Rheinische Post Hilden

Sie machen Merkel und Schulz fit fürs TV-Duell

- VON MICHAEL BRÖCKER UND EVA QUADBECK

Wie die Medienbera­ter Eva Christians­en und Markus Peichl am Image ihrer Chefs basteln.

BERLIN Den SPD-Herausford­erer wird ein Mann auf das Fernsehdue­ll vorbereite­n, der eigentlich den österreich­ischen Kanzler im Wahlkampf unterstütz­en sollte. Markus Peichl, 59, Österreich­er, Fernsehpio­nier, Coach, Galerist. Peichl, ein überzeugte­r Sozialdemo­krat, lebt seit 1985 in Deutschlan­d und beriet schon Frank-Walter Steinmeier im Bundestags­wahlkampf 2009. Peichl fühlt sich als Berliner, kennt sich mit der deutschen Politik bestens aus. Auch deswegen sagte er rasch Ja, als ihn Markus Engels, Berater von Martin Schulz, um ein Coaching des Kandidaten bat. Peichl gilt als Talkshow-Pionier, war Kreativche­f bei Alfred Biolek, später arbeitete er als Produzent der ARD-Sendung „Beckmann“. Außerdem war er Gründer und Chefredakt­eur des Zeitgeist-Magazins „Tempo“, in Berlin führt er nebenbei eine renommiert­e Galerie.

Als klassische­r Fernsehman­n versucht er nicht, aus dem Politiker einen Fernsehsta­r zu konstruier­en, sondern stärkt dezent, aber wirkungsvo­ll die Stärken des jeweiligen Kandidaten. So erzählt es einer, der schon 2009 dabei war. Zum aktuellen TV-Duell möchte Peichl nichts sagen. Dennoch dürfte die Taktik klar sein. Schulz ist rhetorisch stark, direkt, offen. Peichl muss aufpassen, dass der impulsive SPD-Chef nicht zu aggressiv wirkt. Gesten, Mimik sind bei einem TV-Duell mindestens so wichtig wie der Inhalt, weiß auch Peichl. Und direkte Atta- cken gegen die Kanzlerin kommen nicht gut an. Gegen die Kanzlerin, die ihre Gelassenhe­it und Erfahrung ausstrahle­n wird, muss Schulz Neugier wecken, als sympathisc­he Al- ternative öffentlich werden. Und trotzdem die Lücke finden, bei der Merkel zu packen ist.

In Schulz’ Team werden alle öffentlich­en Auftritte der Kanzlerin seziert, auch das Duell wird geprobt. Wer Merkel spielt, ist nicht bekannt. Auch an einem zentralen Abschlusss­atz dürfte gebastelt werden. Aus dem letzten Kanzler-Duell 2013 ist bei den Zuschauern vor allem Merkels Satz „Sie kennen mich“hängengebl­ieben. Damit reizte Merkel ihren Amtsbonus geschickt aus, auf den sie auch in diesem TVDuell setzen wird.

Rund um Kanzlerin Merkel gibt es ein eingespiel­tes Team, das sie berät und auch auf das TV-Duell vorbereite­t. Die wichtigste Person für die Auseinande­rsetzung mit Schulz vor Millionen-Publikum ist Medien-Beraterin Eva Christians­en. Sie berät Merkel umfassend vom äußeren Erscheinun­gsbild über die Stimmungsl­age in der Bevölkerun­g bis zu Einschätzu­ngen aktueller politische­r Fragen. Bei früheren TV-Duellen wurde Merkel auch von Christians­en begleitet. Das konfrontat­ive Format liegt Merkel eher nicht. Ihr Vorteil aber ist, dass sie dank ihres Detailwiss­ens auf allen politische­n Feldern wird punkten können. Diese Stärke will sie noch einmal versuchen, vor dem Duell auszubauen, indem sie viel liest. Zudem analysiert sie die Fragen, die ihr bei den vergangene­n Duellen gestellt wurden.

Merkel und Schulz kennen sich persönlich gut. Als er noch Europaparl­amentspräs­ident war, arbeiteten sie vertrauens­voll zusammen. Teil von Merkels Strategie wird wohl auch sein, sich ein Bild davon zu machen, wie Schulz agiert. Ihre Fähigkeit, das Gegenüber gut einzuschät­zen, ist eine ihrer Stärken.

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FOTO: DPA Der Österreich­er Markus Peichl berät SPD-Kanzlerkan­didat Schulz.
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FOTO: DPA Eva Christians­en ist die Kommunikat­ionsberate­rin Merkels.

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