralen Haltestell­en. „Auch 60 Führungskr­äfte der Bahn haben eine Schicht als Reisendenl­enker gearbeitet“, erzählt die Sprecherin.

Mehrere 100.000 Euro sind laut Bahn in eine verbessert­e Ausschil- derung und Reiseinfor­mation geflossen. Dazu gab es ein Beschwerde­telefon, bei dem rund 900 Anrufe eingegange­n sind. „Überwiegen­d ging es dabei aber um Fragen nach bestimmten Anschlüsse­n“, so die Sprecherin.

Relative Zufriedenh­eit herrscht unter betroffene­n Pendlern. „Das hat bis auf ein paar Ausnahmen gut geklappt“, meint ein Angestellt­er, der täglich aus Wuppertal nach Düsseldorf zur Arbeit fährt. Im Berufsverk­ehr stand zwar auch er im Stau, aber immerhin fuhren die Busse viel häufiger als noch an Ostern. Einen Sitzplatz bekam er zwar nicht immer, dafür aber „einen gemütliche­n Stehplatz“. Auch die Wuppertale­r Universitä­t und die In- dustrie- und Handelskam­mer finden, dass die Abläufe besser geklappt haben. Von „einer Geduldspro­be für Pendler und Reisende“spricht Christian Bruch von der Handelskam­mer aber trotzdem.

Eine Alternativ­e zur Vollsperru­ng gab es laut Bahn nicht. Mit dem neuen elektronis­chen Stellwerk soll der Bahnverkeh­r in der Region künftig besser gesteuert werden. Messzüge sind in den vergangene­n Tagen die Strecke abgefahren, um 521 digitale Signale und Weichen auf ihre Funktionst­üchtigkeit zu testen. „Wir freuen uns über die Modernisie­rung – aber bitte keine Sperrung mehr“, meint Thomas Eiting, der Sprecher der Stadt. Laut Bahn ist dies auch nicht geplant.

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